Künstliche Intelligenz Google gibt explizite Ablehnung von KI-Waffen auf
Vor Jahren hatte sich Google selbstverpflichtet, keine KI für Überwachung zu entwickeln. Dieser Wortlaut ist nun aus den KI-Grundsätzen verschwunden. Anleger sind aus einem anderen Grund enttäuscht.
Google hat sich vom Versprechen verabschiedet, keine Künstliche Intelligenz für Waffen zu entwickeln. Der Internet-Riese aktualisierte die Grundsätze für seine KI-Aktivitäten, in der neuen Version ist die 2018 abgegebene Selbstverpflichtung nicht mehr enthalten.
Zur Begründung für die Neuauflage hieß es in einem Blogeintrag, die Technologie habe sich seit 2018 schnell verändert. Dabei ging der Eintrag nicht speziell auf die nicht mehr erwähnten Vorsätze ein.
Nur noch allgemeine Erklärung zu KI
In den neuen Grundsätzen steht allgemein, man wolle die KI mit "breit akzeptierten Prinzipien des internationalen Rechts und der Menschenrechte" in Einklang bringen. Dagegen war 2018 noch gesondert erwähnt worden, dass Google keine KI entwickeln werde, die zur Überwachung dienen könnte, die gegen international anerkannte Normen verstößt.
Auch werde man nicht an Technologien arbeiten, die allgemein schädlich sein könnten. Die Grundsätze von 2018 waren nach internem Widerstand im Unternehmen gegen die Mitarbeit an einem Drohnenprogramm des US-Militärs verabschiedet worden.
Anleger trotz Gewinnplus enttäuscht
Am Dienstagabend enttäuschte der Google-Mutterkonzern Alphabet Anleger mit seinen Zahlen für das vergangene Quartal. Der Aktienkurs fiel nach der Vorstellung der Quartalszahlen am Dienstag im nachbörslichen Handel um mehr als sieben Prozent.
Der Grund: Googles Cloud-Geschäft brachte trotz eines Anstiegs von 30 Prozent auf 11,95 Milliarden Dollar etwas weniger ein, als Analysten erwartet hatten. Sie hatten im Schnitt mit Erlösen von rund 12,2 Milliarden Dollar gerechnet. Auch der Konzernumsatz verfehlte mit einem Plus von zwölf Prozent auf 96,47 Milliarden Dollar die Markterwartungen.
Der Gewinn stieg unterdessen im Jahresvergleich um gut 28 Prozent auf 26,54 Milliarden Dollar. Das Werbegeschäft von Google erwirtschaftet nach wie vor den Großteil der Alphabet-Erlöse. Es wuchs um 10,6 Prozent auf 72,46 Milliarden Dollar. Die Videoplattform YouTube brachte knapp 10,5 Milliarden davon ein - rund 14 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Wachstumstreiber US-Präsidentschaftswahl
Ein Wachstumstreiber waren Google zufolge die Ausgaben für Werbung zur US-Präsidentenwahl im November. Am Wahltag selbst hätten 45 Millionen Nutzer in den USA Videos dazu bei YouTube geschaut.
Die Entwicklung von Googles Werbegeschäft wird sehr genau beobachtet. Eine zentrale Frage ist, ob Versuche von Konkurrenten, mit Hilfe Künstlicher Intelligenz direkte Antworten statt Links anzuzeigen, sich negativ auf Googles Suchmaschine auswirken könnte.
Google setzt auf KI-Suche
Google versucht in dieser Situation, die eigenen Suchergebnisse mit Künstlicher Intelligenz aufzubereiten, ohne das angestammte Geschäftsmodell zu torpedieren. Denn Anzeigen im Umfeld der Websuche spielen eine zentrale Rolle für den Konzern.
Google greift vor allem zu KI-Zusammenfassungen von Suchergebnissen, die Fragen von Nutzern beantworten sollen. Mit dieser Funktion werde die Websuche mehr genutzt, sagte Google-Chef Sundar Pichai.
Milliarden für KI-Rechenzentren
Im laufenden Jahr will Alphabet rund 75 Milliarden Dollar in den Ausbau der Infrastruktur investieren. Ein großer Teil davon dürfte in Rechenzentren für Software mit Künstlicher Intelligenz ausgegeben werden.
Bei den sogenannten "anderen Wetten" - Zukunftsprojekten wie selbstfahrenden Autos oder Lieferdrohnen - sank der Quartalsumsatz aller Firmen binnen eines Jahres von 657 auf 400 Millionen Dollar. Der operative Verlust des Bereichs wuchs unterdessen auf 1,17 Milliarden Dollar von rund 863 Millionen Dollar vor einem Jahr an.