Politiker im Stadion Zwischen Anfeuern und Netzwerken
Der Kanzler wird heute wieder im Stadion sein - für ihn und viele andere Regierungsmitglieder ist es nicht das erste EM-Spiel. Wer geht üblicherweise ins Stadion? Woher kommen die Tickets? Und geht es immer nur um Fußball?
Welche Regierungsmitglieder waren bei Spielen der Fußball-EM?
Bei den bisherigen Spielen der deutschen Mannschaft waren unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, Außenministerin Annalena Baerbock, Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Innenministerin Nancy Faeser.
Beim Eröffnungsspiel in München waren aber beispielsweise auch Verteidigungsminister Boris Pistorius, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Familienministerin Lisa Paus. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil war als freiwilliger Helfer beim Spiel gegen Ungarn in Stuttgart und hat bei der Dopingkontrolle mitgeholfen.
Bei keinem Spiel der Europameisterschaft waren Verkehrsminister Volker Wissing, Entwicklungsministerin Svenja Schulze, Umweltministerin Steffi Lemke, Bundesjustizminister Marco Buschmann und Bauministerin Klara Geywitz.
Werden die Spiele auch für politische Treffen genutzt?
In der Tat, Bundeskanzler Scholz saß mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban auf der Tribüne in Stuttgart. Finanzminister Christian Lindner war beim Vorrundenspiel Österreich gegen Niederlande im Berliner Olympiastadion und hat sich dort auch mit dem österreichischen Finanzminister getroffen. Und Innenministerin Faeser hat sich mit ihren beiden Amtskollegen das Vorrundenspiel Polen gegen Österreich angeschaut.
Außenministerin Baerbock hat sich mit ihrer slowenischen Amtskollegin die Partie Slowenien gegen Serbien angesehen. Und Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat in Leipzig den österreichischen Kulturminister beim Spiel getroffen.
Neben Christian Lindner und Österreichs Finanzminister Magnus Brunner war auch Grünen-Chef Omid Nouripour auf der Tribüne zu sehen.
Woher bekommt die Regierung die Tickets?
Die UEFA hat als Veranstalter der Bundesregierung ein begrenztes Kontingent an sogenannten Ehrenkarten zur Verfügung gestellt. Diese Karten sind kostenlos und können nicht gekauft werden. Die Tickets teilt sich die Bundesregierung zudem zur Hälfte mit dem Bundestag.
Das heißt konkret: Für Gruppenspiele, Achtel- und Viertelfinale mit deutscher Beteiligung gab es insgesamt jeweils 30 Tickets pro Spiel. Ohne deutsche Beteiligung zehn Tickets. Sollte Deutschland ins Finale kommen, gibt es insgesamt 50 Tickets. Die würden sich dann auch Bundesregierung und Bundestag teilen. Also je nach Spiel kann allein die Bundesregierung auf fünf bis 25 Tickets zugreifen.
Die Tickets werden aber beispielsweise nicht einfach für Familienmitglieder genutzt. Außer der Kanzlergattin Britta Ernst waren keine mit im Stadion.
Wer hat die meisten Spiele gesehen?
Spitzenreiterin dürfte Innenministerin Faeser sein. Sie ist für Sport zuständig und hat fünf Spiele gesehen. Kulturstaatsministerin Roth hat sich vier Spiele angeschaut, sie ist für das Kulturprogramm zur Euro 2024 zuständig. Familienministerin Paus will sich vier Spiele anschauen.
Fußballfan Lauterbach hat bis auf das Schottland-Spiel alle Spiele der Nationalmannschaft angeschaut und plant auch, heute beim Spiel gegen Spanien im Stadion zu sein. Außenministerin Baerbock war bei drei Partien.
Wie sind die Minister angereist?
Der Kanzler, die Außen- und die Innenministerin haben beispielsweise Regierungsflieger zur Anreise genutzt. Teilweise auch gemeinsam. Nach dem Spiel in Frankfurt machte Außenministerin Baerbock von einer Ausnahme vom Nachtflugverbot Gebrauch und flog Kurzstecke weiter nach Luxemburg, was für Aufregung sorgte. Am Flughafen Frankfurt standen zwei Maschinen der Flugbereitschaft. Die Ersatzmaschine, ein sogenanntes Spare-Flugzeug, wurde für den Kanzler vorgehalten und konnte dann von der Außenministerin für den Flug nach Luxemburg und weiter in den Nahen Osten genutzt werden.
Minister Pistorius ist zu einem Spiel Linie geflogen. Viele Minister sind zu den Spielen mit dem Zug oder auch mit dem Auto angereist.