Vermögensbildung Sind Robo-Advisors die besseren Anlageberater?
Robo-Advisors sind automatisierte Vermögensverwalter: Gesteuert von Algorithmen, können sie Portfolios erstellen und überwachen. Können Robo-Advisors echte Anlageberater ersetzen? Für wen sind die digitalen Helfer geeignet?
Inflation hin oder her - die Bundesbürger legen im Vergleich zu Bürgerinnen und Bürgern anderer Industriestaaten viel Geld zur Seite. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren das im vergangenen Jahr im Schnitt etwa elf Prozent des Einkommens. Die einen lassen sich bei ihrer Bank beraten, auf welche Art und Weise das Geld am besten angelegt werden kann, andere informieren sich selbst. Wiederum andere nutzen einen sogenannten Robo-Advisor im Internet. Das bedeutet so viel wie "Beratungs-Roboter".
Es wirkt wie eine moderne Variante der traditionellen Geldanlage. Ein Robo-Advisor ist eine Art digitaler Finanzassistent - er hilft dabei Geld langfristig anzulegen und erstellt ein Portfolio. Der Anlagevorschlag ist nur wenige Mausklicks entfernt.
Bequem, aber teuer
In einem Fragebogen fragt der "Robo" zum Beispiel nach dem finanziellen Ziel und wie viel Risiko der Investor bereit ist einzugehen - gering, durchschnittlich, überdurchschnittlich oder sehr hoch? Wie ist meine Selbsteinschätzung? Bin ich risikofreudig, legt der Robo-Advisor das Geld vor allem in Aktienfonds an. Weniger Risiko bedeutet mehr Anleihen im Portfolio.
"Dies ist sicherlich eine Erleichterung für diejenigen Einsteiger, die sich nicht zutrauen, selbst ein komplett selbstverwaltetes Depot bei einer Bank zu eröffnen und dann einen passenden Fonds auszuwählen", sagt Hendrik Buhrs vom Geld-Ratgeber "Finanztip". Zudem könnten Robo-Advisors dazu führen, dass sich bestimmte Zielgruppen überhaupt erst an das Thema Geldanlage und Börse herantrauen.
Auf der anderen Seite bezahlt der Investor für die Bequemlichkeit und den Service. Im Vergleich zu einem Direktbankdepot sind die laufenden Kosten bei einem Robo-Advisor höher. Im Jahr betragen diese etwa ein halbes bis über ein Prozent der Anlagesumme. Für ein selbst eingerichtetes Depot bei einer günstigen Bank betragen die Kosten nur 0,2 bis 0,3 Prozent.
Die Grenzen von Robo-Advisors
Es gibt Unterschiede, wie das Geld verteilt werden kann: Manche Robo-Advisors verändern das Portfolio, je nachdem, wie es an der Börse läuft. So sollen Verluste möglichst unter einem bestimmten Wert bleiben. Sie greifen dazu auf die Meinung von Analysten zurück. Andere Robo-Advisors behalten die ursprünglich festgelegte Aufteilung weitgehend bei und schichten höchstens einmal im Jahr um.
Der digitale Anlageberater kann also viele Aufgaben eines menschlichen Anlageberaters oder Fondsmanagers übernehmen, wie zum Beispiel das Erstellen und Überwachen von Portfolios. Eine umfassende Vermögensberatung können die digitalen Helfer aber nicht geben. "Der Vorteil eines Vermögensberaters ist, dass er sich alle Vermögenswerte anschaut und das Depot entsprechend zusammenstellt", so Birgit Wetjen, Finanzjournalistin und Finanzcoach. Immobilien oder Ansprüche aus Versicherungen seien in den Informationen, die der Robo-Advisor erhält, nicht enthalten.
Warum Zeit ein entscheidender Faktor ist
Geldanlage braucht Zeit, um von langfristigen Entwicklungen zu profitieren. Wichtig sind dabei die Kosten. Weder ein Robo-Advisor noch ein Vermögensverwalter garantieren eine optimale Performance. Auch falsche Angaben oder Erwartungen können dazu führen, dass die ursprüngliche Anlagestrategie angepasst werden muss, weil sich persönliche oder finanzielle Lebensumstände im Laufe der Zeit ändern können.