Engpässe bei Arzneimitteln Kinderärzte warnen erneut vor Medikamentenmangel
Noch vor der Erkältungszeit schlagen Kinderärzte Alarm: So hat der Berufsverband vor erneutem Medikamentenmangel in der kalten Jahreszeit gewarnt - obwohl es inzwischen ein Gesetz gegen Lieferengpässe gibt.
Im Herbst und Winter könnte es erneut zu Engpässen bei der Lieferung von Medikamenten kommen. Davor hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) gewarnt. Gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung" äußerte sich der Präsident des Verbands, Thomas Fischbach, besorgt: Es sei zu befürchten, dass bei hohen Infektionswellen wie im vergangenen Jahr Eltern wieder durch die halbe Stadt laufen müssten, um Fiebersäfte oder Antibiotika zu bekommen.
Das erwartete Szenario belastet nicht nur Eltern und Kinder, sondern auch Praxen, mahnt Fischer. Diese würden teilweise lahmgelegt, weil Mitarbeitende am Telefon etliche Apotheken abklappern müssten, um die benötigten Medikamente aufzutreiben.
Neues Gesetz gegen Medikamentenmangel entlastet nur bedingt
Angesichts der prekären Versorgungslage hat der Bundestag im Juli ein Gesetz gegen den Medikamentenmangel verabschiedet. Das soll das Angebot wichtiger Arzneimittel besonders für Kinder gegen Lieferengpässe absichern. Das Gesetz sieht unter anderem vor, die Preisregeln für Kinderarzneimittel zu lockern - Festbeträge und Rabattverträge werden abgeschafft.
Auch mit der Reform sei es "nicht attraktiv genug für die Pharmafirmen, Medikamente in Deutschland zu produzieren und zu verkaufen, etwa wegen der vorgeschriebenen Festbeträge", sagte Fischbach. "Das sind Wirtschaftsunternehmen, die im Ausland mehr verdienen."
Apotheken kritisieren Gesundheitspolitik
Auch Apotheken sehen sich aufgrund der Lieferengpässe, wachsender Bürokratie und des Personalmangels zunehmend unter Druck gesetzt. Mit einem landesweiten Protesttag im Juni hatten sie auf die Missstände aufmerksam gemacht und forderten von der Politik mehr Entscheidungskompetenz bei Engpässen.
Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung blieben im Juni viele Apotheken für einen Tag geschlossen.