Scope-Studie Zinslast für Euro-Staaten nimmt deutlich zu
Steigende Zinskosten stellen das Schuldenmanagement der europäischen Regierungen auf die Probe. Eine aktuelle Studie weist auf steigende Lasten für Deutschland, Frankreich und insbesondere Italien hin.
Wie gut sind die Staaten Europas auf steigende Zinskosten für ihre Schulden vorbereitet? Die europäische Ratingagentur Scope hat die Lage in den drei größten Volkswirtschaften der Eurozone untersucht.
Laut der Studie wird die Zinsbelastung mit dem steigenden Zinsniveau bis 2028 deutlich steigen. In Deutschland dürften dann 2,1 Prozent der Einnahmen der öffentlichen Haushalte für Zinszahlungen verwendet werden. 2020 sei es noch rund ein Prozent gewesen.
"Deutschland in starker Position"
Seither ist das Zinsniveau deutlich gestiegen, nachdem die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik im Kampf gegen die hohe Inflation in Rekordtempo gestrafft hat. "Eine längere Phase höherer Zinssätze im Euroraum stellt das Schuldenmanagement der Regierungen auf die Probe, da die Finanzierungskosten steigen", so die Scope-Analysten Jakob Suwalski und Brian Marly.
"Deutschland befindet sich in einer starken Position und verfügt über einen großen finanzpolitischen Spielraum zur Erhöhung der Ausgaben." Dramatischer sehe es aber in Frankreich und Italien aus, den nach Deutschland zweit- und drittgrößten Volkswirtschaften der Eurozone. In Frankreich dürften bis 2028 rund 5,2 Prozent der Staatseinnahmen für die Zinszahlungen verwendet werden. Das wäre ein kräftiger Anstieg von 2,9 Prozentpunkten seit 2020.
Hohe Zinslast für Italien
Im Fall Italiens dürfte der Anteil sogar bei 8,2 Prozent liegen, womit er sich auf hohem Niveau stabilisieren würde. Auch unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni kämpft die Regierung in Rom mit einer hohen Neuverschuldung.
Zuletzt hatte die Skepsis der Finanzmärkte gegenüber dem Land wieder zugenommen. Erstmals seit einem halben Jahr stieg die Risikoprämie für italienische Staatsanleihen im Vergleich zur zehnjährigen deutschen Bundesanleihe zuletzt wieder über die Marke von zwei Prozentpunkten. Dieser sogenannte Spread gilt als Gradmesser für die Bereitschaft der Anleger, dem italienischen Staat Geld zu leihen.
Steigenden Druck auf die Staatshaushalte sieht die Ratingagentur nicht nur von Seiten der Zinskosten. Sie führt insbesondere steigende Sozial- und Gesundheitsausgaben, die Investitionen für die Energiewende sowie höhere Verteidigungsausgaben an. "Längerfristig ist zu befürchten, dass der Spielraum für die Regierungen des Euroraums, die notwendigen Haushaltsreformen durchzuführen, immer kleiner wird", so das Fazit der Scope-Analysten.