Beginn US-kubanische Verhandlungen Historischer Tag in Havanna
Seit heute hat Kubas Regierung Besuch aus den USA: Die Gespräche über bessere Beziehungen beginnen. Die Hoffnungen im Inselstaat sind groß - vor allem auf wirtschaftliche Vorteile. Aber auch um Menschenrechte wird es gehen.
Kubas Staatsmedien stimmen die Menschen auf den Beginn der historischen Verhandlungen ein. Seit heute ist eine US-Delegation in Havanna, um den Weg für die Normalisierung der Beziehungen und die Wiedereröffnung von Botschaften zu ebnen. Die Erwartungen vieler Kubaner sind groß: "Die Leute hier sind glücklich darüber", sagt ein Mann. "Für Kuba ist es wichtig und es wird sicherlich einen Wandel geben."
Schon vergangene Woche erließ die US-Regierung neue Regelungen, die das seit mehr als 50 Jahren geltende Embargo lockern. US-Bürger können nun leichter nach Kuba reisen, ihre Kreditkarten einsetzen und auch Waren aus Kuba im Wert von bis zu 400 Dollar nach Hause mitbringen. US-Firmen etwa im Telekombereich dürfen nun Geschäfte mit der sozialistischen Insel machen. Und besonders wichtig für die Kubaner: Familienangehörige im US-Exil dürfen alle drei Monate bis zu 2000 Dollar an ihre Verwandten überweisen.
Kubas Führung und Medien betonen zwar, dass damit das Embargo längst nicht aufgehoben sei - aber viele begrüßen die Lockerung. Etwa der kubanische Diplomat Carlos Alzugaray. Der Prozess der Normalisierung werde zwar lange dauern und nur langsam vorankommen, meint er: "Aber es gibt einen positiven Wandel. Wir sehen weniger Druck auf die kubanische Wirtschaft und die Regierung. Und das wird erkennbar die Lage verbessern."
Gefangene freigelassen - und sonst?
Kuba erfüllte inzwischen seine Zusage an die US-Regierung, 53 politische Gefangene freizulassen. Umgekehrt schickten die USA schon im Dezember drei Kubaner nach Hause, die seit Jahren wegen Spionage im Gefängnis gesessen hatten. Aus kubanischer Sicht war das ein wichtiges Zugeständnis, denn Havanna hatte sich schon lange für die Männer eingesetzt.
Menschenrechtler wie Elizardo Sanchez in Kuba bezweifeln aber, dass sich die Lage auf der Insel trotz der Annäherung mit den USA grundsätzlich ändern wird: "Zu einem schnellen Wandel wird es nicht kommen, vor allem nicht, was die politischen Rechte betrifft. Für eine Verbesserung hier wären tiefgreifende Reformen notwendig und dazu ist die kubanische Regierung nicht bereit."
Auch die Menschenrechte werden Thema
Kubanische Menschenrechtsgruppen beklagen, dass die Zahl der Kurzzeitfestnahmen aus politischen Gründen zugenommen habe. Die US-Delegation will die Menschenrechte denn auch thematisieren.
Zudem geht es zum Auftakt der Gespräche um Migrationsfragen. Und es sollen Details zur geplanten Wiedereröffnung der Botschaften verhandelt werden. Ebenfalls auf der Themenliste: der Status des US-Stützpunktes Guantanamo. Und: Kuba drängt darauf, von der US-Liste der Staaten gestrichen zu werden, die den Terrorismus unterstützen. Die kubanische Delegation wird von der für die USA zuständigen Außenamtsdirektorin Josefina Vidal angeführt. Die Regierung in Washington schickte seine Topdiplomatin für Kuba, Roberta Jacobson. Einen so hochrangigen Delegationsbesuch aus den USA gab es in Kuba seit 38 Jahren nicht mehr. Damals regierte in Washington Jimmy Carter.