Israel Erneut Demonstrationen gegen Justizreform
In Tel Aviv und anderen israelischen Städten haben wieder mehr als 100.000 Menschen gegen die umstrittene Justizreform demonstriert. Der Protest richtete sich vor allem gegen Ministerpräsident Netanyahu, der sich zurzeit in den USA aufhält.
Mehr als 100.000 Menschen haben am Samstagabend in der israelischen Küstenstadt Tel Aviv erneut gegen die Politik der rechts-religiösen Regierung demonstriert. Auch in anderen Städten gingen Menschen wieder auf die Straße.
Die Proteste dauern bereits seit 38 Wochen an. Auf einem riesigen Banner mit rotem Hintergrund, das Demonstranten in Tel Aviv trugen, stand neben dem Bild des Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu: "Diktator auf der Flucht." Der Regierungschef hält sich gegenwärtig in den USA auf. Auch dort wird sein Besuch von Protesten gegen die umstrittene Justizreform seiner Regierung begleitet.
Kritiker sehen Gefahr für Israels Demokratie
Das Parlament in Jerusalem hatte Ende Juli trotz massiven Widerstands eine erste Gesetzesänderung zur von der Regierung vorangetriebenen Justizreform verabschiedet. Diese nimmt dem Obersten Gericht die Möglichkeit, gegen "unangemessene" Entscheidungen der Regierung, des Ministerpräsidenten oder einzelner Minister vorzugehen.
Kritiker stufen das Vorgehen der Regierung als Gefahr für Israels Demokratie ein. Netanyahus Regierung argumentiert dagegen, das Gericht sei in Israel zu mächtig, man wolle lediglich ein Gleichgewicht wiederherstellen. Bisherige Verhandlungen über einen Kompromiss blieben erfolglos.
Wird Netanyahu Entscheidung des Gerichts respektieren?
Das Oberste Gericht befasst sich mit acht Petitionen gegen die umstrittene Gesetzesänderung. In einem Interview mit dem US-Sender CNN am Freitag wollte Netanyahu erneut nicht eindeutig auf die Frage antworten, ob er eine Entscheidung des Gerichts gegen die Gesetzesänderung respektieren würde.
Sollte seine Regierung dies nicht tun, wird eine Staatskrise befürchtet. Netanyahu sagte CNN: "Ich glaube, wir sollten uns an die Urteile des Obersten Gerichts halten, und das Oberste Gericht sollte sich an die Grundgesetze halten, die das Parlament verabschiedet."