Gespräche in Riad Hoffnung auf Fortschritte in Gaza-Verhandlungen
Am Rande eines Treffens des Weltwirtschaftsforums in Saudi-Arabien soll es Gespräche über die Freilassung israelischer Geiseln und einen Waffenstillstand in Gaza geben. Die Hamas prüft derweil einen neuen israelischen Vorschlag.
In den Verhandlungen über die Freilassung weiterer israelischer Geiseln aus dem Gazastreifen und eine mögliche Feuerpause zeichnen sich offenbar Fortschritte ab. "Es gibt etwas Bewegung in den Gesprächen über die Geiseln und für einen möglichen Weg aus der Sackgasse, in der wir uns befinden", sagte Borge Brende, Präsident des Weltwirtschaftsforums (WEF), in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad.
Dort sind parallel zu einem Wirtschaftsforum am Sonntag und Montag Gespräche geplant. Daran beteiligt sind unter anderem die Außenminister der USA, Großbritanniens, Deutschlands und mehrerer arabischer Länder sowie der palästinensische Präsident Mahmud Abbas. Saudi-Arabiens Außenminister Faisal bin Farhan habe eine "gute Gruppe" versammelt, sagte Brende vor Journalisten.
Politische Gespräche am Rande des Weltwirtschaftsforums
In Riad würden sich die "Hauptakteure" treffen, darunter US-Außenminister Antony Blinken, der Riad wohl am Sonntag besuchen werde. Auch Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, dessen Land zusammen mit Ägypten und den USA zwischen der islamistischen Terrorgruppe Hamas und Israel vermittelt, werde erwartet. Israel werde nicht teilnehmen, sagte Brende.
Am Sonntag und Montag findet in Riad das Open Forum statt, eine Wirtschaftskonferenz des WEF unter anderem zu Umwelt, Gesundheit und Finanzen. Neben den politischen Gesprächen parallel zum Forum müssten in Bezug auf die Lage im Gazastreifen viele Themen besprochen werden. Darunter sei der Wiederaufbau des in großen Teilen zerstörten Küstengebiets, der "Milliarden" kosten werde. Zudem sei auch die Freiheit der Schifffahrt im Roten Meer wegen der Angriffe aus dem Jemen immer noch beeinträchtigt.
Baerbock nimmt an Gesprächen zum Nahostkrieg teil
Die Gespräche über den Krieg im Nahen Osten, an denen auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock teilnimmt, sind für Montag geplant. Schon vorher wollten arabische Außenminister eine "vereinte arabische Haltung" finden und sich dabei auch mit einem Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde - vermutlich Abbas - beraten. Er werde aber nicht am Ministertreffen mit den westlichen Ländern teilnehmen, hieß es.
Blinken wird in Riad auch den saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman treffen. Die USA hatten mit Saudi-Arabien Gespräche geführt über dessen mögliche Normalisierung der Beziehungen mit Israel, die nach Beginn des Nahost-Kriegs ausgesetzt wurden. Der Kronprinz hat aber weiter ein "großes Interesse" seines Landes daran geäußert. Das Königreich hofft laut Berichten im Gegenzug auf Sicherheitsgarantien der USA und Hilfe beim Aufbau eines zivilen Atomprogramms.
Hamas prüft neuen israelischen Vorschlag
Die Hamas hat derweil nach eigenen Angaben einen neuen Vorschlag Israels für eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln erhalten. "Die Hamas wird diesen Vorschlag prüfen und eine Antwort vorlegen", schrieb der ranghohe Hamas-Funktionär Chalil Al-Hajaer in einer auf Telegram verbreiteten Mitteilung. Nähere Angaben zum israelischen Vorschlag machte er nicht.
Israel setzt die Hamas bei den indirekten Verhandlungen über eine Feuerpause und die Freilassung israelischer Geiseln zunehmend unter Zeitdruck und droht Medienberichten zufolge mit der angekündigten Bodenoffensive in der Stadt Rafah.
Laut Ägypten ist ein "Mehrstufenplan" im Gespräch
Zuletzt hatte Ägypten seine Vermittlungsbemühungen verstärkt. Bei Verhandlungen am Freitag in Israel sei eine "neue Vorstellung" für eine verlängerte Waffenruhe diskutiert worden, sagte ein ägyptischer Vertreter. Ein Mehrstufenplan sehe neben einem Gefangenenaustausch eine Rückkehr vertriebener Palästinenser in den nördlichen Gazastreifen vor - "mit minimalen Beschränkungen". Eine Einigung könne den Weg für weitere Verhandlungen über ein umfangreicheres Abkommen ebnen, um den Krieg zu beenden.
Die Hamas besteht auf einem dauerhaften Waffenstillstand, einem Rückzug Israels und der Rückkehr vertriebener Palästinenser. Israel weist das zurück und will seinen Feldzug fortsetzen, bis die Hamas besiegt ist. Anschließend will es im Gazastreifen präsent bleiben.