Marlene Engelhorn und Phil White demonstrieren in Davos für eine Steuer für Superreiche

Weltwirtschaftsforum Davos Hunderte Millionäre für mehr Steuern für Superreiche

Stand: 22.01.2025 19:25 Uhr

Sie warnen vor gesellschaftlicher Spaltung und dem "Kauf von Macht": Zum Weltwirtschaftsforum in Davos haben 370 Millionäre und Milliardäre einen offenen Brief unterzeichnet. Sie fordern mehr Steuern für Superreiche.

Anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos haben 370 Millionäre und Milliardäre auf der ganzen Welt höhere Steuerabgaben für Superreiche gefordert. Extremer Reichtum könne politischen Einfluss kaufen und sei daher eine "Bedrohung der Demokratie", heißt es in dem von der NGO Oxfam veröffentlichten offenen Brief an die in Davos versammelten Staats- und Regierungschefs. Die bisherige Politik habe zu der "schlimmsten Ungleichheit seit hundert Jahren" geführt.

Zu den Unterzeichnerinnen gehören auch die österreichische Aktivistin und Millionenerbin Marlene Engelhorn und die US-Filmproduzentin Abigail Disney. "Die Superreichen kaufen sich immer mehr Reichtum und mehr Macht, während der Rest der Welt in wirtschaftlicher Angst lebt", erklärte Engelhorn. Die politischen und rechtlichen Systeme seien "käuflich", die Demokratien stünden daher "auf wackeligem Boden".

Bedrohung für globale Stabilität

Disney ist Mitglied der Patriotic Millionaires, eines Zusammenschlusses reicher US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner, die ein faires Steuersystem fordern. Eine Umfrage im Auftrag dieser Organisation unter rund 2.900 Millionären aus den G20-Staaten ergab den Angaben zufolge, dass 63 Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass die Rolle Superreicher in der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trumps eine Bedrohung für die globale Stabilität darstelle.

75 Prozent der Befragten sind danach der Meinung, dass Superreiche "politischen Einfluss kaufen" und 72 Prozent vertreten den Standpunkt, dass "Superreiche die öffentliche Meinung durch die Kontrolle von Medien unverhältnismäßig stark beeinflussen".

Auch die Umweltorganisation Greenpeace fordert eine stärkere Besteuerung von Superreichen. Aktivistinnen und Aktivisten brachten auf dem südlich von Davos gelegenen Flugplatz in Samedan Aufkleber mit der Aufschrift "Time to Tax the Super-Rich" ("Es ist Zeit, die Superreichen zu besteuern") auf Privatjets an, wie Greenpeace mitteilte.

Rasant wachsendes Vermögen

Zu Beginn des Weltwirtschaftsforums hatte Oxfam einen Bericht veröffentlicht, laut dem das Vermögen der Superreichen immer schneller wächst. Das Vermögen eines Milliardärs vergrößerte sich im vergangenen Jahr danach im Schnitt um zwei Millionen US-Dollar pro Tag. Die reichsten zehn Milliardäre wurden sogar um durchschnittlich 100 Millionen Dollar pro Tag reicher. Selbst wenn sie über Nacht 99 Prozent ihres Vermögens verlieren würden, blieben sie Milliardäre, erklärte Oxfam. 

Den Angaben zufolge gibt es weltweit inzwischen 2.769 Milliardärinnen und Milliardäre - allein im vergangenen Jahr kamen 204 neu dazu. Gleichzeitig stagniere die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank lebten, und die Zahl hungernder Menschen steige.