Frankreich vor Neuwahl Hunderttausende demonstrieren gegen Rechtsruck
Vor der Parlamentswahl in Frankreich sind Hunderttausende gegen den Rechtsruck im Lande auf die Straße gegangen. Umfragen sehen für den Rassemblement National ein ähnliches hohes Ergebnis wie bei der Europawahl voraus.
In Frankreich sind bei landesweiten Demonstrationen nach Angaben der Organisatoren etwa 640.000 Menschen gegen den Rechtsruck im Land auf die Straße gegangen. Allein in der Hauptstadt Paris zählte die Gewerkschaft CGT am Samstag 250.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Demnach fanden landesweit insgesamt 182 Veranstaltungen statt, zu denen ein Bündnis aus fünf Gewerkschaften, linken Parteien und Organisationen aufgerufen hatte.
Für Sonntag sind weitere Demonstrationen geplant, vor allem in Lyon. Die Polizeipräfektur von Paris gab für die französische Hauptstadt eine Zahl von 75.000 Demonstranten an. Am Rande mehrerer Protestzüge gab es laut Medienberichten Sachbeschädigungen und Konfrontationen von Demonstranten mit der Polizei. Vier Personen seien festgenommen worden. Aus Polizeikreisen hatte es zuvor geheißen, landesweit seien etwa 21.000 Sicherheitskäfte im Einsatz.
"Gegen die braune Pest"
"Entweder es ist die extreme Rechte, oder es sind wir", sagte die Fraktionschefin von Frankreichs Linkspartei, Mathilde Panot, an der Spitze des Pariser Demonstrationszugs mit Blick auf die anstehende Parlamentswahl. Wie Panot hatten sich zahlreiche weitere Spitzenpolitiker der linken Parteien, die am Vortag ein Linksbündnis für die Wahl vorgestellt hatten, in den Demonstrationszug in der Hauptstadt eingereiht.
"Man muss nicht RN wählen, um Frankreich zu lieben" und auch "Nie wieder" stand auf Transparenten von Demonstranten in Marseille. "Gegen die braune Pest, Pflastersteine an die Urne" hieß es auf einem Banner in Paris.
Stellt der Rassemblement National bald den Premierminister?
Die rechtsnationalistische Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen hatte bei der Europawahl vor rund einer Woche rund 31,5 Prozent der Stimmen eingesammelt. Als Reaktion darauf hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron das Parlament aufgelöst und kurzfristig Neuwahlen zur Nationalversammlung ausgerufen. Diese finden in zwei Runden am 30. Juni und 7. Juli statt.
Umfragen zufolge könnte der RN auch bei der Parlamentswahl auf ein ähnlich hohes Ergebnis wie bei der Europawahl kommen. Damit wäre die Partei die stärkste Kraft im Parlament und könnte unter Umständen sogar den Premierminister stellen.