Prognose von IAB-Forschern Bis 2060 fünf Millionen Arbeitskräfte weniger
Experten zufolge werden in den kommenden Jahrzehnten deutlich weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Trotz Zuwanderung werde der deutsche Jobmarkt stark schrumpfen, so das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Die Zahl der Menschen, die dem deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wird laut einer Prognose von Experten bis 2060 voraussichtlich von 45,7 Millionen auf 40,4 Millionen schrumpfen. Der Projektion des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge wird das Erwerbskräfte-Potenzial in diesem Zeitraum um 11,7 Prozent zurückgehen.
Dabei wurden Faktoren wie demografischer Wandel, Geburtenrate, Zu- und Abwanderung berücksichtigt. "Die Ergebnisse zeigen, dass den Betrieben in den nächsten Jahrzehnten deutlich weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden", sagte IAB-Ökonom Enzo Weber.
Mehr Frauen und Ältere auf dem Arbeitsmarkt
Das IAB hatte schon vor längerer Zeit einen drohenden Rückgang des Erwerbspersonen-Potenzials um sieben Millionen Menschen vorhergesagt, sollte es keine Gegenmaßnahmen geben. Die heute veröffentlichte Projektion berücksichtigt die Gegenmaßnahmen sowie zahlreiche äußere Faktoren wie die wirtschaftliche und demografische Entwicklung im Ausland, aber auch die Geburtenrate. Das Ergebnis bleibt ernüchternd: Das Potenzial wird demnach immer noch um mehrere Millionen sinken.
Positiv entwickeln werden sich der Untersuchung zufolge in den kommenden Jahren etwa die Erwerbsquoten von Frauen und älteren Menschen. Bei deutschen Frauen unter 55 Jahren gehen die Experten davon aus, dass die Quote von 87 auf 93 Prozent steigt, bei Ausländerinnen von 67 auf 77 Prozent. Den Berechnungen liegt außerdem die Annahme zugrunde, dass die Geburtenrate von 1,5 auf 1,7 Kinder pro Frau steigt. "Wenn wir die Schrumpfung vermeiden wollen, müssen wir bei den Gegenmaßnahmen also noch mindestens zwei Schippen drauflegen", sagte Weber.
Ansatzpunkte für die Teilhabe am Arbeitsmarkt, insbesondere ausländischer Frauen und Älterer, sieht der IAB-Ökonom im Abbau der Arbeitslosigkeit und weiterhin in der Migration. "Bei der Erwerbsmigration werden Drittländer gegenüber der EU immer wichtiger. Die Hürden müssen deshalb weiter abgebaut werden, gleichzeitig muss aber auch mehr dafür getan werden, dass Zugewanderte auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen und in Deutschland eine langfristige Perspektive finden", so Weber.
Wird stark wird die Bevölkerung schrumpfen?
Die Zuwanderung aus EU-Staaten wie Polen oder Rumänien wird der Studie zufolge mit den bisherigen Anstrengungen deutlich zurückgehen. Während in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 900.000 Menschen aus EU-Staaten nach Deutschland kamen, werden es 2060 demnach nur noch 600.000 sein. Im Gegenzug werde die Zuwanderung aus Drittstaaten von 240.000 auf 500.000 steigen. Gleichzeitig werde aber auch die Abwanderung von derzeit 750.000 Menschen auf eine Million zunehmen.
Im Jahr 2060 werden der Hochrechnung zufolge nur noch 72,6 Millionen Menschen in Deutschland leben, rund zehn Millionen weniger als heute. Vor allem die Zuwanderung aus anderen EU-Ländern dürfte stark zurückgehen, weil sich die Lebensbedingungen dort verbessern und gleichzeitig die demografische Lage teilweise noch ungünstiger ist als in Deutschland.