USA Ex-"Bild"-Mitarbeiterin verklagt Axel Springer
In Los Angeles zieht eine frühere Mitarbeiterin der "Bild"-Zeitung gegen den Axel-Springer-Verlag vor Gericht. Hintergrund sind die Vorwürfe gegen den ehemaligen "Bild"-Chef Reichelt, die im vergangenen Jahr bekannt geworden waren.
In Los Angeles hat eine ehemalige Mitarbeiterin der "Bild"-Zeitung Klage gegen den Medienkonzern Axel Springer in den USA eingereicht.
Die Zivilklage listet insgesamt elf Vorwürfe auf, darunter unfaire Entlohnung und Beihilfe zur Belästigung. Die Klägerin hatte nach eigenen Angaben in Deutschland eine Affäre mit dem ehemaligen "Bild"-Chef Julian Reichelt.
Wegen Affäre gemobbt
Die Affäre habe Reichelt zwar beendet, zu einem späteren Zeitpunkt aber wieder aufgenommen. Die Klägerin gibt laut Gerichtsunterlagen an, Angst vor negativen Konsequenzen für sie gehabt zu haben, wenn sie Sex mit Reichelt verweigert hätte. Zudem habe Reichelt gesagt, sie solle mit niemandem über die Vorkommnisse sprechen. Dies habe sie als Drohung wahrgenommen.
Im Jahr 2019 war die Frau dann für den Springer-Konzern nach San Francisco geschickt worden, um dort für die "Bild" zu arbeiten. Dort sei sie wegen der Affäre von Kollegen gemobbt worden, eine Beschwerde bei der dortigen Chefin habe keinen Erfolg gehabt. Ihr Vertrag sei kurz darauf nicht verlängert worden.
Erste Anhörung im Dezember angesetzt
Die Frau berichtet unter anderem davon, dass die Affäre und das Mobbing von Kollegen zu Angstzuständen und Depression geführt hätten. Die Frau, die derzeit in Los Angeles lebt, hat dort eine Verhandlung vor einer Jury beantragt. Ein erster Gerichtstermin soll im Dezember stattfinden.
Vorwürfe gegen Reichelt waren im März 2021 bekannt geworden. Mehrere Frauen beschuldigten ihn damals wegen Mobbing und der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen. Reichelt hat die Vorwürfe stets dementiert und spricht von einer Schmutzkampagne gegen ihn.
Nach einer unternehmensinternen Untersuchung hielt der Springer-Verlag zunächst an Reichelt fest. Im Oktober 2021 hatte die Zeitung "New York Times" über die Vorwürfe berichtet, auch ein Investigativ-Team der Mediengruppe "Ippen" recherchierte parallel. Kurz darauf wurde Reichelt entlassen.
Hohe Schadenersatzforderungen bei Klage-Erfolg möglich
Der deutsche Axel-Springer Verlag unterhält einen Ableger mit Sitz in Delaware und hat seine Geschäfte auf die USA ausgeweitet. Im vergangenen Jahr hatte der Verlag das US-Medienunternehmen "Politico" übernommen. 2015 hatte Springer den Onlinedienst "Business Insider" erworben.
Sollte die Klage der Frau gegen den Verlag in den USA Erfolg haben, könnte dies aufgrund der dortigen Rechtslage eine hohe Summe an Schadenersatzforderungen zur Folge haben.