Entflechtung geplant Fresenius lässt Tochter FMC ziehen
Fresenius vermeldet für 2022 einen Gewinneinbruch. Kräftig ins Kontor schlägt dabei Fresenius Medical Care, das auch an der Börse gelistet ist. Deshalb will sich der Krankenhausbetreiber von der Tochter entflechten.
Die Reaktion der Anleger spricht eine klare Sprache: Schon zu Handelsbeginn schießt der Aktienkurs von Fresenius Medical Care um fünf Prozent nach oben, klettert um die Mittagszeit sogar um mehr als elf Prozent. Die Ankündigung des Mutterkonzerns Fresenius, sich durch eine Änderung der Rechtsform von der Dialyse-Tochter zu lösen, sorgt für Begeisterung an der Börse.
Dabei sei Fresenius Medical Care früher ein Anker und Wachstumsgarant für den Fresenius-Gesundheitskonzern gewesen, sagt Aktienanalyst Thomas Schiessle vom privaten Analyse-Haus EquiTS, vor allem auch in den USA. "Jetzt ist es so, dass ein Wachstum durch Zukäufe nicht mehr möglich ist, Stichwort: Kartellrecht. Und durch die Corona-Wende war das Geschäft beziehungsweise die Patienten in besonderer Weise herausgefordert", so Schiessle. Viele Dialysepatienten starben während der Corona-Pandemie. Zudem machten der vor allem in den USA aktiven Dialyse-Tochter der Mangel an Pflegekräften, Lieferkettenprobleme sowie steigende Löhne und Materialkosten zu schaffen.
Zahlen fließen mit ein
Zwar ist Fresenius Medical Care als eigenständiges Unternehmen im DAX gelistet, doch hält der Mutterkonzern Fresenius rund ein Drittel der Aktien. Wegen der besonderen Rechtsform der beiden Unternehmen als sogenannte Kommanditgesellschaften auf Aktien fließen die Ergebnisse von Fresenius Medical Care komplett in die Fresenius-Bilanz ein - die guten wie die schlechten.
Das wird sich durch die geplante Entflechtung ändern, erklärt Branchenkenner Schiessle: "Diese Entflechtung soll dann dafür sorgen, dass dann nur noch 30 Prozent des Ergebnisses an die Mutter durchgereicht werden." In der Folge ergebe sich rein formal betrachtet ein realistischerer Blick auf die ökonomische Entwicklung im Konzern. Eine strategisch sinnvolle Entscheidung, findet Aktienanalyst Schiessle, zumal der Konzern hoch verschuldet sei und durch die formale Trennung beweglicher werde.
Verlierer der Pandemie
Fresenius hat als größter privater deutscher Krankenhausbetreiber noch andere Baustellen, sagt Kapitalmarktstratege Chris-Oliver Schickentanz von der privaten Vermögensverwaltung Capitell. "Fresenius ist ehrlicherweise einer der großen Verlierer der Corona-Pandemie, denn viele geplante Behandlungen wurden verschoben. Das hat zu massiven Einnahme-Ausfällen geführt."
Und das schlägt sich auch in den Geschäftszahlen für das vergangene Jahr nieder. Trotz eines Umsatzzuwachses sank der Gewinn um sechs Prozent, und auch die Aussichten sind verhalten - zumal auf den gesamten Krankenhausbereich große Umstrukturierungen zukommen dürften. Kapitalmarktkenner Schickentanz ergänzt: "Das Geschäft von Fresenius ist sehr personalintensiv, und mit steigenden Löhnen wächst hier natürlich der Kostendruck."
Bei der heutigen Bilanz-Pressekonferenz ging der erst seit wenigen Monaten amtierende Chef von Fresenius, Michael Sen, mit seinem Vorgänger hart ins Gericht. Am Ende hätten immer mehr Schulden zu immer weniger Bewegungsspielraum geführt, und die Konzernstruktur sei zu komplex. Fresenius fehle die Richtung. Das dürfte sich ja bald ändern.