Drei Jahre Pandemie Als plötzlich nichts mehr normal war
Vor gut drei Jahren wurde die erste Corona-Infektion in Deutschland bekannt. Von da an war nichts mehr wie es war. Masken, Abstandsregeln, Lockdowns und eine missglückte Osterruhe - ein Rückblick.
Etwas mehr als drei Jahre ist es her, dass das Coronavirus nach Deutschland kam. Seitdem gab es mehrere Infektionswellen, Lockdowns und mal mehr und mal weniger strenge Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Rund 38 Millionen Infektionen wurden in Deutschland registriert, etwa 64 Millionen Menschen wurden per Impfung grundimmunisiert. Mehr als 164.000 Infizierte starben.
Viele der Maßnahmen sind längst aufgehoben. Heute fällt auch die Maskenpflicht im Fernverkehr weg. Doch wie fing alles an? Und wie kam Deutschland durch die Pandemie? Ein Rückblick.
2020
27. Januar: Die erste Infektion in Deutschland ist bestätigt: Ein Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Stockdorf bei München hat sich mit Covid-19 angesteckt.
25./26. Februar: Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen melden erste nachgewiesene Fälle. Weitere Bundesländer folgen, am 10. März hat Sachsen-Anhalt als letztes Bundesland seinen ersten Fall.
9. März: In Nordrhein-Westfalen gibt es die ersten deutschen Todesfälle. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnt zur Vorsicht und rät zur Absage großer Veranstaltungen.
12./13. März: Immer mehr Theater und Konzerthäuser stellen den Spielbetrieb ein. Die Fußball-Bundesliga pausiert. Wenige Tage später kündigen erste Konzerne an, Fabriken vorübergehend zu schließen.
16. März: An den Grenzen zu Frankreich, Österreich, Luxemburg, Dänemark und der Schweiz gibt es Kontrollen und Einreiseverbote. In den meisten Bundesländern sind Schulen und Kitas geschlossen.
22. März: Bund und Länder beschließen strenge Maßnahmen: Ansammlungen von mehr als zwei Menschen werden verboten. Ausgenommen sind Angehörige, die im eigenen Haushalt leben. Cafés, Kneipen, Restaurants, aber auch Friseure müssen schließen.
25. März: Der Bundestag stellt eine "epidemische Lage von nationaler Tragweite" fest. Diese erlaubt der Regierung, ohne Zustimmung des Parlaments Verordnungen zu erlassen.
22. April: Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sollen abgemildert werden. Für Firmen, Arbeitnehmer und Gastronomie werden milliardenschwere Hilfen beschlossen.
6. Mai: Etliche Bundesländer waren mit Lockerungen bereits vorgeprescht, nun beschließt der Bund: Die Länder bekommen weitgehend selbst die Verantwortung dafür, Beschränkungen aufzuheben - unter anderem für Hotels, Gastronomie, Geschäfte, Fahrschulen, Schwimmbäder und Fitnessstudios.
29. August: In Berlin protestieren Zehntausende gegen die Maßnahmen. Dabei kommt es zu Gewalt. Demonstranten durchbrechen Absperrungen vor dem Reichstag. Die Polizei nimmt 200 Menschen fest. Unter ihnen auch der rechtsextreme Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann.
2. November: Die Infektionszahlen steigen. Ein Teil-Lockdown mit Einschränkungen bei Kontakten und Freizeitaktivitäten tritt in Kraft. Bundeskanzlerin Angela Merkel hofft auf einen "Wellenbrecher"-Effekt, der einen Wendepunkt bei den stark steigenden Fallzahlen bringen soll.
Das Ziel: Ein Grenzwert von 50 Fällen pro 100.000 Bürgern in einer Woche. Nur dann sei eine Nachverfolgung der Infektionsketten durch die Gesundheitsämter möglich.
18. November: Bundestag und Bundesrat legen fest, welche Beschränkungen Länder und Behörden wegen der Pandemie verhängen dürfen. Die bundesweite Inzidenz liegt bei 138,9.
2. Dezember: Der sogenannte Teil-Lockdown wird verlängert. Als erstes Land erteilt Großbritannien dem Impfstoff des Mainzer Herstellers BioNTech und des US-Pharmakonzerns Pfizer eine Notfallzulassung und startet seine Impfkampagne wenige Tage später.
21. Dezember: Das Vakzin von BioNTech/Pfizer erhält die bedingte Marktzulassung in der EU.
24. Dezember: Die zuerst in Großbritannien festgestellte Variante Alpha wird erstmals auch in Deutschland nachgewiesen.
27. Dezember: In der Bundesrepublik beginnen offiziell die Impfungen - zuerst für Menschen über 80 Jahre, Pflegeheimbewohner sowie Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal. Zu den ersten, die in Deutschland den Wirkstoff der Unternehmen BioNTech und Pfizer erhielten, zählen eine 101-Jährige in Berlin, eine 95 Jahre alte Frau in Nordrhein-Westfalen und eine Krankenschwester in Frankfurt am Main.
2021
6. Januar: Der Impfstoff von Moderna wird in der EU zugelassen. Nach dem Mittel von BioNTech und Pfizer ist es der zweite in der Europäischen Union zugelassene Covid-19-Impfstoff.
19. Januar: FFP2-Masken oder OP-Masken in Bus und Bahn sowie beim Einkaufen werden obligatorisch. Alltagsmasken sind damit nicht mehr zugelassen.
27. Januar: Die Zahl der Infizierten in Deutschland übersteigt die Zwei-Millionen-Marke. Arbeitgeber werden verpflichtet, Mitarbeitern in bestimmten Fällen das Arbeiten im Homeoffice anzubieten.
29. Januar: Der Impfstoff von Astrazeneca darf nun auch in der EU genutzt werden. Es ist die dritte Zulassung eines Covid-19-Impfstoffs in der Europäischen Union. Für Deutschland bleibt die Ständige Impfkommission bei ihrer Empfehlung, den Astrazeneca-Impfstoff nur unter 65-Jährigen zu verabreichen.
22. Februar: In mehreren Bundesländern dürfen Kinder wieder Schulen und Kitas besuchen. Es ist die erste größere Lockerung seit Dezember.
11. März: Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) lässt auch das Vakzin von Johnson & Johnson zu, das nur einmal gespritzt werden muss.
24. März: Nach massiver Kritik kippt Bundeskanzlerin Merkel die zuvor von Bund und Ländern vereinbarte "Osterruhe". In einer wohl historischen Erklärung entschuldigt sie sich für die Beschlüsse.
21. April: Der Bundestag beschließt eine Bundes-Notbremse gegen die dritte Corona-Welle. Bei hohen Inzidenzen gelten unter anderem nächtliche Ausgangsbeschränkungen.
7. Juni: Mit dem generellen Wegfall der Priorisierung können sich in Deutschland alle Menschen ab zwölf Jahren gegen Corona impfen lassen. Ärzte fürchten einen großen Ansturm Impfwilliger.
8. Juli: Die hochansteckende Delta-Variante herrsche hierzulande mittlerweile vor, teilt das Robert Koch-Institut (RKI) mit.
16. August: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Impfungen nun auch für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren.
7. September: Künftig sollen sich Maßnahmen gegen die Pandemie vor allem an der Zahl der Krankenhausaufnahmen orientieren, beschließt der Bundestag. Bisheriger Maßstab waren die Infektionszahlen.
Beschlossen wird außerdem eine Auskunftspflicht über Impfungen: Arbeitgeber in Pflegeheimen, Schulen und Kitas sollen Beschäftige künftig abfragen können, ob sie geimpft sind.
1. November: Bei Verdienstausfällen wegen angeordneter Quarantäne erhalten die meisten Ungeimpften von nun an keine staatliche Entschädigung mehr.
24. November: Das neue Infektionsschutzgesetz tritt in Kraft. Es sieht unter anderem 3G am Arbeitsplatz, in Bussen und Zügen vor - Zutritt also nur noch geimpft, genesen oder getestet.
26. November: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die im südlichen Afrika nachgewiesene neuartige Corona-Variante Omikron als "besorgniserregend" ein.
2. Dezember: Bund und Länder bringen strengere Regeln auf den Weg, um die vierte Welle zu brechen. Die Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte werden verschärft. Bei hohen Inzidenzen werden Diskotheken geschlossen, die Besucherzahlen für Großveranstaltungen werden stark eingeschränkt.
20. Dezember: Mit dem Impfstoff Nuvaxovid von Novavax wird das fünfte Präparat in der EU zugelassen.
2022
7. Januar: Bund und Länder beschließen die 2G-Plus-Regel für Restaurants, Cafés und Kneipen. In einigen Bundesländern gilt diese bereits. Geimpfte und Genesene müssen demnach einen tagesaktuellen negativen Corona-Test oder eine Auffrischungsimpfung vorweisen.
24. Januar: Trotz des rasanten Anstiegs der Infektionszahlen wollen Bund und Länder die Corona-Maßnahmen vorerst nicht verschärfen.
1. Februar: Ohne Booster sind EU-Impfzertifikate künftig neun Monate nach der Grundimmunisierung gegen das Virus ungültig.
16. Februar: Bund und Länder einigen sich auf Lockerungen: Geimpfte und Genesene dürfen sich ohne Beschränkungen treffen. Die Begrenzung auf zehn Personen fällt weg.
16. März: Die sogenannte einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt für Arbeitnehmer in Pflegeberufen. Vorangegangen ist eine lange Diskussion um eine Pflicht zur Corona-Impfung. Gespeist wurde sie aus der im europäischen Vergleich eher niedrigen Impfquote in Deutschland.
3. April: Die meisten staatlichen Corona-Auflagen fallen weg. Nach zwei Jahren ist im Einzelhandel der Einkauf ohne Masken möglich. Die Maskenpflicht gilt in der Regel nur noch in Bus und Bahn, in Krankenhäusern oder Pflegeheimen.
7. April: Im Bundestag scheitert ein Entwurf für eine allgemeine Corona-Impfpflicht deutlich, zunächst für Menschen ab 60 Jahren. 296 Abgeordnete stimmen dafür, dagegen sind 378.
24. Mai: Die STIKO empfiehlt nun auch gesunden Kindern zwischen fünf und elf Jahren eine Corona-Impfung.
24. Juni: In der EU wird der mittlerweile sechste Corona-Impfstoff zugelassen, erstmal nur für Menschen von 18 bis 50 Jahren. Das Produkt der Firma Valneva enthält abgetötete Viren.
2. September: Die Europäische Kommission lässt zwei an die Omikron-Variante angepasste Corona-Impfstoffe zu.
17. November: Die STIKO empfiehlt die Corona-Impfung für vorerkrankte Kinder von sechs Monaten bis vier Jahren.
2023
1. Januar: In den Bundesländern und bei Pflegeeinrichtungen hatte sie für viel Kritik gesorgt: Nun fällt die einrichtungsbezogene Impfpflicht weg.
11. Januar: RKI-Chef Lothar Wieler gibt nach rund acht Jahren seinen Rücktritt zum 1. April 2023 bekannt. Zum 1. April wechselt er ans Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam.
2. Februar: Die Maskenpflicht im öffentlichen Fernverkehr endet. Damit fallen für die meisten Menschen in Deutschland die letzten sichtbaren Corona-Schutzmaßnahmen im Alltag weg.