Rammstein-Schlagzeuger zu Vorwürfen "Till hat sich von uns entfernt"
Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann wiegen schwer. Nun hat sich erstmals ein Mitglied der Band dazu geäußert. Das Verhalten von Lindemann mache ihn traurig, erklärte Schlagzeuger Christoph Schneider.
Rammstein-Schlagzeuger Christoph Schneider hat sich mit einer umfassenden Stellungnahme zu den Vorgängen um die Band und Sänger Till Lindemann geäußert. "Die Anschuldigungen der letzten Wochen haben uns als Band und mich als Menschen tief erschüttert", schrieb der 57-Jährige auf seinem Instagram-Account.
"Till hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt und sich seine eigene Blase geschaffen. Mit eigenen Leuten, eigenen Partys, eigenen Projekten. Das hat mich traurig gemacht, definitiv", erklärte Schneider. Er glaube Lindemann, wenn er sage, er wollte und wolle seinen privaten Gästen stets eine schöne Zeit bereiten. "Wie diese Gäste sich das genau vorgestellt hatten, unterscheidet sich jedoch anscheinend in einigen Fällen von seinen eigenen Vorstellungen", so Schneider.
"So etwas nie beobachtet"
Er glaube nicht, dass etwas strafrechtlich Relevantes passiert sei, so Schneider. Er glaube nicht, dass "etwas Verbotenes" passiert sei. Er habe "so etwas nie beobachtet und dergleichen auch von niemandem aus unserer hundertköpfigen Crew gehört."
Alles, was er von Lindemanns Partys mitbekommen habe, "waren erwachsene Menschen, die miteinander gefeiert haben". Schneider weiter: "Und trotzdem sind anscheinend Dinge passiert, die - wenn auch rechtlich ok - ich persönlich nicht in Ordnung finde."
Lindemann weist Vorwürfe zurück
Mehrere Frauen hatten - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Sie schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur After-Show-Party kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.
Lindemann hatte Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", hatte es in einer Mitteilung geheißen. "So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr."
Plattenfirma schränkt Kooperation mit Band ein
Nach Berichten über die Vorwürfe gegen Lindemann leitete die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen ihn ein. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.
Nach Informationen von NDR und "Süddeutscher Zeitung" setzte zudem das Musiklabel Universal Teile der Zusammenarbeit mit Rammstein bis auf Weiteres aus. Die Vorwürfe gegen Lindemann hätten die Plattenfirma schockiert, hieß es in einem Statement. "Wir sind davon überzeugt, dass eine vollumfängliche Aufklärung der Anschuldigungen, auch durch die Behörden, unbedingt erforderlich ist." Dies sei auch im Interesse der gesamten Band, so Universal.