Händlerin an der Frankfurter Börse.
marktbericht

Trotz hoher Unsicherheit DAX robbt sich ins Plus

Stand: 05.02.2025 18:16 Uhr

Die nächsten Schritte im Zoll-Poker des neuen US-Präsidenten bleiben offen. Dennoch schaffte der DAX unter hohen Schwankungen ein leichtes Plus. Auch die US-Börsen haben sich etwas berappelt.

Nach frühen Verlusten hat der DAX den Handelstag leicht im Plus beendet. Zunächst war der deutsche Leitindex bis auf 21.388 Zähler zurückgefallen, ging dann aber mit einem Plus von 0,37 Prozent auf 21.585 Punkte aus dem Handel.

Technisch betrachtet bleibt der DAX aber nach dem scharfen Einbruch am Montag angeschlagen. Um wieder sichereres Terrain zu erreichen, müsse der Index nun nachhaltig über die 21.500er-Marke steigen, erklärte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.

Jegliche Erholung an den Börsen in den kommenden Wochen und Monaten sei mit Vorsicht zu genießen. "Auch weil der Börsenmonat Februar mit dem Blick in die Statistik eher einer der schwächsten des Jahres ist, was sich nach der Jahresanfangsrally in diesem Jahr noch stärker zeigen könnte", so Molnar.

Für Verunsicherung unter den Anlegern sorgt weiterhin die Zolldebatte. "Die Politik von Donald Trump und insbesondere die Kehrtwende bei den angedrohten Importzöllen gegenüber Kanada und Mexiko haben zu einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten beigetragen", hieß es bei den Strategen der Helaba.

Zudem droht der Zollkonflikt zwischen den USA und China zu eskalieren, betonte Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Daraus könne schnell ein "Handelskrieg" werden - mit negativen Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft.

Die aktuellen Zahlen des US-Handelsministeriums deuteten nicht auf eine Entspannung hin: Danach ist das Außenhandelsdefizit der USA im vergangenen Jahr um mehr als 17 Prozent gestiegen. Der Wert der Importe überstieg den der Exporte um 918,4 Milliarden Dollar. Der Importüberschuss ist Trump schon seit Langem ein Dorn im Auge.

Entsprechend verhalten eröffneten die New Yorker Börsen. Mittlerweile verbucht der Dow Jones aber leichte Gewinne.

Der Nasdaq-100-Index hat seinen Anfangsverlust von rund 0,6 Prozent verringert, bleibt aber im Minus. Insbesondere trüben enttäuschende Zahlen der Google-Mutter Alphabet und des Chipkonzerns AMD die Stimmung.

Die Stimmung unter den Dienstleistern in den USA hat sich zu Beginn des Jahres überraschend eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) fiel zum Vormonat um 1,2 Punkte auf 52,8 Punkte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer Stagnation auf 54,0 Punkten gerechnet.

Unterdessen läuft die Rekordrally am Goldmarkt ungebrochen weiter. Der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls stieg bis auf 2.881 Dollar. "Wenn der Handelskrieg eskaliert, könnte China eher dazu ermutigt werden, weiterhin Gold für seine Reserven zu kaufen", sagt Ilya Spivak, Leiter Global Macro bei Tastylive. RoboMarkets-Experte Molnar sieht im Gold-Rekordhoch "ein Signal der Vorsicht und des Absicherungsbedarfs der Marktteilnehmer, das nicht zu unterschätzen ist".

Die Ölpreise weiteten dagegen ihre frühen Verluste aus. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligt sich zur Stunde um 1,8 Prozent auf 74,70 Dollar je Barrel (159 Liter).

In den USA sind die Ölreserven in der vergangenen Woche stärker als erwartet gestiegen. Die Rohölvorräte kletterten um 8,7 Millionen auf 423,8 Millionen Barrel. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg um 1,9 Millionen Barrel gerechnet.

Im Devisenhandel gewinnt der Euro 0,4 Prozent auf 1,0415 Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung hat damit ihren jüngsten Kurseinbruch komplett wettgemacht und notiert wieder in etwa auf dem Niveau vom Freitag.

Mehr als acht Prozent verlor die Alphabet-Aktie im frühen US-Handel, konnte sich seither aber vom Tagestief absetzen. Der Google-Konzern hatte gestern Abend nach Börsenschluss enttäuschende Quartalszahlen vorgelegt. Googles Cloud-Geschäft brachte trotz eines Anstiegs von 30 Prozent auf 11,95 Milliarden Dollar etwas weniger ein, als Analysten erwartet hatten. Auch der Konzernumsatz verfehlte mit einem Plus von zwölf Prozent auf 96,47 Milliarden Dollar die Markterwartungen.

Auch AMD stehen stark unter Druck. Die Aufholjagd des Halbleiterkonzerns zum KI-Chip-Marktführer Nvidia läuft nicht so schnell wie von der Wall Street erhofft. Die Erlöse im Geschäft mit Rechenzentren stiegen im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 69 Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar - Analysten hatten mehr auf ihren Zetteln.

Besser als erwartet präsentierte sich Amgen. Der US-Biotechkonzern blickt nach einem überraschend gut verlaufenen Quartal optimistisch in die Zukunft. 2025 dürfte der Umsatz bei 34,4 bis 35,7 Milliarden Dollar liegen, teilte das Unternehmen nach US-Börsenschluss mit. Analysten rechneten bisher im Schnitt mit 34,6 Milliarden.

Im DAX fielen die Autotitel mit überdurchschnittlichen Verlusten auf. Die Stimmung in der Branche hat laut der jüngsten ifo-Umfrage ein neues Tief erreicht. Der Index für das Geschäftsklima der Branche sank im Januar auf minus 40,7 Punkte, von minus 35,0 Punkten im Dezember. "Die Autoindustrie steckt in der Krise fest. Vor allem sieht sie ihre Wettbewerbsposition ernsthaft in Gefahr", sagte ifo-Branchenexpertin Anita Wölfl.

Post: Paketzusteller zum Streik aufgerufen

Im Tarifstreit bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft ver.di auch für heute zu Streiks aufgerufen. Die Arbeit niederlegen sollen Beschäftigte in der Paketzustellung. Der Streik soll ihre ganze Schicht andauern. Die Gewerkschaft will mit den Streiks den Druck auf das Unternehmen vor der dritten Verhandlungsrunde in der kommenden Woche erhöhen.

Nach der Tarifeinigung im Dezember hat der VW-Betriebsrat die Beschäftigten heute erstmals wieder zu einer Betriebsversammlung in Wolfsburg eingeladen. Das Treffen war vorgezogen worden, um zeitnah über den Tarifabschluss zu informieren. In ihrer Rede vor Tausenden Mitarbeitern verteidigte Betriebsratschefin Daniela Cavallo den kurz vor Weihnachten erzielten Abschluss. Damit habe Volkswagen nun eine gute Ausgangslage für die Zukunft. Markenchef Thomas Schäfer sprach vom "größten Zukunftsplan in der Geschichte von Volkswagen". Es gehe jetzt um "Aufholen, Angreifen, Anführen." Schäfer kündigte eine große Offensive mit neun neuen Modellen in Europa an - "inklusive bezahlbarer E-Autos im Einstiegsbereich".

Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd sieht die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump gelassen und rechnet nach jetzigem Stand mit beherrschbaren Folgen für das Unternehmen. Die bisher verhängten Zölle der USA gegen China dürften relativ wenig Einfluss auf die Warenströme haben, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen gestern Abend vor Journalisten.

Aktien von Novo Nordisk machten einen Kurssprung nach oben. Gute Geschäfte mit seinen Gewichtssenkern und Diabetes-Mitteln Ozempic und Wegovy haben dem Pharmakonzern auch im vergangenen Jahr Schwung verliehen. Dabei schlug sich der dänische Hersteller besser als erwartet. Zudem kündigte Novo Nordisk einen Zulassungsantrag für seinen neuen Gewichtssenker Cagrisema für 2026 an.

Der Windturbinenhersteller Vestas hat 2024 Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert und besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Mit einem Rekordauftragsbuch im Rücken erwartet der dänische Konzern weiteres Wachstum. Das gab auch den Aktien der Konkurrenz Auftrieb: Papiere von Siemens Energy und Nordex zogen merklich an.

Die Fusionspläne der beiden japanischen Autobauer Honda und Nissan drohen zu scheitern. Nissan werde die Fusionsgespräche mit Honda aussetzen, berichtete das japanische Wirtschaftsportal "Nikkei". Beide Seiten hätten sich nicht auf eine Bewertung der zwei Unternehmen unter dem Dach einer Holding einigen können.

Der Automobilbauer Toyota hat seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr (per Ende März) erhöht. Nach einem Einbruch im dritten Geschäftsquartal signalisiert dieser Schritt Zuversicht für ein Anziehen der Geschäfte im Schlussquartal. Die Aktie legte in Tokio um bis zu 4,3 Prozent zu.

Nach Verbesserungen bei seiner Plattform für Werbeanzeigen hat Snap im vierten Quartal die Gewinnerwartungen übertroffen. Der Snapchat-Mutterkonzern meldete einen bereinigten Gewinn pro Anteilsschein von 16 Cents. Die durchschnittliche Schätzung der Analysten hatte lediglich 14 Cents betragen.

Tesla hat im Januar in fünf europäischen Ländern einen Umsatzrückgang verzeichnet. Die Verkäufe von Tesla in Großbritannien fielen um fast zwölf Prozent, wie aus Daten der Forschungsorganisation New AutoMotive hervorgeht. In Frankreich brach der Absatz von Tesla im Berichtsmonat um 63 Prozent ein, in Schweden und Norwegen um 44 Prozent beziehungsweise 38 Prozent und in den Niederlanden um 42 Prozent.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 05. Februar 2025 um 09:00 Uhr.