Neuer Asterix "Die weiße Iris" Immer schön positiv bleiben
Der 40. Asterix-Band greift wieder einmal ein gesellschaftliches Thema auf: Ein Coach soll das gallische Dorf und auch die Römer im positiven Denken schulen. Doch kann das wirklich gutgehen?
Alle zwei Jahre kommt die Comic-Szene in Aufruhr. Denn dann erscheint in schöner Regelmäßigkeit ein neues Abenteuer rund um Asterix und Obelix. Im sogenannten Asterix-Jahr steigen die Verkaufszahlen insgesamt, der Klassiker lockt mehr Käufer als sonst in die Comicläden.
Weltweit wird der neue Band "Die weiße Iris" in einer Erstauflage von fünf Millionen Exemplaren auf den Markt geworfen. In 20 Sprachen und Dialekten, egal ob Baskisch, Dänisch oder Polnisch. Allein 1,7 Millionen Alben werden in Deutschland in den Bahnhofsbuchhandel, die Comicläden und an die Kioske gebracht. Verkauft wird aber nicht nur die neue Geschichte.
"Die Auflage ist so hoch wie immer", sagt Wolf Stegmaier, Egmont-Verlagsleiter. "Allerdings verdoppeln sich bei uns die Verkäufe der Backlist, also der bereits erschienenen Alben jedes Mal, wenn ein neues Werk auf den Markt kommt."
Neuer Texter mit neuen Ideen
Beim aktuellen Band "Die weiße Iris" arbeitet Zeichner Didier Conrad erstmals mit einem neuen Szenaristen zusammen. Weil der für die vergangenen fünf Abenteuer zuständige Autor Jean-Yves Ferri eine Auszeit wollte, bringt der in Deutschland noch recht unbekannte Fabrice Caro, genannt Fabcaro, das gallische Dorf mit Hilfe eines Coaches in Unruhe.
"Die weiße Iris" steht dabei für eine neue Philosophie - die das positive Denken zum Ziel hat. Weil die römischen Soldaten keine Lust mehr haben, sich immer wieder aufs Neue verhauen zu lassen ("Ohne mich, sowas ist schlicht und ergreifend übergriffig und Gift für mein Nervenkostüm"), ist eine neue Einstellung dringend nötig. Cäsars Chefmediziner Visusversus scheint mit der weißen Iris die Lösung parat zu haben, denn "nur ein glücklicher Legionär ist ein kampflustiger Legionär".
Er verkauft den Römern die nächste Schlägerei mit den Galliern als Chance. Und die erwarten die Niederlage fortan mit einer anderen Haltung: "Das verheißt einen lehrreichen Kampf." Auch den Galliern trichtert er eine neue Lebensweise ein, um sie sanftmütig zu stimmen und ihre Wachsamkeit zu untergraben. Fisch statt Fleisch - reden statt prügeln. "Als nächstes erzählt mir noch jemand, dass Hinkelsteine zu gar nichts nütze sind", meint Obelix verwundert.
Die Welt der Gallier steht Kopf
Als wäre das alles nicht genug, lassen die Dorfbewohner Troubadix auf seiner Harfe spielen, ohne ihn zu fesseln und zu knebeln, und sogar die alten Streithähne, der Fischhändler Verleihnix und Schmied Automatix, vertragen sich, anstatt mit den Fischen aufeinander einzuschlagen. Verkehrte Welt.
Dass das nicht gutgehen kann, ist klar. Und dass Gutemine unter dem Eindruck des neuen Denkens ihrem Mann Majestix und dem Dorf den Rücken kehrt, setzt dem Ganzen die Krone auf und gehört zur Strategie des doppelköpfigen Visusversus, der nach dem Motto lebt: "Jedes Problem hört auf, eines zu sein, sobald es keine Lösung dafür gibt."
"Ich wollte einen Asterix schreiben, den ich selber gerne lesen würde", erzählt Autor Fabcaro. "Das ist immer eine zwiespältige Sache. Man muss auf der einen Seite die Tradition von Goscinny und Uderzo wahren. Auf der anderen Seite aber will ich eine eigene Note reinbringen, das ist schon etwas heikel. Schon früher wurden aktuelle Themen aufgegriffen. Und sowas wie Coaching und positives Denken lag eben jetzt als Leitmotiv in der Luft."
Ende gut, alles gut?
Zeichner Didier Conrad fand die Geschichte schon etwas seltsam. "Auf einmal sollte ich zeichnen, wie sich alle nicht mehr zanken, sondern lieb zueinander sind, Körner essen und Fisch. Das war einfach anders. Selbst bei mir hat das zu einer Veränderung geführt. Allerdings habe ich angefangen, viel mehr Fleisch zu essen, als sonst", sagt er lachend.
Zeichner Didier Conrad (links) und Autor Fabcaro (rechts) mit ARD-Reporter Alex Jakubowski
"Behutsame Veränderung ist das Geheimrezept", so Programmchef Wolf Stegmaier. So bringt der neue Autor Fabcaro mehr Dialoge mit, als man es aus den vergangenen Alben kennt. "Das kommt auch daher, dass es überwiegend im Dorf spielt und es nicht um eine weite Reise geht", sagt Fabcaro, der vor allem die Psychologie der Bewohner untereinander im Blick hat.
Dass am Ende natürlich alles ist wie immer, darüber wundert man sich bei einem Asterix natürlich nicht. Neue Denkschule hin oder her. Und schließlich ist gut denkbar, dass Conrad und Fabcaro in zwei Jahren ein neues Abenteuer aus der Tasche ziehen. "Ich zeichne sehr gerne hübsche Frauen", so Didier Conrad. "Mein Traum wäre, ein Album mit der schönen Falballa zu machen", sagt er lachend und Fabcaro nickt grinsend: "Wer weiß?". Wenn ihnen jetzt nur nicht der Himmel auf den Kopf fällt.