US-Wahl 2024
Endspurt im US-Wahlkampf Harris in TV-Show - Trump umwirbt Wählerinnen
Am Dienstag ist in den USA der große Wahltag, die Umfragen sind knapp - und dementsprechend intensiv werben Harris und Trump um Stimmen. Die Demokratin besuchte dafür eine legendäre Comedy-Show - und Trump versuchte, Wählerinnen zu gewinnen.
Auf Wahlkampfveranstaltungen und im TV haben haben Kamala Harris und Donald Trump im Endspurt vor dem US-Wahltag für sich geworben. Harris betonte bei einem Auftritt im umkämpften Bundesstaat North Carolina, sie wolle die Steuern für die Mittelschicht senken und Preisabzocke durch Unternehmen verbieten. Sie werde für ein bezahlbares Gesundheitswesen sorgen.
Als sie von lauten Rufen zum Gaza-Krieg unterbrochen wurde, betonte Harris: "So sieht Demokratie aus." Sie wolle für das Recht der Menschen kämpfen, ihre Meinung zu sagen. "Aber jetzt gerade spreche ich", rief sie den Demonstranten zu.
In "Saturday Night Live" saß Harris ihrem Spiegelbild - gespielt von Maya Rudolph - gegenüber.
"Lache ich wirklich so?"
Harris hatte in New York auch einen kurzen Auftritt bei der quotenstarken Comedy-Show "Saturday Night Live". Dabei saß sie quasi als Spiegelbild der Schauspielerin Maya Rudolph gegenüber, die die Demokratin verkörperte. "Lache ich wirklich so?", fragte Harris in dem etwa eineinhalb Minuten langen Sketch.
Auch Trump war Thema: "Du kannst etwas, das dein Gegner nicht kann: Du kannst Türen öffnen", sagte Harris im Sketch zu ihrem Spiegelbild. Dabei bezog sie sich offensichtlich auf eine Szene aus Trumps Wahlkampf: Trump war in Anspielung auf eine umstrittene Aussage von Präsident Joe Biden mit einem Müllwagen aufgetreten - und hatte beim Einsteigen mehrfach am Türgriff vorbei gegriffen.
"Sie wird völlig überfordert sein"
Trump absolvierte Wahlkampfauftritte in North Carolina und Virginia. Dabei sprach er Harris erneut die Fähigkeit zur Präsidentschaft ab.
"Sie wird völlig überfordert sein, Zusammenbruch, und Millionen Menschen werden sterben", sagte er für den Fall eines Wahlsiegs der Demokratin voraus. Es gebe Menschen, die unter Druck aufblühten - und solche, die dann in Depressionen verfielen.
Trump mit Fans bei einem Auftritt in North Carolina.
Erneut schürt Trump kurz vor der Wahl bei seinen Anhängern die Erwartung, dass ihm ein Sieg nur durch Betrug genommen werden könne. "Lasst sie betrügen, denn das ist es, was sie tun", sagte Trump über die Demokraten.
Nach der Wahl 2020 hatte Trump behauptet, der Sieg sei ihm durch großangelegten Wahlbetrug der Demokraten genommen worden. Dutzende Klagen des Trump-Wahlkampfteams scheiterten aber vor Gerichten. Es gab nie Hinweise auf Unregelmäßigkeiten, die den Ausgang der Abstimmung verändert hätten. Trump behauptet das aber weiterhin.
Seine Äußerungen führten Anfang 2021 auch zum Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol in Washington, den Sitz des US-Kongresses - ein Tiefpunkt in der Geschichte der USA.
"Ich betrachte mich als Vater der Befruchtung"
Bei aktuellen Wahlkampfauftritten versuchte Trump, gezielt Wählerinnen zu gewinnen. Man habe ihm geraten, Frauen nicht mehr "schön" zu nennen, sagte der 78-Jährige: "Deshalb werde ich euch nicht sagen, wie schön ihr seid."
Beim für einige Frauen wichtigen Thema künstliche Befruchtung sagte Trump, Harris lüge, wenn sie behaupte, er sei dagegen: "Ich betrachte mich als den Vater der Befruchtung." Im Sommer hatte er angekündigt, dass die US-Regierung unter ihm für künstliche Befruchtung zahlen werde. Alternativ sollten Versicherungen gezwungen werden, für die Behandlung aufzukommen - eine ungewöhnliche Position für Republikaner.
Das Thema künstliche Befruchtung ist in den USA umstritten, seit das Oberste Gericht des US-Bundesstaats Alabama Anfang des Jahres entschied, dass eingefrorene Embryonen als Kinder gelten. Mehrere Kliniken in dem südlichen Bundesstaat setzten daraufhin ihre entsprechenden Behandlungen aus, weil zu viele rechtliche Fragen offen waren. Das Urteil entspricht der von Abtreibungsgegnern vertretenen Theorie, dass Embryonen als Kinder zu betrachten sind und rechtlichen Schutz genießen.
Tausende Frauen demonstrieren für Harris
Gegen Trump wandten sich in Washington bei einem "Women's March" Tausende Frauen. Sie gingen auf die Straße, um für seine Konkurrentin Harris zu werben. "Ich habe eine Botschaft an Ex-Präsident Trump: Wir glauben Ihnen nicht, dass Sie Frauen beschützen wollen", zitierte die Washington Post eine Rednerin. Nach Angaben der Organisatoren nahmen rund 10.000 Menschen teil. In weiteren Städten seien Tausende weitere auf die Straßen gezogen.
Der "Women’s March" hatte erstmals 2017 nach der Amtseinführung Trumps stattgefunden. Damals demonstrierten allein in Washington Hunderttausende Menschen.
Warnung vor Trump
Die New York Times warnte unterdessen eindringlich vor Trump. In einem Meinungsbeitrag, der auf zahlreiche frühere Artikel des Blattes verlinkt, heißt es unter anderem: "Sie kennen Donald Trump schon. Er ist ungeeignet zu führen." Er habe versucht, eine Wahl zu untergraben und bleibe eine "Bedrohung für die Demokratie". Trump lüge und sei korrupt und werde der Bevölkerung schaden. Eine weitere Amtszeit würde dem Klima schaden und Autokraten stärken. "Die Amerikaner sollten Besseres verlangen", heißt es weiter.
Damit verlieh die Zeitung ihrer bereits im Oktober abgegebenen Wahlempfehlung für Harris Nachdruck und setzte sich von ihrem Konkurrenzblatt Washington Post ab, die erstmals seit 1988 keine Empfehlung für die US-Präsidentenwahl aussprach. Reporter der Washington Post berichteten, die Entscheidung sei von Amazon-Gründer Jeff Bezos als Besitzer der Zeitung getroffen worden. Daran hatte es viel Kritik gegeben.