"Umweltbewusstseinsstudie 2022" Mehr Klimaschutz - aber sozialverträglich
Trotz Kriegen und Krisen: Der Klimaschutz war 2022 laut einer Umfrage ein wichtiges Thema für die deutsche Bevölkerung. Eine große Mehrheit unterstützt den ökologischen Wirtschaftsumbau - doch nicht uneingeschränkt.
Ein Großteil der Deutschen spricht sich für mehr Anstrengungen beim Klimaschutz aus. Das geht aus einer gemeinsamen repräsentativen Umfrage des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamts (UBA) hervor. Demnach befürworten 91 Prozent der Befragten prinzipiell einen umwelt- und klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Gleichzeitig befürchten aber drei Viertel der Befragten, dass sich dadurch die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert. 39 Prozent haben zudem Angst vor einem sozialen Abstieg.
"Der ökologische Wirtschaftsumbau muss sozialverträglich erfolgen, wenn wir die Menschen auf dem Weg dorthin nicht verlieren wollen", betonte der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner.
Konkret bedeute dies etwa, Kosten für eine Kohlendioxid-Bepreisung durch ein Klimageld sozial auszugestalten oder auch berufliche Perspektiven für Menschen aus unteren Einkommensgruppen zu schaffen. Letzteres forderten demnach auch mehr als 80 Prozent der Befragten. "Wir müssen deutlicher machen, dass nachhaltiges Wirtschaften eine Job-Maschine werden kann", betonte Messner.
Zugleich plädierte Messner dafür, dass der Staat den Umbau aus ökonomischen Gründen forcieren sollte. Sonst wachse die Gefahr, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf wichtigen Zukunftsmärkten weiter sinke.
Mehrheit spürt Folgen des Klimawandels
Für die "Umweltbewusstseinsstudie 2022" wurden im Sommer vergangenen Jahres 2073 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren online befragt. Die Umfrage wird seit 1996 alle zwei Jahre durchgeführt. Der umwelt- und klimafreundliche Umbau der deutschen Wirtschaft war in diesem Jahr Schwerpunktthema.
Laut Studie nimmt eine Mehrheit der Befragten die Auswirkungen des Klimawandels auch in Deutschland bereits wahr. So geben 85 Prozent an, Trockenheit und Dürren mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen, 83 Prozent sehen auch Starkregen und Hochwasser als Folgen.
Andere wichtige Herausforderung neben Klimawandel
Bundesumweltministerin Steffi Lemke sagte: "Die vergangenen Jahre zeigen sehr deutlich: Die Wetterextreme nehmen zu - mit erheblichen negativen Wirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und auch auf die Gesundheit der Menschen. Das zwingt uns, vorzusorgen und uns an die Folgen der Klimakrise anzupassen." Deshalb habe die Bundesregierung das erste bundesweite Klimaanpassungsgesetz auf den Weg gebracht. "Es soll erstmals einen verbindlichen Rahmen für Bund, Länder und Kommunen schaffen und uns zum Beispiel durch Strategien für kühlere Städte und mehr Beschattung schützen."
Insgesamt sehen 57 Prozent der Befragten den Klimawandel als wichtiges Thema an. Als größere Herausforderungen für die Gesellschaft bewerteten sie jedoch den Zustand von Gesundheits- und Bildungssystem (67 bzw. 66 Prozent), soziale Gerechtigkeit sowie Krieg und Terrorismus (jeweils 59 Prozent). Umwelt- und Klimaschutz sollten aus Sicht der Mehrheit dennoch bei übergeordneten politischen Entscheidungen stets berücksichtigt werden.