Staatskongress in Peking, China.

Vor Tagung des Volkskongresses Wie China im Handelskonflikt mit den USA taktiert

Stand: 04.03.2025 17:38 Uhr

Ein Handelskrieg mit den USA kommt den Chinesen gerade höchst ungelegen. Viel Industrie wurde aufgebaut, um etwa Elektroautos in alle Welt zu exportieren. Die Regierung dürfte einen "Deal" mit Trump suchen.

Handys, Lichterketten, Kameras - hier gibt es fast alles, was in vielen Haushalten in Europa oder den USA zu finden ist. Der Huaqiangbei-Markt in der südchinesischen Metropole Shenzhen gilt als einer der größten Elektronikmärkte weltweit. Auch Elektrobauteile kann man in Massen bestellen. Tausende Händler bieten ihre Waren an, oft für den Export. Wenn es im internationalen Handel Verwerfungen gibt, merken es die Menschen hier.

Die Gewinnmarge schrumpft

Frau Chen - sie will nur ihren Nachnamen nennen - betreibt einen Stand mit einem breiten Warenportfolio: Lautsprecher, Beamer, Glätteisen für Haare. Die Geschäfte liefen schon mal besser, sie verkauft nur noch halb so viel wie vor der Corona-Pandemie. Viele ihrer Großkunden aus dem Ausland mussten damals dicht machen und kamen nicht mehr zurück.

Dass die USA mittlerweile Zusatz-Zölle von insgesamt 20 Prozent auf alle Export-Waren aus China erheben, macht es für sie noch schwerer. "Die Stammkunden bleiben uns bislang treu, weil sie uns kennen und die Qualität schätzen", sagt sie. Aber es sei schwieriger, neue Kunden in den USA zu finden, wenn ihre Waren dort nun teurer werden. Die Geschäfte mit chinesischen Kunden liefen auch nicht so gut. Ihre Profitmarge, sagt Chen, werde immer kleiner.

Handverlesene Delegierte sollen Zuversicht verbreiten

Was die junge Frau im Kleinen beschreibt, gilt auch für die gesamte chinesische Wirtschaft. Die Binnennachfrage kommt nicht in Gang. Viele Chinesen sparen lieber, als Geld auszugeben. Die große Zuversicht, dass es für alle immer Aufwärts geht, ist vorbei.

Der Export könnte eine Stütze sein. Doch ausgerechnet Chinas größter Handelspartner, die USA, verschärft nun den Handelsstreit, und das kurz vor Beginn der Tagung des Nationalen Volkskongresses. Er findet einmal im Jahr statt. Etwa 3000 handverlesene Delegierte kommen zusammen, letztlich bestimmt von der Kommunistischen Partei, um die Beschlüsse der Regierung formell abzusegnen und Zuversicht zu verbreiten.

Man feiert den eigenen Erfolg

Ministerpräsident Li Qiang gibt zur Eröffnung die Pläne der Regierung für das kommende Jahr bekannt. Im Staatsfernsehen CCTV laufen schon im Vorfeld Berichte über Branchen, in denen Fortschritte gemeldet werden: DeepSeek, die Künstliche Intelligenz, mit der China zu Jahresbeginn weltweit Schlagzeilen gemacht hat, weil sie günstiger zu betreiben ist als die US-Konkurrenz, wird in zahlreichen Berichten gefeiert. Kaum eine Provinzregierung, die nicht bekannt gibt, nun eine Anwendung für DeepSeek gefunden zu haben, und sei es für die Suchfunktion auf der Behörden-Webseite.

Auch Lou Qinjia, zuständig für Außenpolitik im Ständigen Ausschuss des Politbüros der herrschenden Partei, lobt auf einer Presskonferenz vor dem Volkskongress die Künstliche Intelligenz "made in China". Sie passt zu dem Ziel, Hightech-Industrie im Land aufzubauen, nicht nur bei Software. Auch etwa im Segment der Elektroautos hat China große Kapazitäten geschaffen.

Die Wirtschafts-Strategie bringt es jedoch mit sich, dass weit mehr produziert wird, als das Land selbst braucht. Deshalb sind Exporte wichtig, und da kommt ein Handelskrieg sehr ungelegen.

China ist diesmal besser vorbereitet

Der Regierung, so scheint es, wäre ein "Deal" mit der Trump-Regierung am liebsten. "China und die USA wollen beide ihren Traum von einem besseren Leben für ihre Bevölkerung verwirklichen", sagt Lou vor Journalisten. Die Geschichte habe gezeigt, dass beide Länder von guten Beziehungen profitieren könnten. Außerdem setze sich China dafür ein, dass die Regeln der Welthandelsorganisation eingehalten werden.

Als Reaktion auf Trumps neue Zollrunde hat China Strafzölle auf Landwirtschaftsprodukte aus den USA erlassen. Der Wirtschaftsanalyst Jacob Gunter von der privaten Forschungseinrichtung Merics sieht China in diesem Handelskonflikt viel besser vorbereitet als in dem Konflikt in Trumps erster Amtszeit: "China hat versucht, in vielen Bereichen unabhängiger zu werden. Sojabohnen zum Beispiel kamen früher vor allem aus den USA. Mittlerweile hat China andere Lieferländer für Nahrungsmittel gefunden." Ähnlich ist die Situation bei Importen von Öl und Gas.

Staatsziel für das Wachstum

China hingegen hat die wichtigsten Trumpfkarten noch gar nicht ausgespielt. Bei einigen Seltenen Erden und strategisch wichtigen Metalle kontrolliert das Land einen Großteil der weltweiten Verarbeitung.

Fünf Prozent Wachstum will die Kommunistische Partei China in diesem Jahr wieder verordnen. Auch ohne Handelskonflikt mit den USA dürfte das nicht einfach werden.