Duell gegen Trump Unterstützung für Biden nach TV-Desaster
Wirre Sätze, verheerende Presse: Präsident Bidens Auftritt im TV-Duell beschäftigt die US-Demokraten weiter. Doch immer mehr führende Vertreter der Partei stellen sich hinter ihn. Ein Grund dürfte sein, dass es quasi keine Alternative gibt.
Nach dem schwachen Auftritt von US-Präsident Joe Biden bei der ersten TV-Debatte vor der US-Präsidentschaftswahl haben weitere führende Demokraten den 81-Jährigen unterstützt. "Es geht nicht um die Leistung in einer Debatte, sondern um die Leistung in einer Präsidentschaft", sagte die Ex-Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, bei CNN. Auf "der einen Seite des Bildschirms gibt es Integrität, auf der anderen Seite Unehrlichkeit", betonte sie.
Pelosi schloss sich damit Demokraten an, die den Fokus auf die Flut von Falschbehauptungen lenken wollen, die der republikanische Ex-Präsident Donald Trump während der Debatte am Donnerstagabend gemacht hatte.
Pelosis Nachfolger als Vorsitzender des Repräsentantenhauses, Hakeem Jeffries, sagte dem Sender MSNBC, Biden habe zwar einen Rückschlag erlitten. Das sei aber eine Vorbereitung für ein Comeback. "Der Moment, in dem wir uns gerade befinden, ist also ein Comeback-Moment." Auch die Senatoren von Delaware und Georgia, Chris Coons und Raphael Warnock, unterstützten Biden am Wochenende in Interviews. Das hatte zuvor schon Ex-Präsident Barack Obama Biden getan.
Der Kongressabgeordnete Jamie Raskin sagte MSNBC hingegen, es müsse in der Partei ehrliche Gespräche geben. Biden werde am Ende der Hauptredner auf dem Parteitag im August sein, "egal ob er Kandidat ist oder jemand anderes".
Wirre Sätze im TV-Duell
"Ich hatte keinen guten Abend, aber Trump auch nicht", hatte Biden selbst nach der Debatte mit Trump gesagt. Der US-Präsident hatte mit müder und schwacher Stimme gesprochen und teils wirre und unvollendete Sätze von sich gegeben, während sein 78-jähriger Herausforderer als energetischer wahrgenommen wurde. Beide wollen bei der Wahl Anfang November erneut gegeneinander antreten.
"Um seinem Land zu dienen, sollte Präsident Biden aus dem Rennen aussteigen", hieß es anschließen in einem Kommentar der New York Times - einer der wichtigsten Zeitungen der USA. Auch andere Medien forderten den Demokraten unverhohlen zum Rückzug auf.
Einen Bericht von NBC-News, wonach Biden am Wochenende mit seiner Familie auf dem Landsitz des Präsidenten in Camp David über einen möglichen Rückzug beraten habe, wies das Weiße Haus zurück. Der Ausflug sei schon vor der Debatte geplant worden. NBC habe mit dem Weißen Haus nicht über das Thema gesprochen.
Weiter auf Wahlkampftour
Der Präsident setzte am Wochenende seinen Wahlkampf fort. Auch sammelte er Spenden bei exklusiven Empfängen in New Jersey und den Hamptons nahe New York. Dort versuchte Biden, seine Geldgeber von seiner Eignung für das Amt zu überzeugen.
Sein Team betont, die Daten zeigten, dass das Duell nichts an der Wahrnehmung in der Bevölkerung geändert habe. "Joe Biden wird der Kandidat der Demokraten sein, Punkt", hieß es in einer Mitteilung. Nur eine "Bettnässer-Brigade" fordere ihn zum Rückzug auf.
Vizepräsidentin Kamala Harris hat ähnlich schlechte Beliebheitswerte wie Biden.
Praktisch keine personellen Alternativen
Beim Parteitag im August in Chicago soll Biden offiziell zum Präsidentschaftskandidaten seiner Partei gekürt werden. Die nötigen Delegiertenstimmen dafür sammelte er bei den Vorwahlen. Theoretisch ist es aber möglich, dass die Partei Biden kurzfristig aus dem Rennen nimmt. Dafür müsste er sich aber zurückziehen.
Zudem ist die Frage nach einer aussichtsreichen Alternative ungeklärt. Vizepräsidentin Kamala Harris ist sehr unpopulär. Die 59-Jährige dürfte kaum die erste Wahl sein. Gavin Newsom, der 56 Jahre alte Gouverneur des liberalen US-Bundesstaats Kalifornien gilt zwar als eloquent. Ob er bei der konservativeren ländlichen Bevölkerung punkten könnte, ist fraglich. Auch Gretchen Whitmer, die 52 Jahre alte Gouverneurin des Bundesstaats Michigan, wird genannt.