Krieg in Nahost Diplomatische Bemühungen und Drohungen
Internationale Politiker bemühen sich nach dem Angriff der Hamas und den israelischen Gegenangriffen um Deeskalation. Ägypten kündigt einen Krisengipfel an, um den Menschen im Gazastreifen zu helfen. Der Iran droht Israel.
Nach dem Großangriff der Hamas und Israels Gegenangriff will Ägypten ein Gipfeltreffen mit regionalen und internationalen Akteuren organisieren. Es soll dabei um Hilfslieferungen in den Gazastreifen und um eine Deeskalation gehen, teilten die ägyptischen Behörden mit.
Acht Flugzeuge mit Hilfslieferungen aus der Türkei, den Vereinten Arabischen Emiraten, Jordanien, Tunesien und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Sicherheitsinformationen zufolge in den vergangenen Tagen am ägyptischen Flughafen al-Arisch nahe des Gazastreifens angekommen. Ein Konvoi mit mehr als hundert Lkw warte in der ägyptischen Stadt darauf, in den Gazastreifen einfahren zu dürfen. Der Grenzübergang Rafah ist derzeit allerdings geschlossen, nachdem die israelische Luftwaffe ihn am Montag und Dienstag dreimal bombardiert hatte.
Ein Hilfskonvoi wartet in der Stadt Al-Arisch auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel auf eine Einigung am Grenzübergang Rafah.
Baerbock und Blinken in Ägypten
Ägypten gilt traditionell als Vermittler zwischen Israel und Palästinensern. 1979 hatte das Land Frieden mit Israel geschlossen. Außenministerin Annalena Baerbock besuchte das Land am Samstag und führte in der Hauptstadt Kairo Krisengespräche mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, dem türkischen und dem ägyptischen Außenminister.
In einer gemeinsamen Erklärung erklärten die 27 EU-Staaten das Recht Israels auf Selbstverteidigung. Die EU verurteile den brutalen Angriff der Hamas auf Israel: "Es gibt keine Rechtfertigung für Terror." Israel müsse sich verteidigen - wichtig sei aber auch, das Leben von Zivilisten zu schützen.
Heute traf US-Außenminister Antony Blinken in Kairo ein und besprach sich mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Blinken bereist derzeit mehrere Länder in der Region, er war bereits in Israel, Jordanien, Katar und Saudi-Arabien. Die USA konzentrierten sich weiterhin darauf, die Terrorangriffe der Hamas zu stoppen, die Freilassung aller Geiseln zu erreichen und eine Ausbreitung des Konflikts zu verhindern, so US-Außenamtssprecher Matthew Miller.
China will Sondergesandten schicken
In der saudischen Hauptstadt Riad traf Blinken Kronprinz Mohammed bin Salman. Saudi-Arabien strebe eine Deeskalation an und intensiviere seine Bemühungen, die Achtung des humanitären Völkerrechts sicherzustellen, sagte bin Salman nach Angaben von Staatsmedien. Saudi-Arabien gilt als wichtige Schutzmacht der Palästinenser.
In der kommenden Woche will auch China einen Sondergesandten zu Gesprächen in die Region schicken. Er werde sich für den Schutz von Zivilisten, einen Waffenstillstand und Friedensgespräche einsetzen, kündigte der Diplomat Zhai Jun im chinesischen Staatssender CCTV an. Chinas Außeminister Wang Yi kritisierte das israelische Vorgehen im Gazastreifen scharf: "Israels Handeln hat den Rahmen der Selbstverteidigung gesprengt."
Iran warnt Israel
Der Iran warnte Israel vor einem Einmarsch in den Gazastreifen. Niemand könne dafür garantieren, dass der Konflikt sich nicht ausweite, wenn Israel seine Angriffe auf die "wehrlose Bevölkerung des Gazastreifens" fortsetzt, sagte der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian nach Angaben seines Ministeriums bei einem Treffen mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani.
Amir-Abdollahian habe bei einem Treffen in der katarischen Hauptstadt Doha außerdem mit Hamas-Chef Ismail Hanija darüber gesprochen, die "Achse des Widerstands" gegen Israel zu stärken, berichtete die iranische Staatsagentur Irna. Amir-Abdollahian und Hanija haben sich demnach drei Stunden in Doha beraten.
Der iranische Minister hatte zuvor bereits Verbündete im Irak, in Syrien und im Libanon getroffen, darunter auch Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah.