Britische Monarchie König Charles III. wird 75 Jahre alt
König Charles kann an seinem Geburtstag zufrieden auf sein erstes Jahr auf dem Thron zurückblicken. Die ersten großen Herausforderungen seiner Amtszeit hat er erfolgreich gemeistert.
Zu seinem 75. Geburtstag ließ König Charles am Vortag schon mal andere feiern: Er hatte verdiente Bürgerinnen und Bürger, die ebenfalls 1948 geboren wurden, aus der Umgebung seiner Residenzen Highgrove Gardens und Dumfries House zum Tanztee dorthin eingeladen. Mit Live-Band und Elvis-Imitator wurden die Gäste unterhalten.
In Highgrove schaute der König persönlich vorbei, plauderte mit den Gästen, lauschte einem Chor und schnitt unter dem Jubel der anderen 75-Jährigen eine dreistöckige Geburtstagstorte an.
Eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag
Sein eigener Geburtstag ist eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag für den König. Salutschüsse zur Feier des Tages, dann geht es weiter zu Terminen. Zusammen mit seiner Frau Camilla stellte Charles in der Nähe von London ein Projekt zur "Rettung von Nahrungsmitteln" vor. Beim "Coronation Food Project" sollen - ähnlich wie bei den deutschen Tafeln bedürftige Menschen mit Essen unterstützt werden, das sonst von Supermärkten weggeworfen würde.
Königshausexperte Robert Lacey, der mehrere Bücher über die Königsfamilie geschrieben hat, sieht in Charles' Engagement für solche sozialen Projekte auch ein Stück Eigenwerbung. Denn in Meinungsumfragen erweisen sich in erster Linie nur noch ältere Menschen als Stütze des Königshauses. Im 21. Jahrhundert würden sich viele, vor allem junge Menschen fragen, welchen Sinn die Monarchie denn noch habe.
Charles beantworte diese Frage, indem er die sozialen Probleme des Landes aufgreife, so Lacey - mit seiner Wohltätigkeitseinrichtung, dem "Prince’s Trust" etwa, den er nun in den "King’s Trust" überführt hat. Die Einrichtung bietet zum Beispiel Anlaufstellen für Obdachlose und Ausbildung zu Sozialarbeit und ergänzt so an Stellen, an denen der Staat nicht alles abdeckt. Dies seien Projekte, die Charles aus Überzeugung aufgesetzt habe, sagt Lacey.
Politischer als noch die Queen
Zum Geburtstag veröffentlichte König Charles einen Artikel über sein Tafel-Projekt in der Obdachlosenzeitung "Big Issue". Auch sein neues Geburtstagsfoto des bekannten Modefotografen Rankin erschien exklusiv auf der Titelseite dieser Zeitung. Ein zeitloses Porträt von Charles in schwarz-weiß.
Die jüngst entlassene Innenministerin Suella Braverman hatte unlängst viel Widerspruch geerntet, als sie Obdachlosigkeit als "selbstgewählten Lebensstil" bezeichnet hatte und das Verteilen von Zelten an Wohnungslose verbieten wollte.
Dass Charles nun prominent dieses Thema aufgreift, habe insofern auch politische Bedeutung, so Lacey: "Der König scheut sich nicht davor, klar zu machen, wo seine Haltung sich von der der Regierung unterscheidet. Indem er dem hartherzigen Ton der Ex-Innenministerin karitatives Handeln entgegensetzt. Das ist eine Entwicklung. Denn seine Mutter Königin Elizabeth hat sich politisch immer bedeckt gehalten."
Politische Einmischung steht dem Monarchen als Staatsoberhaupt natürlich nicht zu. Aber bisher habe Charles die Balance zwischen "Zeichen setzen" und "Zurückhaltung" gut gemeistert, attestiert ihm Lacey. Etwa als er kürzlich seine erste Regierungserklärung als König im Parlament abgab. Charles musste die Rede von Premierminister Rishi Sunak vortragen, die die Ankündigung von Öl- und Gasbohrungen in der Nordsee enthielt, was dem eigentlich grün gesinnten König gewiss nicht zusagte. Anmerken konnte man ihm das nicht.
Zwischen Staat und Königshaus
Dass Charles zwar das Staatsoberhaupt von Großbritannien ist, aber längst nicht immer Herr des eigenen Handelns, wurde auch im vergangenen Jahr deutlich, als ihm die Regierung in London die Teilnahme an der Weltklimakonferenz in Ägypten versagte.
Die damalige konservative Premierministerin Liz Truss wollte das Fracking-Verbot aufheben. Ein König, der zum Klimaschutz aufruft, passte ihr nicht in den Plan. Doch Truss ist längst Geschichte und es steht fest, dass Charles bei der diesjährigen Weltklimakonferenz COP 28 Ende November in Dubai wieder dabei sein wird.
Die beiden ersten europäischen Staatsbesuche in Deutschland im März und in Frankreich im Spätsommer wurden hingegen zu einem vollen Erfolg. In beiden Ländern sprach Charles in der Landesprache vor den Parlamenten, beschwor Freundschaft und enge Verbundenheit und bemühte sich so, das durch den Brexit angekratzte Verhältnis wieder zu polieren.
Etwas schwieriger war die Reise in die frühere Kolonie Kenia. Schon vor der Reise wurde Charles mit Forderungen nach einer Entschuldigung und Reparationen für das erlittene Unrecht aus der Zeit des Empires konfrontiert. Das gespannte Verhältnis der ehemaligen Kolonien und Commonwealth-Länder zur britischen Krone, dürfte eine der wichtigen Herausforderungen für Charles in den kommenden Jahren sein.
Ein Geburtstag ohne Harry
Als herausfordernd für den 75-jährigen Vater und Großvater hat sich auch seine Familie erwiesen. Bei seinem Geburtstag im vergangenen Jahr standen die Veröffentlichung der sechsteiligen Netflix-Dokumentation "Harry & Meghan" und der Autobiografie seines Sohnes Harrys, der mit seiner Familie in Kalifornien lebt, unmittelbar bevor. Beides war gespickt mit Indiskretionen und Anwürfen, die dem Königshaus negative Schlagzeilen bescherte. Zur familiären Geburtstagsfeier in diesem Jahr war Harry laut Medienberichten nicht eingeladen.
Obwohl eigentlich längst im Rentenalter liefert der Workaholic Charles jeden Tag ein enormes Arbeitspensum ab. Körperlich versucht er sich fit zu halten, etwa mit Morgengymnastik, schildert Königshausexperte Robert Lacey: "Charles ist sehr stolz, dass er auch mit jetzt 75 Jahren noch in dieselben Uniformen passt, wie mit 21 Jahren."