50 Jahre Mobiltelefon Wie ein Anruf die Welt veränderte
1973 führte Motorola-Ingenieur Martin Cooper auf offener Straße erstmals ein Mobiltelefon vor: Das Gerät war klobig und 25 Zentimeter lang - aber dennoch eine Sensation.
Am Morgen des 3. April 1973 sollte Martin Cooper eigentlich in einer Morning Show im US-Fernsehen auftreten. Der Motorola-Ingenieur war nach New York geflogen, um die neue Entwicklung seiner Firma vorzustellen:
Offensichtlich hielt es der Fernsehender aber nicht für so wichtig - und sie haben mich wieder ausgeladen. Dann haben unsere Leute stattdessen ein Radioprogramm gefunden, das Interesse hatte. Ich habe gesagt, okay, gebe ein Interview. Aber auf der Straße, damit ich zeigen kann, welche Freiheit es bedeutet, mit einem Mobiltelefon ohne Kabel zu telefonieren.
Telefonat mit einem Konkurrenten
Und so stand Cooper heute vor 50 Jahren vor dem Hilton-Hotel auf der 6th Avenue in New York und zeigte dem Reporter den grauen, 25 Zentimeter langen Kasten mit Antenne.
"Das Telefon wog mehr als ein Kilogramm. Und man konnte gerade mal 25 Minuten telefonieren, länger hielt die Batterie nicht", berichtet er. Das sei aber kein Problem gewesen, weil man das klobige Gerät sowieso nicht 25 Minuten lang halten konnte, da es so schwer war.
Cooper ist heute 94 Jahre alt und erinnert sich noch genau an den Anruf, den er mit diesem Monstrum von Telefon damals gemacht hat:
Ich habe mein Telefonbuch aus der Tasche geholt und die Nummer von Joel Engel rausgesucht. Das war mein Kollege bei unserem Konkurrenten Bell Labs, die auch an der Technologie arbeiteten. Überraschenderweise ging er sogar selbst ans Telefon und nicht seine Sekretärin. Und ich habe gesagt: Hi, Joel! Hier ist Marty Cooper. Ich rufe Dich von einem Mobiltelefon an, einem richtigen Mobiltelefon - einem persönlichen tragbaren Telefon.
Die mobile Sensation
Die Firma Bell setzte auf die Weiterentwicklung der Autotelefone, die es damals schon gab und für die in einigen US-Großstädten bereits Mobilfunknetze vorhanden waren. Auf die griff auch das Motorola-Gerät zurück: das erste mobile Gerät zum Mitnehmen. Eine Sensation - sogar in New York.
"Ich weiß nicht, was Sie über New Yorker wissen. Aber sie sind wirklich blasiert", erklärt Cooper. "Die Leute gucken einfach durch dich hindurch, sie sehen niemanden. Aber da war es so: Sie hatten noch nie jemanden mit einem Telefon ohne Kabel gesehen. Da waren sogar diese arroganten New Yorker beeindruckt. So wie alle, denen wir das Telefon gezeigt haben."
Doch es dauerte noch weitere zehn Jahre, bis die Technologie tatsächlich auf den Markt ging. Zuvor musste noch die Politik überzeugt werden und sich die Industrie auf einen einheitlichen Mobilfunkstandard einigen, der zunächst auch nur in einigen Großstädten funktionierte. September 1983 war das erste System in Chicago fertig, danach folgte Washington DC. Erst dann konnte man die Mobiltelefone auch kaufen. Sie waren anfangs auf das Netz in einer Stadt beschränkt. "Und besonders gut haben die Dinger auch nicht funktioniert", meint Cooper.
Vom Kuriosum zum Massenphänomen
Motorola brachte damals das DynaTAC 8000X für 4000 Dollar auf den Markt, was praktisch genauso aussah wie der Prototyp, mit dem Cooper zehn Jahre zuvor den historischen Anruf gemacht hatte. Der Konzern begann außerdem mit massiven Kampagnen für die "Mobilfunk-Revolution" zu werben:
"Im Augenblick nutzen vor allem Wirtschaftsleute Mobiltelefone. Aber schon bald werden es mehr sein. Dann wird das mobile Telefonieren genauso normal werden, wie auf eine Digitaluhr zu schauen, einen Taschenrechner oder einen Computer zu benutzen", hieß es in einem Werbespot.
Heute sind Mobiltelefone längst alles zusammen - und noch viel mehr. Nur zum Telefonieren werden die Handys immer weniger genutzt. Man surft im Internet, nutzt Apps, verschickt Textnachrichten und Fotos. Und doch ist die Geschichte des Mobiltelefons noch lange nicht zu Ende, sagt der inzwischen 94 Jahre alte Cooper:
"Das Größte, was die Vernetzung durch Mobiltelefone erreichen wird, ist die Steigerung der Produktivität des Menschen. Wenn jeder ein Handy hat, wird die Armut besiegt werden. Und es gibt keine Ausreden mehr dafür, dass irgendjemand auf der Welt Hunger leidet."