Die erste im Fernsehen übertragene Debatte zwischen Senator John F. Kennedy und Vizepräsident Richard M. Nixon im Jahr 1960.
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Berühmte TV-Duelle Humor von Reagan, Patzer von Ford

Stand: 27.06.2024 17:00 Uhr

TV-Duelle im Wahlkampf haben in den USA eine lange Geschichte. Zwar entscheidet eine Debatte allein keine Wahl. Dennoch gab es viele heitere und bedeutsame Momente - und einige sind in die Geschichte eingegangen.

Das Alter der Kandidaten wird heute Abend ganz sicher Thema sein - und das wäre nicht das erste Mal. 1984 trat der amtierende Präsident Ronald Reagan zur Wiederwahl an, gegen den Demokraten Walter Mondale. Reagan ist 73, zu dem Zeitpunkt der bisher älteste US-Präsidentschaftskandidat überhaupt. In der ersten Debatte sah Reagan nicht gut aus, zwischendurch fielen ihm Worte nicht ein, manchmal stockte er, stammelte. Mondale wittert Morgenluft.

Aber dann kam Debatte Nummer zwei. Der Moderator spricht Reagan auf sein Alter an. Das war zu erwarten, Reagan ist vorbereitet: Er werde das Alter in diesem Wahlkampf nicht zum Thema machen. Er werde die Jugend und Unerfahrenheit seines Gegners nicht für politische Zwecke ausnutzen. Das Publikum lacht, der Moderator auch. Und selbst der zu dem Zeitpunkt 56 Jahre Mondale kann sich das Lachen nicht verkneifen. Jahre später erzählt Mondale, in diesem Moment habe er gewusst, das Rennen sei für ihn gelaufen.

Äußeres Erscheinungsbild zählt

Auch schon beim ersten Fernseh-Duell der Geschichte spielt das Alter eine wichtige Rolle. Es ist 1960, der erst 43-jährige Senator John F. Kennedy fordert Vizepräsident Richard Nixon heraus. Nixon schwitzt stark unter den Scheinwerfern, vielleicht leidet er noch an den Nachwirkungen eines Infekts. Er wirkt müde, abgeschlagen, fahl.

Kennedy im Vergleich dazu noch dynamischer, kräftiger, nahezu jugendlich. Ab dieser Debatte ist der Underdog Kennedy im Rennen. Und es wird klar, wie sehr auch das äußere Erscheinungsbild Zuschauerinnen und Zuschauer beeinflusst, bewusst oder unbewusst. 

Unwissenheit - damals ein Problem

Und dann gibt es die Momente, in denen sich Kandidaten quasi selbst aus dem Rennen kegeln. Wie US-Präsident Gerald Ford. Den Ruf, besonders eloquent zu sein, hatte er ohnehin nicht. Viele hielten ihn für etwas unbeholfen.

Und dann sagte er in der Debatte gegen seinen demokratischen Herausforderer Jimmy Carter 1976 - in Zeiten des Kalten Krieges - es gebe keine sowjetische Dominanz über Osteuropa und werde es unter einer Ford-Regierung auch nicht geben. Selbst der Moderator ist sichtlich irritiert. Es folgen Häme und Spott. Carter schlachtet es im weiteren Wahlkampf genüsslich aus.

Manchmal sagt ein Kandidat aber auch am meisten, wenn er gar nichts sagt. Al Gores mehrfaches Kopfschütteln und lautes Seufzen während der Debatte gegen George W. Bush im Jahr 2000 lösen ebenfalls Spott aus. Fans beschert das Al Gore nicht. Die Umfragen sehen Bush als klaren Gewinner des Duells.

Mikro-Stummschaltung gegen Unterbrechungen von Trump

Und diesmal? Klar ist, eins soll es nicht geben: ein chaotisches Durcheinander wie in der Trump-Biden-Debatte 2020. Vor allem Trump unterbricht immer wieder. Biden sagt schließlich genervt: "Will you shut up, man?" - "Halt die Klappe, Mann!"

Nur das Mikrofron dessen ist offen, der an der Reihe ist. Das Mikro des anderen ist stummgeschaltet. Dauer-Unterbrechen soll damit nicht mehr möglich - zumindest nicht hörbar - sein. Punktet einer der beiden mit Humor wie Reagan, greift einer inhaltlich daneben wie Ford? Alles ist möglich.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Juni 2024 um 15:36 Uhr.