Vorwahlen in den USA Fünf Erkenntnisse aus dem "Super Tuesday"
Dass Biden und Trump den "Super Tuesday" dominieren würden, war zwar erwartet worden. Die Wahlergebnisse zeigen aber, womit die Wähler in den USA unzufrieden sind - und welche Gruppe nun besonders umworben werden dürfte.
Es war der wichtigste Wahltag der US-Vorwahlen: In 15 Bundesstaaten haben die Wählerinnen und Wähler entschieden, wen sie am 5. November bei den Präsidentschaftswahlen auf dem Stimmzettel sehen wollen. Es war absehbar, dass es kein Wahl-Thriller werden würde. Joe Biden und Donald Trump wussten, dass sie - mangels starker Gegenkandidaten - sicher siegen würden. Aber sie haben etwas über ihre Schwächen gelernt.
Donald Trump - es kann nur einen geben
Der frühere Präsident ist nicht mehr wirklich zu schlagen. Er hat voraussichtlich 14 der 15 Bundesstaaten gewonnen (nur Vermont nicht, das dürfte sich rächen für den kleinen Staat). Und damit hat er seinen Vorsprung komfortabel ausgebaut. Kein anderer Kandidat hat in den vergangenen Jahrzehnten so klar die Vorwahlen dominiert, sagen die Wahlbeobachter. Trump hat Texas, Oklahoma, Tennessee, Alabama und North Carolina mit einem Vorsprung von jeweils 50 Prozentpunkten und mehr vor Nikki Haley gewonnen, indem er vor allem die Wählerinnen und Wähler ohne Hochschulabschluss mobilisiert hat.
Aber klar ist auch, dass ihn überall im Land Hunderttausende Anhängerinnen und Anhänger der Republikaner nicht auf dem Stimmzettel sehen wollen. Und klar ist, dass er ohne diese Gruppe am 5. November nicht gewinnen kann. Einen Versuch, diese Menschen direkt anzusprechen, unternahm Trump in der Nacht nicht. In seiner Siegesrede erwähnte er Nikki Haley mit keinem Wort, sondern zeichnete wie so oft ein düsteres Bild der USA als "Dritte-Welt-Land", das seine Grenzen nicht unter Kontrolle hat. Angst vor Immigration und Kriminalität schüren, das scheint seine Wahlkampfstrategie zu bleiben.
Ein super Dienstag für Joe Biden
Zugegeben, in Amerikanisch-Samoa hat Joe Biden verloren - mit 40 zu 51 Stimmen gegen den Unternehmer Jason Palmer. Aber das Außengebiet der USA im Südpazifik war ohnehin nur für sechs Delegiertenstimmen gut. Das kann Biden verkraften, denn er hat ansonsten mit noch größerem Abstand seine Vorwahlen gewonnen als Trump. Marianne Williamson und Dean Phillips, seine Gegenkandidaten, sind in der Regel deutlich unter zehn Prozent geblieben.
Aber die Protestwähler, die ihn neulich in Michigan wegen seiner Gaza-Politik abgestraft haben, waren wieder zu sehen, in Massachusetts und Colorado zum Beispiel, vor allem aber in Minnesota, wo etwa 20 Prozent "uncommitted", also "neutral", angekreuzt haben. Was das Biden-Team beunruhigen sollte, ist, dass Trump in Wählergruppen stärker wird, die bisher zur Kernwählerschaft der Demokraten gehörten - bei den nicht-weißen Wählern und den jungen Leuten.
Biden selbst hat sich in der Nacht nicht geäußert. Er bereitet gerade seine Rede zur Lage der Nation am Donnerstag vor.
Ausgeträumt - Nikki Haley wird nicht Präsidentin
Vermont und Washington, DC: Zwei kleine, liberale Inseln in den USA haben Haley zwei symbolische, aber unbedeutende Siege beschert. Gehofft hatte sie, wenigstens einen Bundesstaat wie Virginia oder North Carolina zu gewinnen. Das hat nicht geklappt. Die Wählerinnen und Wähler halten sie nicht für die Richtige. Und offensichtlich haben viele nicht unbedingt für Haley, sondern eher gegen Trump gestimmt.
Aber sie hat in den Wahlbezirken der Universitätsstädte ordentlich abgeschnitten, auch bei den jungen Leuten, bei der gut ausgebildeten Bevölkerung und bei den Wählern, die sich selbst als "independent", als unabhängig festlegen. Das ist nicht nichts. Um diesen Menschen eine Stimme zu geben, ist sie im Rennen geblieben.
Große Frage: Was macht Haley nun? Wird sie ihren Traum von der Präsidentschaft begraben? Wird sie etwa doch eine Wahlempfehlung für Trump aussprechen - weil sie Biden angeblich für schlimmer hält?
Was lernen wir für die Wahl im November?
Vorwahlen sind keine Präsidentschaftswahlen. Auch wenn Trump und Biden ihre Siege souverän nach Hause gebracht haben, sagt das nichts über den 5. November aus. Beide werden die Nikki-Haley-Wählerschaft heiß umwerben. Denn diese Gruppe ist groß genug, um im November die Waage in die eine oder andere Richtung zu kippen. Offensichtlich mögen sie alle Donald Trump nicht. Aber würden sie stattdessen Joe Biden wählen?
Und der Taylor-Swift-Faktor?
Die Pop-Queen, die seit ihrer Country-Phase einen Wohnsitz im ultrakonservativen Tennessee hat, hat am Dienstag noch dazu aufgerufen, wählen zu gehen - in Tennessee und sonstwo in den USA. Wen, hat sie nicht gesagt, nur so viel: "Wählt die Leute, die euch am meisten repräsentieren, an die Macht". Was das in Wählerstimmen bedeutet? Schwer zu sagen.