Historischer Gefangenenaustausch Umarmungen und ein Dank nach Deutschland
Es waren berührende Szenen, als die drei freigelassenen US-Bürger von ihren Familien und Präsident Biden sowie Vizepräsidentin Harris empfangen wurden. Ein ausdrücklicher Dank ging an Bundeskanzler Scholz.
US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris haben den US-Journalisten Evan Gershkovich und zwei weitere von Russland im Rahmen eines Gefangenenaustauschs mit dem Westen Freigelassene in den Vereinigten Staaten empfangen. Es waren berührende Szenen. Strahlend begrüßten Gershkovich, der ehemalige Soldat Paul Whelan und die Journalistin Alsu Kurmasheva zunächst den US-Präsidenten und seine Vize und fielen dann unter Jubel und Freudentränen ihren Familien in die Arme.
Ella Milman, die Mutter Gershkovichs, umarmt ihren Sohn, während Paul Whelan und seine Schwester Elizabeth Whelan zusehen.
Russland, Belarus sowie auf der anderen Seite fünf NATO-Staaten, darunter die USA und Deutschland, hatten den Gefangenenaustausch am Donnerstagnachmittag vollzogen. Teil davon waren 24 Inhaftierte und zwei Minderjährige. Umgesetzt wurde der Austausch über die Türkei.
Begrüßung unter Jubel
"Wall Street Journal"-Reporter Gershkovich, der frühere US-Soldat Paul Whelan und die Journalistin Alsu Kurmasheva wurden in der Nacht (Ortszeit) auf dem Luftwaffenstützpunkt Joint Base Andrews bei Washington mit Jubel von wartenden Familienangehörigen und Freunden begrüßt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.
Vizepräsidentin Harris bezeichnete die Vereinbarung als "außergewöhnlichen Beweis dafür, wie wichtig es ist, einen Präsidenten zu haben, der die Macht der Diplomatie versteht".
US-Präsident Biden spricht mit der Journalistin Alsu Kurmasheva und ihrer Familie.
Es fühle sich "wundervoll" an, sie wieder auf amerikanischem Boden willkommen zu heißen, sagte Biden beim Empfang von Gershkovich, Whelan und Kurmasheva. Dennoch wies Biden die Vorstellung zurück, dass derartige Gefangenenaustausche zu Gefangennahmen weiterer Amerikaner ermutigen könnten. Er glaube nicht an die Idee "diese Menschen im Gefängnis verrotten zu lassen, weil andere Leute gefangen genommen werden könnten".
Biden dankte Deutschland
Zudem unterstrich Biden seinen besonderen Dank gegenüber Staaten wie Deutschland und Slowenien, die den umfassenden Gefangenenaustausch zwischen Russland, Belarus und mehreren westlichen Ländern durch ihr Mitwirken ermöglicht hätten. Der Gefangenenaustausch sei ein "harter Brocken" für die Verbündeten der USA gewesen, sagte Biden. Die Länder hätten schwierigen Bedingungen zugestimmt, die ihren eigenen Interessen zuwidergelaufen seien.
Vor allem Bundeskanzler Olaf Scholz schulde er Dank, betonte Biden. Scholz sei "unglaublich" gewesen. Während der Verhandlungen mit Russland sei klar geworden, dass der Gefangenenaustausch nicht zustande kommen würde, wenn er nicht auch die Freilassung des "Tiergartenmörders" einschließt.
Deutschland habe erhebliche Zugeständnisse machen müssen, sagte Biden - wohl wissend, wie rechtlich heikel das Überstellen des in Deutschland rechtskräftig wegen Mordes verurteilten russischen Staatsterroristen ist. Wadim Krassikow hatte im August 2019 im Berliner Tiergarten einen ehemaligen tschetschenischen Kämpfer getötet. Dafür verbüßte er bis zum jetzigen Gefangenenaustausch eine lebenslange Haftstrafe.
Größter Austausch dieser Art seit Ende des Kalten Krieges
Für Biden ist das Zustandekommen des Austauschs auch ein innenpolitischer Erfolg, der fraglos Teil seines politischen Vermächtnisses sein wird. Denn bei dem Austausch handelt es sich um den größten dieser Art seit Ende des Kalten Krieges. Russland ließ 15 Gefangene frei, darunter vier mit deutschem Pass. Auch die Freilassung eines in Belarus zunächst zum Tode verurteilten und später begnadigten Deutschen konnte erreicht werden.
Im Gegenzug konnten nach Angaben des russischen Geheimdienstes FSB acht russische Häftlinge und zwei Minderjährige nach Russland zurückkehren. Ein Großteil der von Russland freigelassenen Häftlinge wurde nach Köln/Bonn geflogen. Dort landeten in der Nacht zum Freitag zwei Maschinen.
Später trafen sich Freigelassene dort mit Bundeskanzler Scholz. In Moskau empfing Russlands Präsident Wladimir Putin auf dem Flughafen Wnukowo die im Zuge des Gefangenenaustauschs freigelassenen Russen.
Mit Informationen von Sebastian Hesse, ARD Washington