Weltraumverteidigung "Wir sind wachsam"
Das US-Militär hat auf dem Luftwaffenstützpunkt in Ramstein sein Weltraumkommando für Europa und Afrika in Dienst gestellt. Damit wollen die Amerikaner die Sicherheit im Weltraum erhöhen.
Es klingt wie Science-Fiction, ist aber längst Realität: Der Weltraum ist zum militärischen Operationsraum geworden, Satelliten gehören zur kritischen Infrastruktur. Ob Aufklärung, abhörsichere Kommunikation oder Einsatzführung - militärische Operationen finden längst nicht mehr nur auf dem Erdboden statt.
Die USA haben genauso wie Russland, beziehungsweise die frühere Sowjetunion, bereits seit Jahrzehnten militärische Raumfahrteinheiten. Seit 2019 gibt es beim US-Militär die sogenannte "Space Force", eine eigene Teilstreitkraft. Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte sie gegründet - ein Prestigeobjekt, für das er damals auch viel Hohn und Spott erntete. Nicht zuletzt, weil das Logo der "Space Force" dem Design der US-Serie "Star Trek"/"Raumschiff Enterprise" frappierend ähnelte.
Auf der US-Airbase in Ramstein in Rheinland-Pfalz haben die Amerikaner nun ihr Weltraumkommando für Europa und Afrika in Dienst gestellt. Michael Langley, Befehlshaber des US-Afrika-Kommandos, sagte in seiner Rede eindringlich: "Wir sind auf der Hut."
Bundesverteidigungsministerium begrüßt Indienststellung
Mit der Stationierung des Weltraumkommandos in Deutschland möchten die USA jetzt zudem in Europa auf dem Operationsgebiet Weltraum Präsenz zeigen und die gemeinsamen Weltraumfähigkeiten in und mit Europa und Afrika stärken. Im Bundesverteidigungsministerium begrüßt man die Indienststellung des "US Space Force"-Kommandos in Europa:
"Neben der Zusammenarbeit im NATO- und EU-Rahmen sucht Deutschland gezielt die bilaterale und multilaterale Kooperation mit Weltraumnationen, die unsere Werte teilen und sich für eine Stärkung der Weltraumsicherheit einsetzen. Eine besonders enge Partnerschaft verbindet Deutschland dabei mit den USA, wie im Rahmen der sogenannten 'Combined Space Operations Initiative', in der - zusammen mit Australien, Kanada, Frankreich, Großbritannien und Neuseeland - Grundlagen für gemeinsame Entwicklungen in der Dimension Weltraum erarbeitet werden."
Bundeswehr betreibt Weltraumlagezentrum
Auch die Bundeswehr verfügt über Weltraumstreitkräfte - seit 2021 gibt es das sogenannte Weltraumkommando. Das deutsche Militär verfügt selbst über acht eigene Satelliten, die es zu schützen gilt. "Schutz" meint damit sowohl die Abwehr von Angriffen feindlicher Satelliten im All, als auch den Schutz von Bodenstationen. Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt betreibt die Bundeswehr ein sogenanntes Weltraumlagezentrum, um immer zu wissen, wer sich wo im Weltraum bewegt. Das Lagezentrum gibt etwa auch Kollisions- und Annäherungswarnungen heraus, wenn Weltraumschrott Gefahr läuft, mit Satelliten zu kollidieren.
Michael Traut, der Kommandeur des Weltraumkommandos der Bundeswehr, war zur Indienststellung des US-Kommandos ebenfalls in Ramstein und freut sich auf die Zusammenarbeit mit den Amerikanern, die in Zukunft dank der Stationierung in Rheinland-Pfalz weiter vertieft werden könne: "Einerseits machen wir bereits gemeinsam einen 24/7 Dienst, indem wir den Weltraum überwachen und die Lage analysieren. Das können wir intensivieren. Und wir können uns gemeinsam Gedanken über operative Pläne machen: Was wir tun, wenn wir bedroht oder gar angegriffen werden."
Laserangriffe auf Satelliten bereits Realität
Das Bedrohungsszenario für Satelliten ist vielfältig - aus dem All und vom Boden. Das Bundesverteidigungsministerium erklärt: "Mehrere Staaten haben bereits bewiesen, dass sie Satelliten von der Erde aus bekämpfen, sich im Weltraum an fremde Satelliten annähern und die Funktion von Sensoren und Kommunikationseinrichtungen der Satelliten auch am Boden und vom Boden aus stören können. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und der in diesem Zusammenhang durchgeführte Cyberangriff auf die Viasat KA-Satelliten-Konstellation hat zudem gezeigt, dass auch mit einer Ausdehnung eines Konfliktes in die Dimension Weltraum zu rechnen ist."
Michael Traut vom Weltraumkommando ergänzt - und was er berichtet, klingt tatsächlich wie Science-Fiction: "Laserangriffe vom Boden aus in Richtung niedrigfliegender Satelliten sind leider Gottes bereits realistisch. Man versucht tatsächlich vom Boden aus mit einer präzisen Bahnbestimmung die Optik eines Aufklärungssatelliten zu blenden."
Satelliten gegen Desinformation einsetzen
Bei der Zeremonie zur Indienststellung in Ramstein betonten die Redner, wie wichtig funktionierende Satellitenaufklärung ist, gerade auch mit Blick auf Kriege und Konflikte, Beispiel Ukraine. Der stellvertretende Befehlshaber vom US-Europa-Kommando Steven Basham führt aus: "Nach dem illegalen Einmarsch Russlands in die Ukraine gab es erhebliche Desinformation, die von Russland noch verstärkt wurde. Was wir im Weltraum mit den Nachrichtendienst-, Überwachungs- und Aufklärungskapazitäten bieten konnten, ist die Fähigkeit, eine von Russland gemachte Aussage schnell zu verifizieren und sie mit Daten, Filmmaterial oder Bildern zu widerlegen."
Vor kurzem erst hat Nordkorea nach eigener Aussage einen Spionagesatelliten in den Weltraum geschossen. Inzwischen hat die Zentrale Koreanische Nachrichtenagentur gemeldet, dass bereits "detaillierte" Bilder vom Weißen Haus, dem Pentagon und Flugzeugträgern auf einem US-Stützpunkt angefertigt worden seien. Sollte das stimmen, kann durchaus davon ausgegangen werden, dass die Amerikaner jenen nordkoreanischen Satelliten beim Überflug genau auf dem Schirm hatten.