Krieg gegen die Ukraine Das Ausmaß der Zerstörung
Am 24. Februar 2022 begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine. Seitdem bringt der Krieg Tod, Leid und viel Zerstörung. Die Schäden genau zu beziffern ist kaum möglich - Zehntausende Gebäude liegen in Trümmern.
Angehörige von Menschen, die durch den russischen Raketenangriff auf ein Postlager in Korotytsch am vergangenen Wochenende verletzt worden sind, sitzen nervös im Gang eines Krankenhauses in Charkiw. Die Verletzungen zweier Überlebender sind so gravierend, dass nicht klar ist, ob sie es schaffen.
Der ärztliche Direktor, Ruslan Vragov, ist besorgt: "Die Verletzten sind in einem sehr schlimmen Zustand und unter ständiger Beobachtung. Wir warten - und wenn nötig operieren wir sie noch mal." Bei den Patienten sei viel verletzt worden, so der Arzt. Getroffen wurden etwa die Lunge, der Magen oder innere Organe wie die Leber oder die Milz.
Fast 17.000 Zivilisten sind seit der russischen Großinvasion im Februar 2022 verletzt worden und mehr als 9.200 Menschen wurden laut UN-Angaben getötet - durch russische Raketen, Drohnen oder Artillerieangriffe. Unter den Toten sind auch 560 Kinder. Leben, die unwiederbringlich verloren sind.
Kyiv School of Economics: Mehr als 150 Milliarden US-Dollar Schäden
Auch das Zuhause vieler Menschen ist durch den russischen Angriffskrieg zerbombt, zerschossen und abgefackelt worden. Die Menschen seien regelrechten Angriffswellen ausgesetzt und täglich fielen Bomben, erzählt auch ein Mann im umkämpften Awdijika.
Die renommierte "Kyiv School of Ecnomics" (KSE) listet regelmäßig die Kosten für die Zerstörungen in der Ukraine durch die russischen Angreifer auf. Stand Anfang September belaufen sich die direkten Schäden auf fast 152 Milliarden US-Dollar. Fast 170.000 zerstörte Gebäude sind bisher dokumentiert.
Betroffen sind vor allem der Raum Kiew und die Regionen im Osten und Süden wie Donzek, Luhansk, Charkiw und Saporischschja. Russisch besetzte ukrainische Städte wie Mariupol, Volnovacha, Lyssychanks oder Bachmut sind durch Kämpfe ebenfalls zerstört worden, aber verlässliche Daten gibt es aus diesen Städten nicht. Im teilweise russisch besetzten Gebiet Cherson wurden alleine nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms rund 37.000 Wohnungen überschwemmt.
"Bringt die Kinder in Sicherheit"
Die Gebietshauptstadt Cherson liegt am Fluss Dnipro, der dort Frontlinie ist. Die Stadt steht praktisch unter Dauerbeschuss russischer Artillerie. Familien mit Kindern sollen nun in Regionen, die sicherer sind, zwangsevakuiert werden. Nach einem Aufruf im September waren aber nur rund 400 Kinder fortgebracht worden. Der Chef der Militärverwaltung, Oleksandr Prokudin, appellierte an die Eltern, die Kinder in Sicherheit zu bringen:
Häuser lassen sich leicht wieder aufbauen, aber wie kann man die Gesundheit eines Kindes wiederherstellen? Wie kann man schlaflose Nächte vergessen machen? Wie werden sich Jahre in ständiger Angst auf die Zukunft auswirken? Die Evakuierung kostet nichts und wir sorgen bei Bedarf für eine Unterkunft. Bitte bringt die Kinder in Sicherheit.
Organisationen der Zivilgesellschaft fordern immer wieder: Der Wiederaufbau der Ukraine müsse transparent und dezentral organisiert werden. Auch Schwimmbäder, Sportanlagen, Kinos oder Theater sind kaputt. Hinzu kommen fast 3.500 Vorschulen, Schulen, Universitäten oder andere Bildungsstätten - vor allem in den Gebieten Charkiw, Donezk, Saporischschja und Kiew.
Auch mehr als 400 staatliche und private Unternehmen sind beschädigt oder zerstört worden. Die Kiewer Ökonomen schätzen die Schäden auf rund 11,5 Milliarden US-Dollar. Vermutlich ist es mehr, doch auch hier fehlen Informationen aus den russisch besetzten Gebieten.
Mehr als 1.200 medizinische Einrichtungen beschädigt
Das zu Beginn erwähnte getroffene Postlager in Korotytsch liegt nahe der Grenze zu Russland. Zwischen dem Alarm und dem Einschlag der russischen Rakete vergingen nur wenige Sekunden. Im Krankenhaus Charkiw kämpfen die Schwerverletzten weiter um ihr Leben. Dieses Gebäude steht noch - aber mehr als 1.200 medizinische Einrichtungen wurden durch russische Angriffe in Mitleidenschaft gezogen, darunter rund 350 Apotheken und mehr als 380 Krankenhäuser.