Folgen der Klimakrise Wasserkreislauf der Erde gerät aus dem Gleichgewicht
Dürren, tiefe Wasserstände - und dann Überschwemmungen: Die steigenden Temperaturen bringen den Wasserkreislauf durcheinander. Die Weltwetterorganisation warnt: "Es gibt kein Patentrezept, um das Problem zu lösen."
Der Wasserkreislauf der Erde gerät einem Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) zufolge aus dem Gleichgewicht. Die Ursachen: der Klimawandel und menschliche Aktivitäten. "Wir haben global weniger Wasser in Reservoiren und wir haben Grundwasser verloren", sagte WMO-Chef Petteri Taalas in Genf. Die Menge lasse sich derzeit noch nicht feststellen.
"Steigende Temperaturen haben den Wasserkreislauf beschleunigt - und auch gestört. Eine wärmere Atmosphäre speichert mehr Feuchtigkeit. Es kommt zu viel stärkeren Niederschlägen und Überschwemmungen", sagte Taalas: "Und im entgegengesetzten Extrem gibt es mehr Verdunstung, trockene Böden und intensivere Dürren."
Verwertbare Daten über die Wasserreserven liegen nach Angaben der WMO erst seit 2002 vor. Seitdem geht der Trend abwärts, heißt es im Bericht "Zustand der globalen Wasserressourcen 2022".
"Es gibt kein Patentrezept"
Wichtig sei, das Wassermanagement zu verbessern, sagte Stefan Uhlenbrook, Direktor der WMO-Abteilung für Wasser und Kryosphäre. 70 Prozent des Wassers entfalle auf die Landwirtschaft. Dort müsse sparsamer bewässert werden. "Es gibt kein Patentrezept, um das Problem zu lösen", sagte Uhlenbrook. Auch Entsalzung von Meerwasser gehöre dazu, aber das brauche viel Energie, und die Abwässer aus solchen Entsalzungsanlagen dürften die Umwelt nicht zusätzlich belasten.
Nur rund zwölf Prozent der Wasserressourcen werden als Trinkwasser verbraucht, sagte Uhlenbrook. In dem Bericht verweist die WMO darauf, dass weltweit 3,6 Milliarden Menschen - mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung - mindestens einen Monat im Jahr nicht genügend Trinkwasser zur Verfügung haben. Die Zahl werde bis 2050 auf mehr als fünf Milliarden Menschen steigen.
Der isländische Gletscher "Okjökull" - Eisschmelze von 1986 bis heute.
Dürren und tiefe Wasserstände
In den meisten Fällen sei es 2022 bei Flüssen und Stauseen trockener gewesen als im langjährigen Mittel. Ähnlich sei die Lage bei der Verdunstung von Wasser aus Tier- und Pflanzenwelt sowie von Boden- und Wasseroberflächen gewesen. Europa habe im Sommer eine erhöhte Verdunstung und geringere Bodenfeuchtigkeit erlebt, bedingt durch die Trockenheit. Vielerorts kam es zu Dürren und tiefen Wasserständen: In den USA und am Horn von Afrika, ebenso an der Donau, am Rhein und am Jangtse in China. Derweil erlebte das Flussgebiet des Indus in Pakistan extreme Überschwemmungen.
Der Schnee in den Alpen, in den Anden in Südamerika und anderen hochgelegenen Gebieten blieb unter dem langjährigen Mittel, was den Abfluss in Flüsse beeinträchtigte, heißt es in dem Bericht weiter. "Die Gletscher und die Eisdecke ziehen sich vor unseren Augen zurück", sagte WMO-Chef Taalas.