Gouverneure unterstützen Biden "Der Präsident ist unser Kandidat"
Mehrere Gouverneure der US-Demokraten haben ihrem Präsidenten nach dem misslungenen TV-Auftritt den Rücken gestärkt. Auch Biden selbst soll sich sehr entschlossen zeigen. Parteikollegen denken derweil über alternative Kandidaten nach.
Gouverneure aus den Reihen der US-Demokraten haben ihre Unterstützung für Präsident Joe Biden bekräftigt. Sie seien jedoch besorgt über den Stand des Wahlkampfs, erklärten Regierungschefs mehrerer US-Bundesstaaten nach einem Gespräch mit Biden. "Der Präsident ist unser Kandidat. Der Präsident ist unser Parteiführer", sagte Gouverneur Wes Moore aus Maryland.
Biden traf sich gut eine Stunde lang im Weißen Haus persönlich und virtuell mit mehr als 20 Gouverneuren seiner Partei. Die Gouverneure nannten das Gespräch offen. Sie äußerten sich besorgt über Bidens Auftritt bei der Debatte vergangene Woche, schlossen sich jedoch nicht der Forderung anderer Demokraten an, Biden solle das Rennen aufgeben. Moore sagte, Biden habe bei dem Treffen "sehr deutlich gemacht, dass er angetreten ist, um zu gewinnen".
Biden: "Ich werde kandidieren"
Biden selbst habe sich Insidern zufolge bei einem Telefonat mit seinem Wahlkampfteam entschlossen gezeigt, erneut anzutreten. "Ich werde kandidieren" (engl. "I am running"), habe er erklärt. Auch seine Sprecherin Karine Jean-Pierre antwortete auf die Frage, ob der 81-Jährige nach seiner weithin als schwach bewerteten Wahldebatte einen Rückzieher prüfe: "Absolut nicht."
Für Aufsehen hatte zuvor ein Bericht der New York Times gesorgt, wonach Biden selbst sich gegenüber einem Verbündeten besorgt gezeigt haben soll über die Aussichten für seinen Wahlkampf. Ein Biden-Sprecher wies den Bericht als "absolut falsch" zurück.
Im Weißen Haus bemühte sich Bidens Stabschef Jeff Zients um Schadensbegrenzung. In einer Telefonschalte mit mehr als 500 Regierungsmitarbeitern rief Zients laut übereinstimmenden Medienberichten dazu auf, den "Lärm" um Biden auszublenden und sich auf die Regierungsarbeit zu konzentrieren. Die Fokussierung auf die Regierungsarbeit werde in der heißen Wahlkampfphase noch wichtiger, sagte er demnach.
Ist es für Biden Zeit, zur Seite zu treten?
Bei den Demokraten waren nach dem schwachen TV-Auftritt Bidens Stimmen laut geworden, die dem Präsidenten einen Verzicht auf die erneute Kandidatur nahelegten.
So hatte etwa Lloyd Doggett, demokratischer Kongressabgeordneter aus Texas, Biden einen Verzicht auf die Kandidatur nahegelegt. Er ziehe seinen Hut vor Präsident Biden, aber er habe das Gefühl, dass es Zeit für ihn werde, zur Seite zu treten, so Doggert. Man laufe sonst ernsthaft Gefahr, dass die Regierung von einem Kriminellen und seiner Bande übernommen wird.
Auch der Kongressabgeordnete Raul Grijalva aus Arizona habe laut New York Times Biden offen aufgefordert, seine Bewerbung zurückzuziehen. Und selbst Nancy Pelosi, ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses und eigentlich enge Verbündete Bidens, sprach von einer "berechtigten Frage", ob Bidens Versagen bei der TV-Debatte, "nur eine Episode oder ein Zustand" sei.
Umfragewerte für Biden gesunken
Seit der Fernsehdebatte konnte Bidens mutmaßlicher republikanische Herausforderer Donald Trump trotz seiner vielen Skandale seinen Vorsprung in der Wählergunst signifikant ausbauen, wie aktuelle Umfragen zeigen. Befragungen der New York Times, von CNN und dem Wall Street Journal sehen ihn nun mit sechs bis acht Prozentpunkten vor Biden. Bei den Demokraten steigert das die Nervosität - und offenbar auch die Bereitschaft, über einen anderen Kandidaten nachzudenken
Abgeordneter schlägt "Mini-Vorwahlen" vor
Sollte Biden auf eine Kandidatur verzichten, gäbe es genug Anwärter für eine demokratische Präsidentenkandidatur: Gehandelt werden neben der amtierenden Vizepräsidentin Kamala Harris etwa die Gouverneure von Kalifornien und Michigan, Gavin Newsom und Gretchen Whitmer. Auch JB Pritzker, Gouverneur von Illinois, käme infrage.
Der einflussreiche Abgeordnete Jim Clyburn sagte dem Sender CNN, es könne "Mini-Vorwahlen" geben. Wenn Vizepräsidentin Harris als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl antreten würde, bräuchte sie zudem selbst einen neuen Vize. "Und damit würde all das uns die Gelegenheit geben, nicht nur zu prüfen, wer an der Spitze der Liste stehen sollte, sondern auch, wer für den zweiten Platz am besten geeignet wäre." Clyburn hatte sich am Dienstag bereits für Harris als Ersatzkandidatin ausgesprochen, sollte es so weit kommen.