Nach einer Corona-Erkrankung Tausende kämpfen mit Langzeitfolgen
Nach einer Covid-Erkrankung sind für Tausende Menschen bundesweit die Folgen der Infektion noch nicht überstanden. Mediziner befürchten, dass die Zahl der Long-Covid-Patienten sogar noch zunimmt.
Bundesweit leiden Tausende Menschen, die eine durch das Coronavirus ausgelöste Covid-19-Erkrankung überstanden haben, an den Langzeitfolgen der Infektion.
Das geht aus einer Bilanz der zweitgrößten deutschen Krankenkasse Barmer hervor. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, zählte die Krankenkasse allein im Zeitraum zwischen vergangenem November und März 2021 etwa 2900 Versicherte, die von Long- oder auch Post-Covid-Symptomen betroffen waren.
Viele könnten Symptome gar nicht erkennen
Dabei könne die Zahl der Menschen, die an Langzeitfolgen leiden, noch höher liegen. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer, geht davon aus, dass vielen Betroffenen wegen der uneinheitlichen Symptome nicht bewusst sei, dass sie unter Long-Covid leiden. Es sei oft schwer zu differenzieren, wann die akute Virusinfektion aufhöre und die Langzeitfolgen anfingen. Hinzu kommt laut Marschall, dass Post-Covid erst seit Januar im Abrechnungssystem von Ärzten als eigenständiger Posten erfasst werden könne.
Auch die Deutsche Rentenversicherung stellt sich auf eine wachsende Zahl an Post-Covid-Patienten ein, die unter anderem Reha-Behandlungen benötigen werden. "Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Monaten eine deutliche Steigerung sehen werden", sagte Susanne Weinbrenner vom Geschäftsbereich Prävention der Rentenversicherung.
Zu den häufigsten Symptomen, von denen Patienten, die sich bereits jetzt wegen Long-Covid in Behandlung befinden, zählen laut Weinbrenner etwa Belastungsatemnot, eingeschränkte Belastbarkeit, muskuläre Schwäche, Angststörungen, Depression, chronische Nierenerkrankungen und Brustschmerz.
Zu körperlicher kommt psychische Belastung
Eine Corona-Erkrankung führt offenbar häufiger zu Langzeitfolgen bei den Betroffenen als Infektionen mit anderen Erregern, sagt Volker Köllner, der die Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation der Charité Berlin leitet. Dabei bezieht er sich aber nicht nur auf körperliche Folgeerscheinungen. Etwa jeder vierte Patient, der wegen einer Covid-19-Erkrankung beatmet werden musste, sei anschließend auch von psychischen Belastungen betroffen.
Frauen häufiger betroffen
Den Zahlen der Barmer zufolge treten Post-Covid-Syndrome häufiger bei Frauen auf als bei Männern. Sie seien zudem stark altersabhängig. So entwickelten Frauen ab 60 Jahren nach leichten Verläufen etwa sechsmal häufiger Post-Covid-Syndrome als Männer unter 40 Jahren. Die Mehrheit der Patientinnen und Patienten mit leichtem Krankheitsverlauf erholt sich Köllner zufolge aber innerhalb von rund drei Monaten ohne gravierende Folgen.
RKI meldet knapp 800 Neuinfektionen
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen, die eine Covid-19-Erkrankung nach sich ziehen könnten, geht in Deutschland indes immer weiter zurück. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Morgen 808 von den Gesundheitsämtern binnen eines Tages erfassten neuen Fälle. Zum Vergleich: Am Mittwoch in der vergangenen Woche hatte der Wert bei 1016 Neuansteckungen gelegen. In den vergangenen 24 Stunden starben 56 Menschen, die sich nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt hatten.
Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt bundesweit auf 5,2 gegenüber 5,4 am Dienstag und einem Wert von 7,2 vor einer Woche.
Seit Ausbruch der Pandemie in Deutschland haben sich laut RKI bundesweit mehr als 3,7 Millionen Menschen mit dem Erreger angesteckt. 90.875 Menschen starben in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Mehr als 3,6 Millionen Bundesbürger gelten nach einer Infektion wieder als genesen.