Ashton startet selbstbewusst "Ich bin die beste Wahl"
Die Benennung der EU-Handelskommissarin Ashton zur neuen Außenbeauftragten war eine Überraschung - auch für sie selbst. Trotzdem startet die Britin selbstbewusst. Sie habe keine Schwierigkeit, am "Tisch der Großen" zu sitzen und für viele sei sie die Beste für die Aufgabe, so Ashton.
Von Barbara Wesel, RBB-Hörfunkstudio London
In ersten Interviews mit der britischen Presse hat die frisch ernannte EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton ein gesundes Selbstbewusstsein gezeigt. Trotz einer Welle von Kritik und Unverständnis für ihre Berufung - auch in ihrem Heimatland. Es wird kritisiert, dass sie nicht als gewählte Politikerin, sondern nur als Parteifunktionärin Karriere gemacht hat. Zudem wird ihr fehlende außenpolitische Erfahrung vorgeworfen.
Konfrontiert mit den Vorwürfen erklärt Ashton trotzig: "Über die nächsten Monate und Jahre will ich zeigen, dass ich für dieses Amt die beste Person bin." Zwar mache sie ihre unerwartete Wahl, von der sie erst kurz vor der Entscheidung durch die Regierungschefs informiert worden war, durchaus demütig - aber sie habe keine Schwierigkeit damit, jetzt mit am "Tisch der Großen" zu sitzen und dort die europäische Außenpolitik zu vertreten. Sie betont: "Als Handelskommissarin habe ich alle Gipfel im letzten Jahr mitgemacht. Ich war Vorsitzende bei den Spitzengesprächen mit China." Natürlich gebe es Außenminister, die sie noch nicht getroffen habe, aber sie habe bereits neben Ministern aus der ganzen Welt gearbeitet. "Es ist also nicht dermaßen ungewöhnlich für mich, diese Rolle zu übernehmen."
EU - gemeinsam stärker
In ihrem einen Jahr als Kommissarin in Brüssel muss Ashton tatsächlich eine steile Lernkurve durchlaufen haben. Und wie ist es mit einer Art außenpolitischen Vision für die EU, was bedeutet für sie der neue Posten? "Was ich aus meiner Zeit als Handelskommissarin weiß: Wenn 27 mit einer Stimme sprechen sind sie viel stärker. Wir sind eine wirtschaftliche Supermacht, wir können die Art von Handelsabkommen schließen, wie ich es getan habe, die für einen einzelnen Mitgliedsstaat nicht möglich wären."
Womit man immer noch bei den Wirtschafts- und nicht den Außenbeziehungen wäre, aber vielleicht ist das für Ashton dasselbe.
Keine Angst vor dem "Tisch der Großen" - Catherine Ashton mit Herman Van Rompuy, Fredrik Reinfeldt und Jose Manuel Barroso (Männer von links nach rechts)
Und auch die Kritik an ihrer Person und ihrem Hintergrund pariert sie. "Für eine ganze Menge Leute ist es so, dass ich wirklich die beste Person für die Aufgabe bin. Und, dass ich deswegen ausgewählt wurde. Natürlich sehe ich, dass es da einige extrem befähigte und gute Kandidaten gab - aber ich hoffe, dass ich mit meinen besonderen Fähigkeit zeigen kann, dass ich die beste Wahl bin."
Kritiker auch in den eigenen Reihen
Sogar Parteifreunde bei Labour haben da so ihre Zweifel. Der Abgeordnete Robert Sturdy jedenfalls meint: "Catherine Ashton ist eine sehr nette Person. Aber ob sie diesen Job ausfüllen kann, muss man erst sehen. Ich mache mir Sorgen, dass hier Leute berufen werden, denen die Qualifikationen fehlen."