Israels Präsident Izchak Herzog steht vor israelischen Flaggen
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Großangriff auf Israel ++ Herzog: Seit Holocaust noch nie so viele Tote ++

Stand: 10.10.2023 00:24 Uhr

Israels Präsident Herzog fordert internationale Unterstützung und erinnert an den Holocaust. Die Lufthansa-Gruppe hat alle regulären Flüge ihrer Airlines von und nach Tel Aviv ausgesetzt. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

10.10.2023 • 07:39 Uhr

Liveblog vom Dienstag

Die aktuellen Entwicklungen zur Lage in Israel lesen Sie hier:

10.10.2023 • 00:24 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit schließen wir diesen Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Israels Armee hat die Menschen im Land angewiesen, sich mit ausreichend Nahrung, Wasser und Medikamenten einzudecken. Die Vorräte sollten mindestens 72 Stunden reichen, teilte das Militär mit. Hintergrund ist offenbar eine weiter militärische Auseinandersetzungen mit der militant-islamistischen Hamas.

Auch andere Ausrüstung für Notsituationen sollen sich die Bürger beschaffen und überprüfen, wo sich der nächst gelegene Luftschutzbunker befindet, hieß es weiter. Israelische Medien zufolge waren die Supermärkte anschließend voll mit Leuten, viele Regale jedoch leer. Die Armee betonte daraufhin, es habe sich lediglich um eine Erinnerung an eine standardmäßige Empfehlung und keine neue Anweisung gehandelt.

In Großbritannien und Griechenland haben sich Hunderte Menschen an pro-palästinensischen Protesten vor den israelischen Botschaften in London und Athen beteiligt. Die Teilnehmer skandierten etwa, Israel sei ein "Terrorstaat" oder forderten auf Schildern ein "Ende der Besatzung". Zahlreiche Polizisten wurden abgestellt, um die Botschaftsgebäude zu schützen.

Die Unternehmerin und Bloggerin Jenny Havemann schildert in einem Interview im ARD-Brennpunkt ihre persönliche Lage in Israel und beschreibt, wie der Hamas-Terrorangriff das Land eint.

"Das, was wir jetzt sehen, gab es in Israel einfach noch nicht", Unternehmerin und Bloggerin Jenny Havemann

Brennpunkt, 09.10.2023 20:15 Uhr

Bei dem Angriff der Hamas auf Israel sind nach Darstellung von US-Präsident Joe Biden mindestens elf US-Bürger ums Leben gekommen. Vermutlich seien auch Amerikaner unter diejenigen, die von den Islamisten verschleppt worden seien. Hier stehe eine Bestätigung aus. Die Polizei in den USA habe den Schutz jüdischer Einrichtungen verstärkt.

09.10.2023 • 22:33 Uhr

Hisbollah feuert Raketen auf Israel

Die radikal-islamische Schiitenorganisation Hisbollah im Libanon hat als Vergeltung für den Tod mehrerer Anhänger Raketen auf Israel abgefeuert. Israels Armee reagierte mit Artilleriefeuer, wie das Militär am Abend mitteilte. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht. Die Hisbollah beschrieb den Raketenangriff auf israelische Stellungen als Reaktion auf den Tod mehrerer eigener Anhänger.

Im Gazastreifen haben inzwischen mehr als 137.000 Menschen in Notunterkünften der Vereinten Nationen (UN) Schutz gesucht. Wie das UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) am Abend mitteilte, sind die Notunterkünfte bereits zu 90 Prozent belegt.

UNRWA befürchtet, dass sich die humanitäre Lage für die Menschen im Gazastreifen weiter verschärfen wird. Israels Armee reagierte auf den Terrorangriff der Hamas vom Samstag unter anderem mit Raketenbeschuss auf Gaza. Laut UNRWA wurden mehr als ein Dutzend Einrichtungen der Vereinten Nationen in Gaza von israelischen Geschossen getroffen. Dabei sei es zu Sachschäden gekommen. Auch eine Schule, die derzeit als Notunterkunft dient, sei getroffen worden. Die UN-Organisation hat Schulen für den Unterricht geschlossen und die Ausgabe von Lebensmitteln eingestellt. Im Gazastreifen sind knapp 1,5 Millionen Menschen als Flüchtlinge bei dem UN-Hilfswerk registriert.

Den USA liegen nach eigenen Angaben keine Belege oder Geheimdienstinformationen vor, wonach der Iran direkt am Angriff der Hamas auf Israel beteiligt ist. Die islamische Republik sei allerdings mitschuldig, sagt der Sprecher des US-Präsidialamts für die nationale Sicherheit, John Kirby, dem Sender MSNBC: "Der Iran unterstützt seit Langem die Hamas und andere Terrornetzwerke in der Region mit Ressourcen und Schulungen."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, neben dem Angriff auf sein Land nun auch einen Krieg im Nahen Osten entfachen zu wollen. "Wir haben Daten, die klar beweisen, dass Russland daran interessiert ist, im Nahen Osten einen Krieg loszutreten, sodass eine neue Quelle von Schmerz und Leid die Einheit der Welt untergräbt", teilte Selenskyj im sozialen Netzwerk X, vormals Twitter, mit. Zudem warnte er in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft vor der Gefahr eines Weltkrieges.

09.10.2023 • 21:45 Uhr

Türkei will vermitteln

Die Türkei ist nach Darstellung von Präsident Recep Tayyip Erdogan bereit für eine Vermittlerrolle im Krieg in Israel. Er ruft Israel dazu auf, die Bombardierung der palästinensischen Gebiete einzustellen, und die Palästinenser, Übergriffe auf zivile israelische Siedlungen zu beenden. Die Türkei bereite humanitäre Hilfe für den Gazastreifen vor, sagt er weiter. Es werde keinen Frieden in der Region ohne einen unabhängigen souveränen Staat Palästina geben.

Der Diplomat und ehemalige EU-Sonderbeauftragter für den Friedensprozess im Nahen Osten, Andreas Reinicke, äußerte sich in einem Interview im ARD-Brennpunkt über den Terrorangriff der Hamas:

Andreas Reinicke, ehemaliger EU-Sonderbeauftragter für den Friedensprozess im Nahen Osten, über den Hamas-Angriff

Brennpunkt, 09.10.2023 20:15 Uhr

Angesichts des Krieges mit der radikalislamischen Hamas-Bewegung hat Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu die Opposition zur gemeinsamen Bildung einer "Regierung der nationalen Einheit" aufgerufen. Er fordere die Oppositionsführer auf, "sofort eine Notstandsregierung der nationalen Einheit ohne Vorbedingungen zu bilden", sagte Netanyahu am Abend in einer Fernsehansprache. "Wir befinden uns in einem Einsatz für die Heimat, einem Krieg zur Sicherung unserer Existenz, einem Krieg, den wir gewinnen werden."

Die EU-Kommission will nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters die Hilfen für die Palästinenser doch nicht aussetzen. Man werde angesichts des Angriffs der Hamas die Gelder prüfen, heißt es in einer Erklärung der Kommission. "Bis dahin werden die Zahlungen nicht ausgesetzt, weil keine Zahlungen geplant waren." Die Erklärung steht im Widerspruch zu einem Tweet von EU-Kommissar Oliver Varhelyi, der auf dem Kurznachrichtendienst X erklärt hatte: "Alle Zahlungen (sind) sofort ausgesetzt":

Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen ist die Zahl der Toten in Israel laut Medienberichten auf 900 gestiegen. Wie das Pressebüro der Regierung mitteilte, wurden rund 2.600 Menschen verletzt.

Die Zahl der Toten im Gazastreifen durch israelische Vergeltungsangriffe in Reaktion auf den Terrorangriff ist nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums auf mehr als 680 Menschen gestiegen. Mehr als 3.700 Menschen seien verletzt worden.

Mindestens 100 Leichen sind in dem ländlich gelegenen Kibbuz Beeri geborgen worden. Der Kibbuz war Schauplatz beim terroristischen Angriff der islamistischen Hamas auf Israels. Das teilte der israelische Rettungsdienst ZAKA mit.

Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtet sogar von 108 Leichen, die heute in dem Kibbuz geborgen wurden. Die Suche solle morgen fortgesetzt werden.

09.10.2023 • 21:07 Uhr

Hisbollah meldet drei Tote

Drei Mitglieder der radikal-islamischen Hisbollah sind durch israelischen Beschuss getötet worden. Das teilte die eng mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation am Abend mit.

Israels Armee hatte am Nachmittag mit Kampfhubschraubern Ziele im Libanon angegriffen, wie das Militär mitteilte. Soldaten hatten zuvor eigenen Angaben nach mehrere bewaffnete Verdächtige erschossen, die vom nördlichen Nachbarland aus nach Israel vorgedrungen waren. Hisbollah dementierte eine Beteiligung an dem Vorfall, auf den Israel mit Beschuss von Zielen im Süden des Nachbarlandes reagierte. Sicherheitskreise im Libanon vermuten, dass militante Palästinenser hinter dem Angriff auf Israel stehen.

13.000 UN-Mitarbeiter befinden sich den Vereinten Nationen (UN) zufolge im Gazastreifen. "Sie sind offensichtlich nicht in der Lage wegzugehen", sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric. "Sie konzentrieren sich darauf, im Rahmen ihres Mandats alles zu tun, was sie können, um der Bevölkerung zu helfen." Es seien Angestellte des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) - die meisten von ihnen seien Palästinenser, etwa 300 seien internationale Mitarbeiter.

Israel hatte heute die komplette Abriegelung des nur 40 Kilometer langen und sechs bis zwölf Kilometer breiten Gazastreifens angeordnet. Die UN haben eigenen Angaben zufolge Vorräte innerhalb des Gazastreifen angelegt.

US-Präsident Joe Biden will mit mehreren Verbündeten über die Situation in Israel sprechen. Die Gespräche sollten noch am Montag stattfinden, wie das Weiße Haus mitteilte. Zuvor hatte Biden ein Treffen einberufen, an dem unter anderem Außenminister Antony Blinken, der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan, der stellvertretende nationale Sicherheitsberater Jon Finer, Heimatschutz-Sicherheitsberaterin Liz Sherwood-Randall und der Stabschef des Weißen Hauses, Jeff Zients, teilnahmen. Bei diesem Treffen habe Biden darauf gedrungen, sich weiter mit Israel und anderen regionalen Partnern zu koordinieren, erklärte das Weiße Haus.

Die radikal-islamische Hamas ist einem hochrangigen Vertreter zufolge offen für Gespräche über einen Waffenstillstand mit Israel. Die Organisation habe "ihre Ziele erreicht", sagt Mussa Abu Marsukdem dem Sender Al-Jazeera in einem Telefoninterview. Auf die Frage nach einer Waffenruhe erklärte Marsukdem, man stehe "etwas in dieser Art" und "allen politischen Gesprächen" offen gegenüber.

09.10.2023 • 20:07 Uhr

Israels Außenminister warnt Hamas

Der israelische Außenminister Eli Cohen hat die Hamas vor der angedrohten Tötung verschleppter Israelis gewarnt. "Dieses Kriegsverbrechen wird nicht vergeben werden", sagte er am Abend. Der bewaffnete Arm der militant-islamistischen Hamas hatte zuvor angekündigt, für jeden Angriff Israels "ohne vorherige Warnung" auf Häuser von Zivilisten im Gazastreifen eine israelische Geisel zu töten.

Der israelische Präsident Isaac Herzog hat an die internationale Gemeinschaft appelliert, laut und deutlich das Vorgehen der Hamas zu verurteilen. Auch müssten Staaten die Hamas in ihrer Gesamtheit als terroristisch einstufen, erklärte Herzog am Abend in Jerusalem.

Er forderte zudem, dass klar gemacht werden müsse, dass die Hamas die volle Verantwortung für das Wohlergehen der von ihr bei den Angriffen genommenen Geiseln trage und dass diese sofort nach Israel zurückkehren müssten. Schließlich forderte Herzog die Unterstützung Israels "in Worten und in Taten". Der Präsident nannte die radikalislamischen Terroristen "Monster" und prangerte deren "Brutalität, Inhumanität und Barbarei" an. Seit dem Holocaust seien nicht so viele Juden an einem Tag getötet worden.

Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge Hunderte Hamas-Mitglieder in Gefangenschaft genommen. Hunderte Terroristen seien zudem im Gazastreifen und auch am Grenzzaun getötet worden, sagte Militärsprecher Daniel Hagari israelischen Medien zufolge. Derzeit dringen demnach keine Terroristen aus dem Gazastreifen mehr in Israel ein.

Die islamistische Hamas hat die Tötung eines der Dutzenden als Geiseln genommenen israelischen Zivilisten für jeden Angriff Israels "ohne vorherige Warnung" auf Häuser von Zivilisten im Gazastreifen angekündigt. Abu Obeida, Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas, erklärte in einer Audiobotschaft, es sei in den vergangenen Stunden zu heftigen israelischen Angriffen auf zivile Gebiete gekommen, bei denen Häuser zerstört worden seien. "Wir haben beschlossen, dem ab sofort ein Ende zu setzen, und wir erklären, dass jeder Angriff auf unsere Leute in ihren Häusern ohne vorherige Warnung bedauerlicherweise mit der Hinrichtung einer der zivilen Geiseln, die wir festhalten, einhergehen wird", sagte er.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat Medienberichte dementiert, denen zufolge Ägypten Israel vor einem vorgestehenden Angriff aus dem Gazastreifen gewarnt hatte. Solche Berichte seien "absolut falsch, teilte Netanjahus Büro mit.

Israelische Medien hatten zuvor berichtet, der ägyptische Geheimdienstchef Abbas Kamel habe Netanyahu zehn Tage vor dem Terroranschlag gewarnt, dass "etwas Ungewöhnliches, eine schreckliche Operation" im Bereich des Gazastreifens zu erwarten sei. Netanyahus Büro teilte dagegen mit, seit der Regierungsbildung Ende letzten Jahres habe er weder direkt noch indirekt mit Kamel gesprochen.

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich besorgt über die von Israel verkündete vollständige Belagerung des Gazastreifens geäußert. Er sei "zutiefst erschüttert" über die als Reaktion auf den Großangriff der Hamas verhängte Maßnahme, sagte Guterres in New York. "Die humanitäre Lage im Gazastreifen war schon vor den Kämpfen extrem schlecht", sagte Guterres. "Jetzt wird sie sich noch exponentiell verschlechtern." Der UN-Generalsekretär betonte, er erkenne Israels "legitime Sorgen" um die nationale Sicherheit an, und verurteilte erneut die "abscheulichen Angriffe" der radikalislamischen Hamas. Er wies aber zugleich darauf hin, dass Israel bei seinen Militäreinsätzen das humanitäre Völkerrecht achten müsse. 

Israel hatte zuvor angekündigt, den Gazastreifen von jeglicher Versorgung abzuschneiden. Die Regierung ordnete die "vollständige Belagerung" des dicht besiedelten Palästinensergebiets an. Dort werde es "keinen Strom, keine Lebensmittel, kein Wasser, kein Gas" mehr geben, sagte Israels Verteidigungsminister Joav Gallant.

Im Süden des Libanon ist nach Angaben der schiitischen Hisbollah-Miliz eines ihrer Mitglieder durch israelischen Beschuss getötet worden. Das Hisbollah-Mitglied sei Opfer eines Angriffs auf einen Wachturm nahe der Grenze zu Israel geworden, teilte die Miliz mit. Israels Armee hatte am Nachmittag mit Kampfhubschraubern Ziele im Libanon angegriffen, wie das Militär mitteilte. Soldaten hatten zuvor eigenen Angaben nach mehrere bewaffnete Verdächtige erschossen, die vom nördlichen Nachbarland aus nach Israel vorgedrungen waren. Die eng mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation Hisbollah dementierte eine Beteiligung an dem Vorfall.

Außenministerin Annalena Baerbock hält nach dem Stopp der Entwicklungshilfe für die Palästinenser durch Deutschland und die EU an der humanitären Hilfe für die Menschen in den palästinensischen Gebieten fest. "Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe sind zwei verschiedene Dinge", sagte die Grünen-Politikerin am Abend bei n-tv. "Ich halte es für fatal, jetzt einfach zu sagen, man sollte zum Beispiel keine Lebensmittelhilfen mehr leisten." Dort seien 2,1 Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfen über die Vereinten Nationen angewiesen. Baerbock versicherte: "Es gibt keine Finanzierung von Terrorgruppen." Das Außenministerium prüfe die Zahlungen ständig. "Wir arbeiten mit den Vereinten Nationen und den NGOs (Nichtregierungsorganisationen) zusammen, damit wir keine direkten Zahlungen an die Palästinensische Autonomiebehörde leisten."

Der Vatikan hat den Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel verurteilt. "Am Samstag wurden viele Brüder und Schwestern in Israel von einem schrecklichen und verachtenswerten Angriff geweckt", sagte der vatikanische Chefdiplomat, Kardinal Pietro Parolin, in Rom. Er sicherte den Angehörigen der Opfer sowie den Verletzten und Entführten die Nähe des Vatikans zu. Der Heilige Stuhl verfolge den Krieg mit großer Sorge, sagte der Kardinalstaatssekretär. Er erinnerte daran, dass jetzt auch viele Palästinenser im Gazastreifen sterben und verletzt würden. "Unsere Nähe und unser Gebet gilt auch den Familien und allen vollkommen unschuldigen Zivilisten."

Parolin rief zu politischen Lösungen auf. Die internationale Gemeinschaft müsse die Instrumente der Diplomatie einsetzen, um das Problem der Koexistenz zwischen Palästinensern und Israelis zu lösen. "Solange dieses Problem nicht gelöst ist, solange keine Formel für den Frieden gefunden wird, werden sich diese Dinge immer wiederholen, und zwar mit größerer Heftigkeit", warnte er. Terrorismus, Gewalt, Barbarei und Extremismus würden die legitimen Anliegen von Palästinensern und Israelis untergraben. Er hoffe, dass "die Waffen zum Schweigen gebracht werden und die Vernunft die Oberhand gewinnt".

Bei dem Großangriff der islamistischen Hamas sind nach israelischen Angaben etwa 150 Menschen aus Israel in den Gazastreifen entführt worden. Das teilte das Pressebüro der Regierung auf Facebook mit. Zunächst hatte Israel von mehr als 100 Verschleppten gesprochen.

Israelische Armee will Gazastreifen komplett abriegeln

Christian Limpert, BR, tagesschau, 09.10.2023 17:00 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben Israel die uneingeschränkte Solidarität beider Länder versichert. Scholz verwies zum Auftakt der zweitägigen deutsch-französischen Kabinettsklausur in Hamburg darauf, dass beide voraussichtlich noch am Abend mit US-Präsident Joe Biden und dem britischen Premierminister Rishi Sunak sprechen werden. Macron betonte, dass er am Montagvormittag erneut mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu gesprochen habe. Scholz spricht von Terror gegen "die einzige Demokratie im Nahen Osten". "Niemand sollte den Terror weiter befeuern", warnte er. Der Terror und die Gewalt würden nicht gewinnen.

Bei mehreren Raketeneinschlägen auf Ortschaften im Umland von Jerusalem sind mehrere Personen verletzt worden. Die Zeitung "Haaretz" gab die Zahl der Verletzten mit zehn an, darunter zwei Schwerverletzte. Demnach schlug eine Rakete in Har Adar 15 Kilometer westlich von Jerusalem ein, eine weitere in der benachbarten arabischen Stadt Abu Gosch und eine weitere in der israelischen Siedlung Betar Illit, rund zehn Kilometer südwestlich von Jerusalem.

"Haaretz" berichtete zudem über einen weiteren Einschlag im israelischen Siedlungsblock "Gusch Etzion" südwestlich von Jerusalem mit vier Verletzten, einem davon schwer. Weitere sechs Verletzte meldeten israelische Medien bei Zusammenstößen an der nördlichen Grenze zum Libanon, darunter eine Person im kritischen Zustand sowie einen Schwerverletzten.

"Angriffe aus dem Gazastreifen gehen weiter", Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zzt. Aschkelon, zur Lage vor Ort

tagesschau, 09.10.2023 17:00 Uhr

Die EU-Außenminister beraten am Dienstag in einer Krisensitzung über den Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und mehrere EU-Minister sind zu diesem Zeitpunkt in Maskat, der Hauptstadt des Sultanats Oman, um an einem Treffen der EU mit dem Golf-Kooperationsrat (GCC) teilzunehmen. Die Krisensitzung der EU-Außenminister findet daher zum Teil per Videokonferenz statt.

Gesprochen werden soll nach Angaben von Borrells Sprecher über die Auswirkungen des Hamas-Angriffs auf Israel und die Reaktionen der EU, insbesondere im Hinblick auf die Hilfe für die palästinensische Bevölkerung.

Der terroristische Angriff der Hamas auf Israel prägte auch den Auftakt der bundesweiten Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus. "Das ist internationaler Antisemitismus, der verschärft auch die Sicherheitslage jüdischer Einrichtungen in Deutschland", erklärte der Vorstand der Amadeu Antonio Stiftung, Timo Reinfrank. "Wir haben seit 48 Stunden keinen Alltag mehr." Es brauche nun klares politisches Handeln.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ergänzte: "Der Krieg trifft auch die Jüdinnen und Juden in Deutschland." Viele hätten Verwandte und Freunde in Israel, unter den von der Hamas Entführten seien auch deutsche Staatsbürger. "Die jüdische Gemeinschaft hier ist verunsichert, aber steht auch solidarisch zusammen."

Der ägyptische Rote Halbmond hat nach Angaben aus Militärkreisen Güter zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung in den Gazastreifen geschickt. Mehr als zwei Tonnen Material seien in das Palästinensergebiet geliefert worden, das nach einem Großangriff der Hamas auf Israel unter Beschuss der israelischen Streitkräfte steht. Außerdem werde versucht, Essenslieferungen zu organisieren, sagte eine Gewährsperson aus dem ägyptischen Militärapparat der Nachrichtenagentur AP. Darüber, ob auch die Einfuhr von Treibstoff in den Gazastreifen erlaubt werden soll, sei noch nicht entschieden worden.

Die Arabische Liga hat für Mittwoch ein Sondertreffen angekündigt. Die Außenminister der Mitgliedsstaaten wollten Wege besprechen, um "die israelische Aggression zu stoppen", heißt es in einer Erklärung. Die Palästinenser hätten um das Treffen gebeten.

Ein Vertreter des Hamas-Politbüros hat einen Gefangenenaustausch mit Israel vorerst ausgeschlossen. "Der Militäreinsatz dauert an, deshalb gibt es derzeit keine Chance für Verhandlungen über das Thema Gefangene oder irgendetwas anderes", sagte der in Doha stationierte Hamas-Vertreter Hossam Badran der Nachrichtenagentur AFP. 

Israels Armee hat mit Kampfhubschraubern Ziele im Libanon angegriffen. Das teilte das Militär mit. Soldaten hatten zuvor eigenen Angaben nach mehrere bewaffnete Verdächtige erschossen, die vom nördlichen Nachbarland aus nach Israel vorgedrungen waren.

Einem Bericht der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur zufolge begaben sich vier Bewaffnete von der Grenzstadt Dahaira aus über die südlibanesische Grenze auf israelisches Territorium, bevor sie eine Stellung des israelischen Militärs passierten.

Bundeskanzler Olaf Scholz wird am Donnerstag eine Regierungserklärung im Bundestag zur Lage in Israel abgeben. Das erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Koalitionskreisen. Scholz hatte die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israelis bereits am Sonntag scharf verurteilt.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, fordert nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel weitere innenpolitische Schritte. Im Gespräch mit der "Rheinischen Post", sprach sich Klein dafür aus, zusätzlich zum Schutz jüdischer Einrichtungen sollten auch "Betätigungsverbote von Vorfeldorganisationen der Hamas und der Hisbollah in Deutschland geprüft werden". Die antisemitische Ideologie der Hamas beschränke sich nicht auf den Gazastreifen. Auch in Deutschland seien Jüdinnen und Juden davon betroffen.

Nach dem terroristischen Überfall auf Israel werden die in dieser Woche in Berlin geplanten Deutsch-Israelischen Literaturtage verschoben. "Nach den brutalen Angriffen und hundertfachen Morden der Hamas in Israel kann diese Veranstaltung jedoch nicht wie geplant stattfinden", hieß es in einer Mitteilung. "Wir verurteilen den grausamen terroristischen Angriff der Hamas auf Israel auf Schärfste." Die Literaturtage sollen im kommenden Frühjahr nachgeholt werden.

Die Airline Swiss plant am Dienstag einen Sonderflug zur Rückholung von Schweizerinnen und Schweizern aus Israel. Wie die Lufthansa-Tochter bekanntgab, ist auf dem Flug von Tel Aviv nach Zürich Platz für 219 Passagiere. Der Transport findet in Kooperation mit dem Schweizer Außendepartement statt. Nach Beginn des Angriffs der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel hatte die Swiss ihre reguläre Verbindung nach Tel Aviv bereits am Samstag vorläufig eingestellt.

09.10.2023 • 15:53 Uhr

Moskau fordert Palästinenserstaat

Die Schaffung eines palästinensischen Staates ist nach Ansicht der Führung in Moskau die "verlässlichste Weg" zur Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte in Moskau bei einer Pressekonferenz, Russland und die Arabische Liga würden sich darum bemühen, das "Blutvergießen" in Israel und im Gazastreifen zu beenden. 

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow forderte eine Art Verhandlungsprozess und warnte vor einem "erhöhten" Risiko eines Eintretens in den Krieg von "Dritten", wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete. Ähnliche Befürchtungen hatte auch Israel geäußert.

In Israel ist die Zahl der Todesopfer nach dem Angriff der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas laut dem Sender Kan TV auf 800 gestiegen.

Die Europäische Union setzt nach Angaben von EU-Erweiterungskommissar Oliver Varhelyi alle Zahlungen an die Palästinenser aus. Alle Projekte seien auf dem Prüfstand, sagte er.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat nach dem Hamas-Terrorangriff mit mehr als 800 toten Israelis eine harte Gegenreaktion angekündigt. "Wir werden den Nahen Osten verändern", sagte Netanyahu laut einer Mitteilung den Repräsentanten israelischer Ortschaften im Süden des Landes. "Was die Hamas erleben wird, wird hart und fürchterlich sein." Er betonte: "Wir sind erst am Anfang."

Bei dem Großangriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel sind laut US-Informationen auch neun amerikanische Staatsbürger gestorben. Das bestätigte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Montag beim Fernsehsender CNN. Weitere Tote seien wahrscheinlich, sagte er weiter, ohne konkret zu nennen, wie viele US-Bürger noch in Israel vermutet werden.

Die Lufthansa-Gruppe hat wegen der "sich weiterhin unklar entwickelnden Situation in Israel" nach intensiver Lageanalyse alle regulären Flüge ihrer Airlines von und nach Tel Aviv bis einschließlich Samstag ausgesetzt. "Wir bedauern diese Entscheidung so treffen zu müssen", erklärte die Airline. Schon ab dem Wochenende waren Israel-Flüge eingestellt worden. Neben der Hauptmarke Lufthansa fliegen auch die Töchter Swiss, Austrian und Brussels Airlines Tel Aviv an. Die Lufthansa beobachte die Sicherheitslage weiterhin intensiv und stehe in engem Kontakt mit den Behörden.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben mehrere bewaffnete Verdächtige erschossen, die vom feindlichen Nachbarland Libanon aus nach Israel vorgedrungen waren. Man suche nach weiteren Verdächtigen, teilte das Militär mit. Nach israelischen Medienberichten gab es Schusswechsel. Das israelische Fernsehen berichtete, Einwohner im Norden des Landes seien angewiesen worden, in Schutzräumen zu bleiben.

Die eng mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation Hisbollah hatte sich am Sonntag zu einem Raketenbeschuss aus dem Südosten Libanons auf israelisches Grenzgebiet bekannt. Auch am Montag gab es im Norden Israels erneut Raketenalarm. Laut Angaben der Gruppe seien aber keine bewaffneten Truppen nach Israel geschickt worden.

Die EU-Unterstützung für die Palästinenser wird angesichts des Angriffs der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel auf den Prüfstand gestellt. Die Europäische Kommission untersuche derzeit, wie sich die jüngsten Ereignisse auf die Entwicklungshilfe auswirken könnten, sagte eine Sprecherin. Schon heute sei aber sehr klar, dass die EU weder direkt noch indirekt die Aktivitäten der Hamas oder anderer Terrororganisationen finanziere.

Anders als das Entwicklungshilfeministerium leistet das Außenministerium weiter Zahlungen für die Palästinenser-Gebiete. Ein Großteil der vom Ministerium für humanitäre Aufgaben bereitgestellten Gelder von 73 Millionen Euro seien bereits ausgezahlt, sagte ein Außenamtssprecher. "Aber es stehen auch noch Zahlungen an, und die gehen auch weiter. Denn mit dieser Hilfe wird ja gerade lebensrettende Arbeit geleistet."

Das Entwicklungshilfeministerium, über das insgesamt rund 250 Millionen Euro fließen sollen, hat die dagegen die Hilfen nach dem Angriff der Islamisten-Gruppe Hamas auf Israel auf den Prüfstand gestellt und vorübergehend ausgesetzt.

Ägypten hat einem Zeitungsbericht zufolge Verhandlungen mit Israel und palästinensischen Extremistengruppen über einen Gefangenenaustausch aufgenommen. In den Gesprächen gehe es darum, palästinensische Frauen in israelischen Gefängnissen im Austausch gegen Frauen freizulassen, die von Hamas-Kämpfern verschleppt worden seien, berichtete die staatliche ägyptische Zeitung "Al-Ahram".

Die Tageszeitung zitierte eine ungenannte Quelle mit den Worten, dass die Verhandlungen darauf abzielten, ein Abkommen über eine solche Vereinbarung zu schließen. Die ägyptische Regierung warte derzeit auf Antworten von beiden Seiten bezüglich des vorgeschlagenen Gefangenenaustauschs und einer vorübergehenden Waffenruhe, hieß es in dem Bericht.

Durch israelischen Beschuss als Reaktion auf den Hamas-Angriff sind im Gazastreifen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums bislang 560 Palästinenser getötet worden. Etwa 2.900 Menschen wurden demnach verletzt.

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel bemüht sich der Libanon nach Angaben der Regierung um Stabilität an seiner Grenze im Süden. Der geschäftsführende Ministerpräsident Nadschib Mikati sagte, die Sicherung der Stabilität habe im Moment Priorität für das Land. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, Verantwortung zu übernehmen und Druck auf Israel auszuüben, damit es zu Gesprächen im Rahmen der arabischen Friedensinitiative zurückkehre. "Alles andere ist eine weitere Spirale der Gewalt, die niemandem nützt", sagte Mikati. Die libanesische Terrormiliz Hisbollah bekannte sich zum Abschuss von Raketen auf drei israelische Stellungen in einem umstrittenen Gebiet entlang der Grenze zu den von Israel besetzten syrischen Golanhöhen.

Wie reagiert die Hisbollah?

tagesschau24, 09.10.2023 12:00 Uhr

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra einberufen. Großbritannien sei einer der engsten Verbündeten Israels, sagte Sunak beim Besuch eines Unternehmens in der Grafschaft Nottinghamshire. Er habe dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu zugesagt, weiterhin diplomatische, geheimdienstliche und sicherheitstechnische Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Man bleibe im engen Dialog mit den Israelis, so Sunak weiter.

Großbritannien unterstütze Israel in seiner Ausübung des Rechts auf Selbstverteidigung und darin, "verhältnismäßige Maßnahmen zu ergreifen, um die Gewalt und furchtbaren Szenen zu beenden", betonte ein Regierungssprecher vor Journalisten. Wie London Israel konkret helfen werde, sagte er zunächst nicht. Es gebe derzeit keine Pläne, zusätzliche militärische Kapazitäten in die Region zu verlegen, so der Sprecher.

Katar will offenbar einen Gefangenenaustausch zwischen der radikal-islamischen Hamas und Israel vermitteln. Katarische Vermittler hätten versucht, mit Hamas-Vertretern die Freilassung von israelischen Frauen und Kindern auszuhandeln, die von den Extremisten in den Gazastreifen verschleppt worden seien, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Im Gegenzug sollten 36 palästinensische Frauen und Kinder aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden. Die seit Samstagnacht in Abstimmung mit den USA geführten Verhandlungen kämen voran, sagte die eingeweihte Person demnach. Ein Durchbruch war aber nicht in Sicht. Offen blieb auch, wie viele von der Hamas verschleppte Frauen und Kinder im Fall eines Gefangenenaustauschs freikommen könnten.

Bei den gewalttätigen Angriffen auf Israel durch die islamistische Hamas sind nach US-Informationen auch vier amerikanische Staatsbürger gestorben. Dies hätten Vertreter aus Kreisen der nationalen Sicherheit und des Außenministeriums in einer Lagebesprechung für Mitglieder des US-Senats bestätigt, teilte Senats-Mehrheitsführer Chuck Schumer am späten Sonntagabend (Ortszeit) mit. Es werde befürchtet, dass die Zahl der Opfer noch weiter steige, hieß es in dem beim Nachrichtendienst X verbreiteten Statement weiter. Schumer kündigte eine als geheim eingestufte Lagebesprechung für alle Senatoren im Laufe der Woche an. Der Mehrheitsführer der Demokraten besucht gerade mit einer Gruppe von Senatoren beider US-Parteien China.

Das Entwicklungsministerium hat die Finanzhilfen für die Zusammenarbeit mit den palästinensischen Gebieten "vorübergehend ausgesetzt". Die Programme würden nun umfassend und mit offenem Ausgang überprüft, sagte eine Sprecherin des Ministeriums in Berlin. Demzufolge waren für dieses und nächstes Jahr rund 125 Millionen Euro an bilateraler Entwicklungzusammenarbeit zugesagt. Dabei gehe es um längerfristige Entwicklungszusammenarbeit. Die Sprecherin nannte Wasserversorgung und -entsorgung, eine Entsalzungsanlage, berufliche Bildung, die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Leute und Ernährungssicherung als Beispiele.

Zuvor hatte Entwicklungsministerin Svenja Schulze bekräftigt, dass die Bundesregierung ihr gesamtes Engagement für die palästinensischen Gebiete auf den Prüfstand stellen werde.

Die Bundesregierung nimmt nach dem massiven Angriff der Hamas in Israel bei ihren arabischen Gesprächspartnern eine große Besorgnis wahr, dass sich der Konflikt ausweiten könnte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe am Sonntagabend ausführlich mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi telefoniert, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Der Staatspräsident habe dabei seine große Besorgnis ausgedrückt, was die Auswirkungen auf die gesamte Region angehe. Ähnlich sei die Stimmungslage auch bei den Gesprächen gewesen, die Außenministerin Annalena Baerbock mit ihren Amtskollegen in Jordanien, Ägypten und bei der palästinensischen Autonomiebehörde geführt habe, berichtete ein Sprecher ihres Ministeriums.

Mit einer Schweigeminute hat der UN-Menschenrechtsrat der Opfer des Hamas-Angriffs auf Israel gedacht. Sie bitte die Ländervertreter, im Gedenken an die "Opfer dieser schrecklichen Terroranschläge" schweigend innezuhalten, sagte US-Botschafterin Michele Taylor zu Beginn der letzten Sitzungswoche des Gremiums in Genf. "Unschuldige Menschen" seien durch die Angriffe der Hamas in Israel und im Gazastreifen ums Leben gekommen. Zugleich forderte die US-Botschafterin das Gremium auf, das "gemeinsame Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte in der ganzen Welt" zu bekräftigen und mit der Schweigeminute ein Zeichen gegen Terrorismus und Gewalt zu setzen.

Der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, hat China fehlende Unterstützung für Israel nach dem Großangriff der Hamas vorgeworfen. Schumer sagte in Peking dem chinesischen Präsident Xi Jinping, er sei sehr enttäuscht darüber, dass China den Hamas-Angriff nicht scharf verurteilt und kein Mitgefühl für Israel und seine Bevölkerung gezeigt habe. "Ich fordere Sie und das chinesische Volk auf, sich an die Seite des israelischen Volkes zu stellen und diese feigen und bösartigen Angriffe zu verurteilen", sagte Schumer. Zuvor traf er bereits Außenminister Wang Yi und überbrachte ihm die gleiche Botschaft.

Das chinesische Außenministerium hatte am Sonntag Israel und die Hamas zur Zurückhaltung aufgerufen und eine umgehende Einstellung der Feindseligkeiten gefordert. Der Großangriff der Hamas vom Samstagmorgen wurde jedoch nicht erwähnt.

Im Gazastreifen steigt nach israelischen Gegenschlägen die Zahl der palästinensischen Toten weiter an. Israel wehrt sich gegen einen Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, die im Gazastreifen herrscht. Mehr als 65 Menschen seien bei israelischen Luftangriffen getötet worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit. Damit liegt die Zahl der Toten in dem Küstengebiet insgesamt bei mehr als 558, die Zahl der Verletzten bei mehr als 2.800.

Israel unterbricht mit sofortiger Wirkung die Wasserversorgung des Gazastreifens. "Was in der Vergangenheit war, wird in der Zukunft nicht länger sein", erklärte Energieminister Israel Katz.

Bei israelischen Luftangriffen auf das Flüchtlingslager Dschabalia im Gazastreifen sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza Dutzende von Palästinensern getötet und verwundet worden.

Palästinenser suchen nach einem israelischen Luftangriff auf Gebäude im Flüchtlingslager von Jabalia im Gazastreifen nach Überlebenden.

Palästinenser suchen nach einem israelischen Luftangriff auf Gebäude im Flüchtlingslager von Dschabalia im Gazastreifen nach Überlebenden.

Das Auswärtige Amt hat nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel die humanitäre Hilfe in den palästinensischen Gebieten verteidigt. Ein Ministeriumssprecher stellte klar: "Wir finanzieren nicht die Hamas. Es geht kein deutsches Geld an Terroristen." Humanitäre Hilfe werde in akuten Notsituationen und immer in schwierigen Kontexten eingesetzt. Dabei werde stets genau geschaut, ob die Gelder auch dort ankämen, wo sie ankommen sollten.

In den palästinensischen Gebieten werden die Mittel laut Ministerium zur Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und im Gesundheitsbereich eingesetzt. Dieses Jahr beträgt die deutsche humanitäre Hilfe dort etwa 72 Millionen Euro. Dem Sprecher zufolge wurde sie bereits großteils ausgezahlt. Die übrigen Zahlungen erfolgten weiter, denn damit würden lebensrettende Aufgaben erfüllt.

Die Bundesregierung hat bisher keine Anzeichen dafür, dass sich der Nahost-Konflikt auch auf israelische und pro-palästinensische Gruppen in Deutschland übertragen könnte. Man habe die Sicherheitslage sehr genau im Blick, sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) in Berlin. Die Bundesregierung sei in stetigem Austausch mit Israel und dem Zentralrat der Juden. "Übertragen sich möglicherweise diese Konflikte? Wir sehen es noch nicht, aber wir haben es sehr genau im Blick", sagte Faeser.

Die CDU hat nach dem Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel gefordert, alle direkten und indirekten Zahlungen Deutschlands und der EU an Organisationen der Palästinenser bis auf Weiteres einzustellen. Dies gelte sowohl für staatliche als auch für nicht-staatliche Organisationen, heißt es in einem einstimmigen Beschluss des CDU-Vorstands, aus dem die Nachrichtenagentur dpa zitiert. "Nur wer sich klar und zweifelsfrei von dem Terror der Hamas und einer die Existenz Israels infrage stellenden Haltung distanziert, kann zukünftig Geld erhalten", heißt es weiter.

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, hatte am Sonntag betont, das Auswärtige Amt leiste in den Palästinensischen Gebieten nur Nothilfe für Bedürftige. Eine direkte Budgethilfe an die Palästinensische Autonomiebehörde erfolge nicht.

Nach dem terroristischen Großangriff der Hamas - Israel im Kriegszustand

Claus Singer, ARD Tel Aviv, tagesschau, 09.10.2023 12:00 Uhr

Der Iran hat den Vorwurf einer Beteiligung am Großangriff der Hamas auf Israel zurückgewiesen. Derartige Anschuldigungen lägen "in politischen Motiven begründet", sagte der iranische Außenamtssprecher Nasser Kanani bei einer Pressekonferenz in Teheran. Sein Land mische sich nicht "in die Entscheidungsprozesse anderer Nationen" ein, dies gelte auch "für Palästina".

Den Iran für den Angriff auf Israel verantwortlich zu machen, diene dazu, "die öffentliche Meinung abzulenken und mögliche nächste Aktionen" Israels zu rechtfertigen, sagte der Sprecher. Mit den Anschuldigungen gegen Teheran sollten "die schwere Niederlage des zionistischen Regimes" entschuldigt und "das geschwächte Image des zionistischen Regimes repariert" werden. 

Nach dem Hamas-Angriff auf Israel fordert der Zentralrat der Juden Konsequenzen der deutschen Politik. "Die finanzielle Unterstützung der Palästinenser muss sofort beendet werden", erklärte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster, in Berlin. "Der palästinensische Terror, den wir sehen, wurde auch mit deutschen Steuermitteln finanziert." Alle Vereine, die mit den Organisationen Hamas oder Fatah verbunden seien oder sich mit ihnen solidarisierten, müssten überprüft und wenn nötig verboten werden, so Schuster.

"Schlussendlich muss der Iran, der auch hinter diesem Terror steht, hart bestraft werden. Das Mullah-Regime muss konsequent politisch bekämpft werden." Ein im Atomvertrag mit dem Iran verankerter "Rückfall auf die härtesten Sanktionen" müsse nun umgesetzt werden, sagte Schuster. "Der Iran gefährdet nicht nur Israel und Juden, sondern die gesamte freie Welt."

Nach den Angriffen der islamistischen Hamas auf Israel hat sich Russland offiziell besorgt gezeigt. "Wir beobachten mit großer Sorge, was rund um Israel, im Nahen Osten, passiert", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Es bestehe die Möglichkeit einer Ausweitung der Eskalation in der Region, fügte er hinzu und rief beide Seiten zum Einstellen der Gefechte auf.

Internationale Beobachter hingegen werfen Russland vor, die Kämpfe in Israel für seinen eigenen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausnutzen zu wollen. So hatte das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) am Samstag geschrieben, der Kreml werfe dem Westen in einer Informationskampagne vor, die Konflikte im Nahen Osten zugunsten der Unterstützung für die Ukraine vernachlässigt zu haben. Russland hat zudem auch Kontakte zur im Gazastreifen herrschenden Hamas, die von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft wird. Eine Frage von Journalisten zur Zukunft dieser Kontakte ließ Kremlsprecher Peskow unbeantwortet.

Bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen sollen nach palästinensischen Angaben auch vier israelische Geiseln getötet worden sein. Dies teilte ein Sprecher der Kassam-Brigaden, dem bewaffneten Flügel der islamistischen Hamas, mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Ein Sprecher der israelischen Armee teilte mit, man sei sich der Berichte bewusst und prüfe sie.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Parallele zwischen dem Einmarsch Russlands in sein Land und dem Großangriff der Hamas auf Israel gezogen. Nur international respektierte Regeln und das Völkerrecht könnten den Frieden in der Welt sichern, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft an Abgeordnete der NATO-Mitgliedsländer in Kopenhagen. "Das gleiche Böse, der einzige Unterschied besteht darin, dass es sich um eine terroristische Organisation handelt, die Israel angegriffen hat, und um einen terroristischen Staat, der die Ukraine angegriffen hat", sagte Selenskyj in seiner Rede. Aber Einigkeit müsse und könne das Böse stoppen. "Jeder, der den Terror unterstützt, soll die Kraft unseres Zorns spüren. Und lasst alle, die Hilfe brauchen, um sich gegen den Terror zu verteidigen, die Kraft unserer Solidarität spüren."

Der Iran hat angesichts der Kämpfe in Israel eine Dringlichkeitssitzung der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) einberufen. Die regionalen Entwicklungen sollten dort diskutiert werden, sagte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums. Der Iran sei nicht an den Angriffen beteiligt gewesen, bei denen 700 Israelis getötet und Dutzende weitere von der radikal-islamischen Hamas entführt wurden. Die OIC besteht aus 57 Staaten mit hohem Anteil muslimischer Bevölkerung und ist nach eigenen Angaben damit die zweitgrößte Organisation nach den Vereinten Nationen.

Die EU-Außenminister kommen am Dienstag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell rief das Treffen wegen der Lage in Nahost ein, wie er auf der Plattform X (früher Twitter) mitteilte.

Die FDP fordert, alle Zahlungen an palästinensische Organisationen auszusetzen. Auswärtiges Amt und Entwicklungsministerium müssten alle Hilfsleistungen "unverzüglich einer Sonderprüfung" unterziehen, heißt es in einem Präsidiumsbeschluss der Liberalen. "Bis zum Abschluss dieses Prozesses müssen die Zahlungen gestoppt werden."

Der Iran hat vor Angriffen auf das eigene Land gewarnt. "Sie sollten wissen, dass jeder idiotischen Aktion gegen den Iran mit einer verheerenden Antwort entgegnet wird", sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani in Teheran. Er reagierte damit auf Spekulationen rund um eine mögliche Unterstützung des Irans beim Angriff der Hamas auf Israel und daraus folgenden mutmaßlichen Gegenmaßnahmen.

In einer Stellungnahme hatte die iranische UN-Mission in New York am Sonntag jegliche Verstrickung des Irans in den Angriff zurückgewiesen. Gleichzeitig bezeichneten die Vertreter der Islamischen Republik die Angriffe der islamistischen Hamas als "legitime Verteidigung gegen die Besatzung".

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat den jüdischen Einrichtungen in Deutschland "volle Unterstützung" zugesagt. Sie könnten mit dem besonderen Schutz rechnen, den sie jetzt benötigten, sagte Faeser auf einer SPD-Veranstaltung.

Die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft hat die Angriffe der Hamas auf Israel und zugleich die Gegenangriffe Israels auf den Gazastreifen "auf das Schärfste" verurteilt. Das Mitgefühl gelte "den Angehörigen der vielen Toten und den Verletzten auf beiden Seiten", sagte der Präsident der Gesellschaft, Nazih Musharbash. Die Gesellschaft begrüße die Stellungnahme des UN-Generalsekretariats, die nur in der Gründung eines eigenen palästinensischen Staates neben Israel eine effektive Beruhigung der Lage sieht. "Beide Seiten haben es längst verdient, nebeneinander in Frieden zu leben", sagte Musharbash.

Nach den Angriffen haben sich nach Angaben des Auswärtigen Amts mehr in Israel lebende Deutsche in eine Vorsorgeliste für direkte Krisen-Informationen eintragen lassen. Im Moment gibt es 4.500 Registrierungen, wie ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa zufolge sagte. Man gehe aber davon aus, dass sich noch sehr viel mehr Deutsche und Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit in Israel aufhalten.

Mit der Erfassung in dem System "Elefand" können Deutsche im Ausland in akuten Krisenfällen schnell von deutschen Vertretungen informiert und in mögliche Krisenmaßnahmen einbezogen werden. Der Krisenstab der Bundesregierung sollte heute erneut tagen, wie der Ministeriumssprecher demnach erläuterte. Man stehe zudem weiter in enger Abstimmung mit der Botschaft in Israel. Informiert werde im Internet und vor Ort unter anderem über Wege, wie das Land mit kommerziellen Flügen oder auf dem Landweg zu verlassen ist.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow ruft nach einem Treffen mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Aboul Gheit, zu einem Ende der Kämpfe in Israel auf. Diese müssten schnell beendet werden, sagte Lawrow. Er sei sich sicher, dass Russland und die Arabische Liga dazu beitragen könnten, das Blutvergießen zu beenden. Gheit rief ebenfalls zur Beendigung der Kämpfe auf, sagte aber, dass die Gewalt weitergehen werde, solange die Palästina-Frage ungelöst bleibe.

Nach Solidaritätsbekundungen mit dem Hamas-Angriff auf Israel in Berlin hat der Zentralrat der Juden Konsequenzen gefordert. "Bei jedem, der das Morden durch die Hamas auf deutschen Straßen bejubelt und aus diesem Anlass Süßigkeiten verteilt, muss geprüft werden, welche Konsequenzen durch den Rechtsstaat gezogen werden", erklärte der Verband. Die muslimischen Verbände in Deutschland hätten es "leider versäumt, sich hierzu und zum Krieg in Israel klar zu positionieren".

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kritisierte die Solidaritätskundgebungen mit der Hamas auf das Schärfste. "Wir können es nicht dulden, wenn auf offener Straße versucht wird, die brutalen Attacken auf Israel auch noch zu feiern", sagte er bei einer Veranstaltung in seinem Berliner Amtssitz Schloss Bellevue. "Wer diesen Terror bejubelt, der entwürdigt nicht nur die Opfer, der tritt auch die Menschenwürde und unsere deutsche Verfassung mit Füßen."

Die meisten deutschen Pauschalreisenden sind seit Beginn der Kämpfe in Israel nach Deutschland zurückgekehrt. Am Samstag seien mehrere Hundert mit deutschen Veranstaltern in Israel unterwegs gewesen, wie eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV) laut Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. Die Urlaubenden seien wohlauf gewesen und zum Großteil inzwischen wieder in die Heimat zurückgeflogen. Veranstalter hätten für diese Woche Reisen nach Israel abgesagt. Gäste könnten nun auf einen späteren Zeitpunkt oder ein anderes Reiseziel umbuchen. Die Sicherheit der Gäste und der Mitarbeitenden vor Ort habe oberste Priorität, erklärte der DRV.

Israel verschärft die Maßnahmen gegen den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen. Verteidigungsminister Joaw Gallant kündigt eine "totale Blockade" des Gebiets mit etwa 2,3 Millionen Menschen an. Dies schließe ein Einfuhrverbot für Lebensmittel und Treibstoff ein. Auch Strom soll dem Gebiet abgestellt werden.

Das israelische Sicherheitskabinett hatte in der Nacht zum Sonntag bereits einen grundsätzlichen Stopp der Einfuhr von Strom, Brennstoff und Waren in das Palästinensergebiet beschlossen.

Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate haben auf höchster Regierungsebene über den Großangriff der Hamas auf Israel gesprochen. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi und der Präsident der Emirate, Scheich Mohamed bin Sajed Al Nahjan, seien sich einig, dass die diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation vorangetrieben und Zivilisten geschützt werden müssten, hieß es in einer Mitteilung des ägyptischen Präsidentenbüros. Diese Bemühungen sollten auch die Schaffung eines umfassenden, gerechten und dauerhaften Friedens umfassen. Ägypten war das erste arabische Land, das in den 1970er-Jahren diplomatische Beziehungen zu Israel aufnahm.

09.10.2023 • 11:27 Uhr

Luftalarm in Tel Aviv und Jerusalem

In der israelischen Küstenstadt Tel Aviv, in Jerusalem und anderen Städten Israels wurde wieder Raketenalarm ausgelöst. Das israelische Fernsehen berichtete, eine Rakete sei auf offenem Gebiet nahe Tel Aviv eingeschlagen. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge waren auch in Jerusalem Explosionen zu hören, die entweder von Raketeneinschlägen oder der Flugabwehr stammen könnten. Es gab bisher keine Angaben zu möglichen Verletzten.

Arye Shalicar, Sprecher des israelischen Militärs, zur aktuellen Lage in Israel

tagesschau24, 09.10.2023 11:00 Uhr

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben die Kontrolle über die von der Hamas angegriffenen Orte zurückerlangt. "Wir haben die Kontrolle über die Orte", sagte Armeesprecher Daniel Hagari über die südisraelischen Gebiete in der Nähe zum Gazastreifen. Es gebe aber weiterhin vereinzelte Zusammenstöße mit den militanten Islamisten der Hamas, sagte ein Militärsprecher. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf den Sprecher von einer "vollen Kontrolle" berichtet, sich dann aber später korrigiert.

Israel mobilisiert wegen des Kriegs mit der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas rund 300.000 Reservisten. Dies sei die größte Mobilisierung in der israelischen Geschichte in so kurzer Zeit, sagte ein Armeesprecher.

Als Reaktion auf den Angriff der Hamas auf Israel setzt Österreich seine Hilfe für die Palästinenser in Höhe von rund 19 Millionen Euro aus. Das Ausmaß des Terrors sei so entsetzlich, dass man nicht zur Tagesordnung übergehen könne, sagte Außenminister Alexander Schallenberg im ORF-Hörfunk. Österreich werde daher alle Zahlungen der Entwicklungszusammenarbeit bis auf weiteres auf Eis legen. Dabei unterschied Schallenberg nicht zwischen dem von der Hamas beherrschten Gazastreifen und dem Westjordanland, das von der vom Westen unterstützten Palästinensischen Autonomiebehörde unter Präsident Mahmud Abbas verwaltet wird.

Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze bekräftigt, die Bundesregierung werde ihre Hilfen für die Palästinenser komplett auf den Prüfstand stellen. Dies werde "geordnet mit den Partnern" geschehen und auch mit Israel besprochen, sagte die SPD-Politikerin in Berlin. Auch dies sei ein Zeichen dafür, dass Deutschland fest an der Seite Israels stehe.

Der Sprecher der islamistischen Hamas-Organisation hat Ziele des Großangriffs auf Israel genannt. Die Hamas wolle alle palästinensischen Gefangenen in Israel befreien und israelische Provokationen im Westjordanland und in Jerusalem, insbesondere an der Al-Aksa-Moschee, beenden, sagte Abdel-Latif al-Kanua telefonisch der Nachrichtenagentur AP.

Hamas-Mitglieder kämpften weiter gegen das israelische Militär und hätten am Morgen weitere Israelis gefangen genommen. "Wir befinden uns in einem offenen Kampf zur Verteidigung unseres Volkes und der Al-Aksa-Moschee", sagte er. "Dieser Kampf ist verbunden mit der Befreiung aller palästinensischen Gefangenen und der Beendigung der Aktivitäten dieser faschistischen Regierung in Jerusalem." Die Hamas habe eine große Anzahl von Israelis gefangen genommen, erklärte der Sprecher, ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Der militärische Flügel der Hamas, Al-Kassam, werde die Zahlen später bekannt geben, hieß es.

Seit Beginn des Hamas-Angriffs sind nach UN-Angaben im Gazastreifen mehr als 123.000 Menschen vertrieben worden. Insgesamt 123.538 der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens hätten ihre Häuser "aus Angst, aus Sorge um ihren Schutz und wegen der Zerstörung ihrer Häuser" verlassen, erklärte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA). Mehr als 73.000 Flüchtlinge seien in Schulen untergebracht.

Laut einem Sprecher des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNWRA) ist mit einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen zu rechnen. In den Schulen, von denen einige zu Notunterkünften erklärt worden seien, gebe es Strom. Die UN-Mitarbeiter versorgten die dort untergekommenen Menschen außerdem "mit einer Mahlzeit, sauberem Wasser, psychologischer Unterstützung und medizinischer Behandlung", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Karte von Israel mit dem Gazastreifen und den Orten Jersualem, Tel Aviv, Sderot, Gedera

09.10.2023 • 09:39 Uhr

Auch Polen fliegt Staatsbürger aus

Polens Luftwaffe hat die ersten polnischen Staatsbürger aus Israel in Sicherheit gebracht. Nach der Landung einer Regierungsmaschine in den frühen Morgenstunden seien nun auch zwei Militärtransportmaschinen vom Typ Hercules auf dem Flughafen in Warschau gelandet, teilte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak auf der Plattform X mit. Nach Angaben der Nachrichtenagentur PAP hatte das zuerst eingetroffene Regierungsflugzeug vom Typ Boeing 120 polnische Bürger aus Israel zurückgebracht. Blaszczak schrieb nun von mehr als 120 weiteren Menschen, die mit den Militärtransportern ausgeflogen wurden.

Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, mahnt in der Debatte um Kürzungen von Finanzhilfen für die Palästinensischen Gebiete zu Augenmaß. "Jegliche Hilfe für die Palästinenser einzustellen, halte ich für falsch", sagte der Historiker der Nachrichtenagentur dpa. "Das wird der Komplexität der Situation dort nicht gerecht." Nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel waren Forderungen nach einer Einstellung der Finanzhilfen für die Palästinensischen Gebiete laut geworden.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth, hat den Hamas-Angriff auf Israel als den "größten Massenmord an Jüdinnen und Juden nach dem Holocaust" bezeichnet. Damit setze er nichts dem Holocaust gleich, sagte er im ARD-Morgenmagazin. "Ich will deutlich machen, was für ein einschneidendes, tragisches und schmerzhaftes Ereignis das für uns ist."

Nun bedeute die zugesagte Solidarität Deutschlands, dass die Bundesregierung Israel auch bei den schwierigen Entscheidungen unterstützen müsse. "Das heißt, Israel wird jetzt die Infrastruktur der Hamas komplett vernichten müssen", sagte er. "Es wird sehr schmerzhafte Bilder geben, aber die israelische Regierung ist in der Pflicht ihre eigene Bevölkerung zu schützen."

"Israel braucht Unterstützung", Michael Roth, SPD, Vorsitzender Auswärtiger Ausschuss, zu Krieg in Israel

Morgenmagazin, 09.10.2023 08:00 Uhr

Die britische Regierung hat ihre Reisewarnung für Israel und die Palästinensergebiete verschärft. Sie rät von allen Reisen ab, die nicht unbedingt notwendig sind. Zur Begründung heißt es, die Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der Hamas in der Nähe des Gazastreifens hielten an. Am Sonntag hat die britische Regierung bereits von allen Reisen in den Gazastreifen und mehrere israelische Gebiete in dessen Nähe abgeraten. Alle britischen Staatsbürger in Israel und den besetzten Gebieten sind aufgerufen, ihre Präsenz in Israel und den besetzten Palästinenser-Gebieten registrieren zu lassen, damit sie über weitere Änderungen der Reisehinweise informiert werden können.

Infolge der massiven Angriffe der Hamas auf Israel ist der Ölpreis gestiegen. Zu Handelsbeginn in Asien kletterte der Ölpreis um mehr als vier Prozent nach oben. Die Angriffe sorgen für Unsicherheit über die Folgen der Kämpfe für die Region, die reich an Erdöl ist. Der Preis für die Nordseesorte Brent stieg am Morgen um 4,7 Prozent auf 86,65 Dollar (81,86 Euro) je Barrel. Der Preis für die Sorte West Texas Intermediate kletterte um 4,5 Prozent auf 88,39 Dollar je Barrel. 

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel verurteilt. Die "terroristischen Angriffe der Hamas auf den Staat Israel" seien "menschenverachtend und barbarisch", sagte die CDU-Politikerin einer Mitteilung zufolge. Ihre Gedanken und ihre Solidarität seien beim israelischen Volk und der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, "die die Sicherheit des Staates Israel verteidigen". Die Erklärungen des Bundeskanzlers Olaf Scholz sowie der Vorsitzenden von SPD, CDU/CSU, Grünen und FDP vom Sonntag hätten Merkels volle Unterstützung.

Da der Gazastreifen so dicht besiedelt ist, trifft der Gegenangriff Israels auch stark die Zivilbevölkerung, wie ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann aus Tel Aviv berichtet. "Das heißt die Opferzahlen gehen hoch - auch Frauen und Kinder", sagte sie im Morgenmagazin.

Auf israelischer Seite wurden die Bewohner der Stadt Sderot nahe des Gazastreifens aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben und niemanden herein lassen sollen. "Scheinbar gibt es die Vermutung, dass auch dort nach wie vor Terroristen auf israelischem Boden sind", so von der Tann. Man gehe davon aus, dass in den vergangenen Tagen 800 bis 1.000 militante Palästinenser durch den Grenzzaun durchgedrungen seien.

"Opferzahlen gehen hoch", Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zu Krieg in Israel

Morgenmagazin, 09.10.2023 07:00 Uhr

Bei dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel sind nach Angaben aus Bangkok auch zwölf thailändische Staatsbürger getötet worden. Die thailändische Botschaft in Israel habe durch die Arbeitgeber der Opfer von deren Tod erfahren, teilte die Sprecherin des thailändischen Außenministeriums, Kanchana Patarachoke, mit. Weitere acht seien bislang verletzt worden. Zudem seien elf thailändische Staatsbürger von der Hamas verschleppt worden. Die Regierung bereite die Evakuierung ihrer Landsleute vor, hieß es.

Israels UN-Vertreter spricht von einem "11. September"- Moment, um die Wirkung des Hamas-Angriffs auf Israel zu beschreiben. Der neue Krieg in Nahost verändert auch die Prioritäten in den USA - und zwingt das Land zur Neuorientierung, analysiert ARD-Korrespondent Ralf Borchard aus Washington.

Ungarn hat über Nacht 215 Menschen aus Israel ausgeflogen. Die beiden Flugzeuge seien sicher in Budapest gelandet, teilte Außenminister Peter Szijjarto am Morgen auf Facebook mit. Er dankte Israel, Zypern, Griechenland, der Türkei, Bulgarien und Rumänien für die rasche Genehmigung der Flüge.

Das israelische Militär kämpft nach eigenen Angaben weiterhin an sieben bis acht Stellen außerhalb des Gazastreifens gegen die Hamas. "Es dauert länger als erwartet, die Dinge wieder in eine defensive Sicherheitslage zu bringen", räumte Oberstleutnant und Sprecher der Armee Richard Hecht vor der Presse ein. Die Hamas sei immer noch in der Lage, nach Israel einzudringen.

Wie ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann aus Tel Aviv berichtet, versucht das Militär derzeit den Grenzzaun zu sichern, an dem mehrere Stellen durchbrochen wurden. Zudem werden nach israelischen Angaben weiterhin Dutzende Israelis im Gazastreifen festgehalten. Wie diese befreit werden könnten, sei noch unklar, so von der Tann.

Nach eigenen Angaben hat die israelische Armee in der Nacht Hunderte Ziele der Hamas im Gazastreifen ins Visier genommen. "Kampfjets, Hubschrauber, Flugzeuge und Artillerie der israelischen Armee haben mehr als 500 terroristische Ziele der Hamas und des Islamischen Dschihad im Gazastreifen getroffen", erklärte das Militär.

Die islamistische Hamas benutzt nach Erkenntnissen des israelischen Militärs Zivilisten als "menschliche Schutzschilde". Zudem verstecke die Hamas im Gazastreifen "terroristische Infrastruktur in zivilen Gebieten", erklärten Israels Verteidigungskräfte (IDF) am Morgen in einem Beitrag auf der Plattform x (vormals Twitter). In einer mit Fotos versehenen Auflistung von "Kriegsverbrechen der Hamas" führten die IDF des Weiteren an, dass die Hamas Leichen "schändet und verstümmelt", "absichtlich Zivilisten tötet", entführe und als Geiseln halte.

Nach mehreren internationalen Fluggesellschaften - wie United Airlines, Delta Air Lines, American Airlines und Air France - stellt nun auch die chinesische Hainan Airlines ihre Flüge nach Tel Aviv ein. Auch die Lufthansa hat zunächst bis einschließlich Montag alle Flüge von und nach Israel bereits ausgesetzt.

Als Reaktion auf die Angriffe hat die israelische Luftwaffe weitere Ziele der Hamas im Gazastreifen bombardiert. Man habe unter anderem ein Gebäude angegriffen, in dem Angehörige der Hamas untergebracht waren, teilten Israels Verteidigungskräfte (IDF) am frühen Morgen in ihrem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Zudem habe Israel im Süden rund 100.000 Reservisten zusammengezogen, erklärte ein Sprecher der israelischen Streitkräfte in der Nacht. Insgesamt kamen bislang mehr als 1.000 Menschen ums Leben.

Der Iran bestreitet jegliche Verbindung zu den Anschlägen in Israel. "Wir unterstützen Palästina nachdrücklich, aber wir sind nicht an der palästinensischen Antwort beteiligt, da diese nur von Palästina selbst getroffen wird", erklärte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen. "Die entschlossenen Maßnahmen Palästinas sind eine völlig legitime Verteidigung gegen sieben Jahrzehnte unterdrückerischer Besatzung und die abscheulichen Verbrechen des illegitimen zionistischen Regimes." Der Erfolg der Hamas-Operation sei dem Überraschungsmoment zu verdanken, was sie zum "größten Versagen" der israelischen Sicherheitsorganisationen mache.

Die ehemalige Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat betont, im Kongress herrsche parteiübergreifende Einigkeit darüber, dass die USA Israel unterstützen müssten. Es gehe darum, "unseren Freunden, den Israelis, zu helfen", sagte Pelosi in San Francisco - "sei es militärisch, sei es diplomatisch, sei es finanziell". Die Überraschungsangriffe aus dem Gazastreifen verurteilte sie als "Akte der Feigheit". Die Angriffe "auf diese Kinder, auf diese Großmütter, auf diese Familien" veränderten die Weise, wie "wir mit diesem Thema umgehen".

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert einen verstärkten Schutz jüdischer Einrichtungen in Deutschland. "Die Attacken in Israel machen einen verstärkten Schutz jüdischer Einrichtungen in Deutschland nötig. Spätestens seit den Angriffen in Paris und dem Anschlag in Halle ist klar, dass Feinde Israels in Europa sehr aktiv sind und morden wollen. Das gilt es um jeden Preis zu verhindern", sagte der stellvertretende GdP-Vorsitzende Sven Hüber der Zeitung "Rheinischen Post" laut Vorabbericht. "Wir sollten daher den Schutz auch auf jüdische Einrichtungen ausweiten, die bislang keinen Schutz erhalten haben."

Zudem müsse die Bundesregierung prüfen, ob in Deutschland bestehende Vorfeldorganisationen der Hamas oder der Hisbollah verboten werden könnten. Es brauche klare Signale, dass solche Netzwerke, die die Terroranschläge vom Wochenende und die Schändung der Leichen israelischer Bürgerinnen und Bürger feierten, in Deutschland nicht geduldet würden.

Erste Reaktionen im politischen Berlin auf den Krieg in Israel

Marcus Overmann, ARD Berlin, Morgenmagazin, 09.10.2023 06:00 Uhr

US-Außenminister Antony Blinken hat sich angesichts der Hamas-Angriffe auf Israel mit seinen Amtskollegen aus Saudi-Arabien, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten beraten. In den jeweils drei Telefonaten habe Blinken um "anhaltendes Engagement" der Länder geworben und "den unerschütterlichen Fokus der USA herausgestrichen, die Attacken durch die Hamas zu stoppen und die Freilassung aller Geiseln sicherzustellen", erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Miller, am Sonntag.

Die Republikaner im US-Repräsentantenhaus haben eine Resolution auf den Weg gebracht, in der Solidarität mit Israel angesichts der Großangriffe der Hamas bekundet werden soll. Nun sei es an der Zeit, der Welt zu zeigen, dass die Vereinigten Staaten fest an der Seite "unseres Freundes und Verbündeten Israel stehen in der Verurteilung dieser heimtückischen Attacke durch vom Iran gestützte Terroristen", erklärte der Vorsitzende des Außenausschusses der Kammer, Michael McCaul.

Er gehe davon aus, dass die überparteiliche Resolution eine der ersten Vorlagen sein werde, über die im Plenum beraten werde, sobald ein neuer Repräsentantenhausvorsitzender gewählt sei. Er erwarte auch breiten parteiübergreifenden Rückhalt für die Resolution, ergänzte McCaul. In dem Text heißt es, das Repräsentantenhaus "steht an der Seite Israels, während es sich gegen diesen barbarischen Krieg verteidigt, der von der Hamas und anderen Terroristen begonnen wurde".

Zahlreiche Mitglieder des UN-Sicherheitsrats haben bei einer Dringlichkeitssitzung in New York den massiven Angriff der Palästinenserorganisation auf Israel verurteilt. Die Reaktion erfolgte jedoch nicht einstimmig, wie der US-Botschafter bei der UN, Robert Wood, nach der Sitzung betonte. "Es gibt eine ganze Reihe von Ländern, welche die Angriffe der Hamas verurteilt haben. Aber es sind offensichtlich nicht alle", erklärte Wood, ohne Staaten wie Russland explizit zu nennen.

Zuvor hatten die USA den UN-Sicherheitsrat zu einer geschlossenen Reaktion gegen den Hamas-Angriff auf Israel aufgerufen. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen zog der Sicherheitsrat keine gemeinsame Erklärung in Betracht, geschweige denn eine verbindliche Resolution.

Israel nach dem terroristischem Großangriff der Hamas - Wie geht das israelische Militär weiter vor?

Ernst Weber, BR, Morgenmagazin, 09.10.2023 05:00 Uhr

Australien hat die Großangriffe der Hamas auf Israel scharf verurteilt. "Wir verurteilen ausdrücklich die willkürlichen Raketenangriffe, die Invisiernahme von Zivilisten und Geiselnahmen - ein besonders beunruhigender und ungeheuerlicher Akt", erklärte die australische Außenministerin Penny Wong. Sie habe am Wochenende mit ihrem israelischen Kollegen Eli Cohen telefoniert und ihm Australiens Solidarität bekundet. Australien unterstütze Israels Recht auf Selbstverteidigung.

Die Regierung in Canberra warne australische Staatsbürger zudem vor Reisen in den Gazastreifen oder in Gebiete in Grenznähe, ergänzte Wong. Australiens Premierminister Anthony Albanese sagte dem Sender ABC, der Großangriff der Hamas sei "offensichtlich sehr gut geplant" gewesen.

09.10.2023 • 00:33 Uhr

Kämpfe gehen weiter

Die israelische Armee attackiert nach eigenen Angaben weiterhin Stellungen im Gazastreifen. Kampfflugzeuge hätten Ziele der in der Küstenenklave herrschenden Hamas in einem mehrstöckigen Gebäude beschossen, teilte das Militär mit. Auch eine Kommandozentrale sei getroffen worden. Ein Boot der Marine zerstörte laut Armeeangaben zudem drei auf Israel gerichtete Raketenwerfer.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 09. Oktober 2023 um 06:30 Uhr.