Bericht von Oxfam Superreiche werden immer reicher
Die reichsten Menschen der Welt werden immer reicher, teilweise wachsen die Vermögen um bis zu 100 Millionen US-Dollar pro Tag. Im Gegensatz dazu müssen laut Oxfam mehr Menschen Hunger leiden.
Wie die Entwicklungsorganisation Oxfam zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos vorrechnete, gab es im vergangenen Jahr weltweit 204 neue Milliardäre. Auch die Vermögen der Superreichen werden demzufolge immer größer: Ihr Gesamtvermögen sei innerhalb eines Jahres von 13 Billionen US-Dollar auf 15 Billionen US-Dollar 2024 gestiegen. Im Gegensatz dazu haben 733 Millionen Menschen nicht genug zum Essen - etwa 152 Millionen Menschen mehr als 2019.
Laut der Oxfam-Studie "Takers not Makers" gibt es weltweit derzeit 2.769 Milliardärinnen und Milliardäre. Ihr Gesamtvermögen sei 2024 dreimal schneller gewachsen als im Jahr zuvor. Bei den reichsten zehn Milliardären sei das Vermögen im Durchschnitt um 100 Millionen US-Dollar pro Tag gewachsen. Die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 US-Dollar pro Tag leben, stagniert dagegen seit 1990 und beträgt laut Oxfam fast 3,6 Milliarden.
In Deutschland gibt es 130 Milliardäre
In Deutschland stieg 2024 das Gesamtvermögen der Superreichen um 26,8 Milliarden US-Dollar auf inzwischen 625,4 Milliarden US-Dollar. Neun Milliardäre kamen hinzu, insgesamt seien es jetzt 130. Deutschland hat damit nach den USA, China und Indien die meisten Milliardäre. Oxfam errechnete zudem, dass deutsche Milliardärinnen und Milliardäre überdurchschnittlich von Erbschaften profitieren. Während weltweit 36 Prozent des Milliardärsvermögens aus Erbschaften stammt, sind es hierzulande sogar 71 Prozent.
Zugleich habe die Armut in den letzten Jahren stark zugenommen, viele Menschen könnten ihren gewohnten Lebensstandard nicht halten. "Diese extreme Ungleichheit entsteht maßgeblich durch eine ungerechte Steuerpolitik", erklärte Oxfam-Referent Manuel Schmitt. "Superreiche zahlen hierzulande oft weniger Steuern und Abgaben als Mittelschichtsfamilien."
Oxfam: Wachsende Kluft ist Gefahr für demokratische Gesellschaften
Den Studienmachern zufolge sind die Reichen die großen Gewinner der Krisenjahre. Die wachsende Kluft hat aus Sicht der Hilfsorganisation Konsequenzen für die Weltgemeinschaft, aber auch die nationalen Gesellschaften. Denn die Superreichen sorgten gezielt dafür, dass die ungerechten Strukturen stabil blieben. "Die wirtschaftlich starken Länder im Globalen Norden bestimmen weiterhin die Regeln, von denen Superreiche und ihre Konzerne profitieren", heißt es in dem Bericht. Das sei weiterhin Folge des Kolonialismus.
Die geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, Serap Altinisik, warnt vor negativen Folgen für Demokratien: "Denn Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht. Das sehen wir heute bei der Amtseinführung des US-Präsidenten Donald Trump: ein milliardenschwerer Präsident unterstützt vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk." Altinisik kritisiert: "Der Vermögenszuwachs der Superreichen ist grenzenlos, während es bei der Bekämpfung der Armut kaum Fortschritte gibt."
US-Tech-Unternehmer ganz vorne mit dabei
Der Bericht beruft sich auf Daten der Zeitschrift Forbes. "Selbst wenn sie über Nacht 99 Prozent ihres Vermögens verlieren würden, blieben sie Milliardäre", teilte die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation mit. Die sogenannte Forbes-Liste führt in den Top Ten auch die US-amerikanischen Tech-Unternehmer Jeff Bezos (Amazon), Mark Zuckerberg (Meta), Larry Ellison (Oracle), Bill Gates und Steve Ballmer (beide Microsoft) sowie Larry Page (Google) auf. Der reichste Deutsche ist demnach der Hamburger Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne.
Wachsenden Einfluss hätten die Superreichen auch auf die Steuergesetzgebung, heißt es. Beispielsweise bei der Senkung von Unternehmenssteuern, einer unzureichenden Besteuerung von Kapitalerträgen, Ausnahmeregelungen bei Erbschaftssteuern und der Abschaffung von Vermögenssteuern. "Zwischen 1990 und 2017 hat sich die Zahl der Länder mit einer Mehrwertsteuer von 50 auf mehr als 150 verdreifacht, während die Zahl der Länder mit einer Netto-Vermögenssteuer von zwölf auf vier gesunken ist", heißt es in der Studie.