Energiewende Effizient heizen mit der Wärmepumpe?
Bis Mitte 2028 sollen alle neuen Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Die Wärmepumpe könnte eine Lösung sein. Aber eignet sie sich auch für ältere Bestandsgebäude?
In Deutschland werden Wärmepumpen inzwischen in fast jedem zweiten Neubau verwendet. Und dennoch hat sich der Verkauf von Ölheizungen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr noch verdoppelt. Zurückgeführt werden kann das unter anderem auf die aufgeladene Debatte um das sogenannte Heizungsgesetz.
Für Wärmepumpenforscher Marek Miara vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) ein fataler Trend: "Mein Appell ist: Schauen Sie nicht nur auf die Strom- und Gaspreise von heute, sondern überlegen sie sich: Wie werden die sich entwickeln in den nächsten 20 Jahren? Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gaspreise nach oben gehen werden, ist relativ hoch." Der Strompreis hingegen lasse sich zum Beispiel durch die eigene Photovoltaikanlage absenken.
Wie die Wärmepumpe funktioniert
Kostentechnisch ist das ein entscheidender Punkt, der für eine Wärmepumpe spricht, denn mit ihr investiert man etwas Strom und macht daraus ein Vielfaches an Wärme. Die zusätzliche Energie holt sich die Wärmepumpe quasi gratis aus der Umwelt.
Aus der Umgebungsluft, dem Grundwasser oder dem Erdreich wird Wärme gewonnen. Diese Wärme erhitzt ein Kühlmittel, zum Beispiel Propan, das mithilfe von Strom zu Gas komprimiert wird. Dieses komprimierte, heiße Gas kann dann in einem sogenannten "Wärmetauscher" seine Wärme an das Wasser der Heizungsanlage abgeben. Dann kühlt das Gas wieder ab, wird flüssig, und der Vorgang kann von vorne beginnen.
Im Prinzip läuft eine Wärmepumpe also wie ein umgekehrter Kühlschrank. Lamia Messari-Becker, Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen, sagt dazu: "Die Wärmepumpe ist ein geniales Gerät. Dem gebe ich eine Kilowattstunde, und es gibt mir das Drei-, sogar das Vierfache zurück."
Energiequelle: Lieber Wasser, Erde oder Luft?
Doch auch bei der Wärmepumpe gibt es Haken. Das fängt bei der Wahl der Wärmequelle für ein Gebäude an, die von den örtlichen Gegebenheiten abhängt: Während Grundwasser üblicherweise am meisten Wärme liefert, ist es oft schwierig zu nutzen.
Hier kommt es unter anderem darauf an, ob der Grundwasserpegel konstant und die Wasserqualität gut ist. Daher wird meist eine Luftwärmepumpe mit installiert, die zwar weniger effizient ist und mehr Lärm verursacht, aber einfacher zu implementieren ist.
Planung geht vor: Viele Wärmepumpen nicht effektiv
Eine weitere Schwierigkeit bei der Wärmepumpe besteht in der Ermittlung der Rahmendaten für die Anlage. Vor der Anschaffung sollte zum Beispiel genau geklärt werden: Wie viele Liter Heizwasser müssen pro Minute durch die Rohre fliesen, um die Räume optimal zu beheizen? Oder: Wie hoch ist die ideale Differenz zwischen Heizwasser- und Raumtemperatur?
Besonders effizient arbeiten Wärmepumpen dann, wenn sie viel Wasser durchs System schieben, das dafür dann nicht so stark erwärmt werden muss. Doch statt Anlagen optimal zu planen und auf ein Gebäude abzustimmen, werden meist unnötig komplizierte Lösungen von der Stange installiert. Jedes zusätzliche Bauteil mindert aber wieder Effizienz und Lebensdauer. Laut Marek Miara vom Fraunhofer-Institut gilt deshalb: Je einfacher das System, desto besser funktioniert die Anlage.
Mythos Altbau: Auch im Bestand läuft die Wärmepumpe
Entgegen oft im Zusammenhang mit dem "Heizungsgesetz" geäußerter Behauptungen eignen sich Wärmepumpen durchaus für Bestandsgebäude, einschließlich ungedämmter Altbauten mit alten Heizkörpern. Wärmepumpenforscher Miara hat das untersucht: "Ich kann das nur betonen: Ja, die Wärmepumpen können auch im Bestand gut arbeiten. Und ja, die können auch mit Heizkörpern arbeiten", sagt der Forscher vom Fraunhofer-Institut.
Bekräftigt wird das laut Miara durch Statistiken für das Jahr 2023. Hier habe sich gezeigt, dass "85 Prozent aller Wärmepumpen, die 2023 installiert wurden, im Altbau installiert waren und nicht im Neubau. Die allermeisten Wärmepumpen werden zurzeit im Altbau installiert, weil es einfach funktioniert", sagt der Wärmepumpenforscher. Zusammenfassend lässt sich also sagen: Eine gut geplante und an das Gebäude angepasste Wärmepumpe ist eine effektive Lösung - sowohl in Neubauten als auch in Bestandsgebäuden.