Ein Mann geht in eine Niederlassung der Bundesagentur für Arbeit.

Februar-Zahlen der Bundesagentur Arbeitsmarkt leidet weiter unter Rezession

Stand: 28.02.2025 14:28 Uhr

Die Konjunkturschwäche zeigt sich weiterhin auch auf dem Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenzahl sank zwar minimal. Doch die Kurzarbeit bleibt auf einem erhöhten Niveau - und die Nachfrage nach Arbeitskräften ging weiter zurück.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Februar im Vergleich zum Januar leicht um 3.000 zurückgegangen: auf 2,989 Millionen. Saisonbereinigt - also unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen - erhöhte sich die Zahl der Menschen ohne Job im Vergleich zum Vormonat allerdings um 5.000, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte. Auch im Jahresvergleich stieg die Zahl der Arbeitslosen, um 175.000.

Die Arbeitslosenquote verharrte bei 6,4 Prozent. BA-Vorstand Daniel Terzenbach sagte, die konjunkturelle Schwäche bleibe weiter am Arbeitsmarkt sichtbar.

Mehr Kurzarbeit

Das zeigt sich auch bei der Kurzarbeit, die auf einem erhöhten Niveau bleibt. Nach den vorläufigen, hochgerechneten Zahlen von Dezember 2024 erhielten 222.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld, 80 bis 90 Prozent von ihnen sind im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt.

Vom 1. bis zum 24. Februar zeigten Unternehmen für 55.000 Beschäftigte Kurzarbeit an - das sind ungefähr so viele wie im Vormonat. Wie viele Menschen davon tatsächlich Kurzarbeit in Anspruch nehmen, lässt sich vorab aber nicht sagen.

Weniger offene Stellen

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ging weiter zurück. Im Februar waren laut der BA 639.000 offene Stellen gemeldet - 67.000 weniger als vor einem Jahr. So bleibe es für arbeitslose Menschen sehr schwierig, wieder eine neue Arbeitsstelle zu finden, sagte Terzenbach. So gering seien die Chancen nicht einmal während der Corona-Pandemie gewesen.

Im Jahresvergleich waren laut der BA mehr Männer als Frauen arbeitslos, da sie überwiegend in der vom Strukturwandel geprägten Industrie und im verarbeitenden Gewerbe tätig seien. Für alle Geschlechter gelte: Jüngere Menschen verlieren schneller ihren Job, finden aber auch schneller wieder einen neuen, bei älteren ist es genau umgekehrt.

Fachkräftebedarf bleibt hoch

Auch die arbeitslosen Spezialisten und Experten, deren Zahl im Februar mit fast 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen hat, fänden schnell wieder eine Beschäftigung. "Der Bedarf an Fachkräften bleibt alleine aufgrund des demografischen Wandels hoch", sagte Terzenbach.

Vom einst starken Beschäftigungswachstum sei nur noch wenig übrig, so der BA-Chef. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nahm im Dezember 2024 nach Hochrechnungen zwar auf 35 Millionen zu - fast 80.000 mehr als ein Jahr zuvor. Der Zuwachs ging aber allein auf ausländische Arbeitskräfte zurück.

Vor allem im Gesundheitswesen, in der Pflege, im sozialen Bereich und in der öffentlichen Verwaltung entstanden viele neue Beschäftigungsverhältnisse. Im verarbeitenden Gewerbe gingen dagegen mehr als 100.000 verloren.

DIHK und Arbeitgeber fordern Reformen

Staatssekretärin Leonie Gebers (SPD) aus dem Bundesarbeitsministerium sagte, die aktuellen Zahlen zeigten, dass sich der Arbeitsmarkt trotz andauernder wirtschaftlicher Schwächephase als widerstandsfähig erweise. Die Beschäftigung bleibe auf hohem Niveau, die Arbeitslosigkeit sei leicht gesunken. Besonders erfreulich sei, "dass es uns gelingt, immer mehr Menschen aus der Ukraine in Arbeit zu bringen".

Andere äußerten sich deutlich pessmistischer: "Die schwere Krise der Wirtschaft belastet den Arbeitsmarkt nachhaltig", erklärte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK), Achim Dercks. Er verwies auf eine aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage, nach der 56 Prozent der Betriebe in den Arbeitskosten auch ein erhebliches Geschäftsrisiko sehen.

Die DIHK fordert, die Belastungen der Betriebe durch Sozialversicherungsbeiträge zu senken. Die Abschaffung der abschlagsfreien Rente für langjährig Versicherte nach 45 Versicherungsjahren und die Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung seien dafür zwei konkrete Maßnahmen. 

Auch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger erklärte, der Arbeitsmarkt brauche "dringend die richtigen wirtschaftspolitischen Impulse". Arbeit und Leistung müssten sich mehr lohnen als Nicht-Arbeit. Das gesamte System der Sozialleistungen müsse auf Fehlanreize überprüft und reformiert werden. Die künftige Regierung müsse umgehend handeln.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 28. Februar 2025 um 11:00 Uhr.