René Benkos Firmenimperium Deutsche Signa-Tochter meldet Insolvenz an
Die Signa Real Estate Management Germany ist pleite. Es ist die erste Insolvenz einer Immobilienfirma der angeschlagenen Signa-Gruppe des österreichischen Investors Benko.
Eine Tochtergesellschaft der angeschlagenen Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko hat Insolvenz angemeldet. Dabei handelt es sich um die Signa Real Estate Management Germany - die Deutschlandtochter der Signa Prime Selection, in der Signa prestigeträchtige Immobilien gebündelt hat.
Wie heute aus einer Online-Veröffentlichung zu Insolvenzbekanntmachungen hervorging, wird der Berliner Rechtsanwalt Torsten Martini zum Insolvenzverwalter bestellt. Über den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hatten zuvor mehrere Medien berichtet.
Signa Prime Selection unterhält in mehreren deutschen Großstädten Bauprojekte in zentralen Innenstadtlagen, wie etwa den Elbtower in Hamburg oder das "Mynd"-Hochhaus am Berliner Alexanderplatz. Viele der Baustellen ruhen allerdings mittlerweile - hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und auch hausgemachte Probleme haben das Unternehmen unter Druck gesetzt.
Die jetzt bekannt gewordene Insolvenz ist die erste einer Immobilienfirma der Signa-Gruppe. Zuvor hatte der "Spiegel" berichtet, dass bei Signa für mehrere Unternehmensteile Insolvenzanträge vorbereitet werden. Auch dazu war von Signa kein Kommentar zu erhalten.
Kaufhauskette erwägt offenbar Aussetzen der Mietzahlungen
Zur von Benko gegründeten, weit verzweigten Signa-Gruppe gehört auch der Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof. Einem Medienbericht zufolge bereitet sich die Warenhauskette auf eine mögliche Insolvenz des Mutterkonzerns Signa Holding und der deutschen Tochtergesellschaften vor.
Galeria habe die finanziellen Verpflichtungen gegenüber den deutschen Signa-Tochtergesellschaften zwar bis einschließlich November erfüllt, wolle Mietzahlungen im Dezember aber von der Lage abhängig machen und gegebenenfalls aussetzen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Unternehmenskreise. Es werde nun sehr sorgfältig beobachtet, wie sich die Lage entwickle, hieß es weiter.
Demnach erfolgen die Mietzahlungen von Galeria nicht direkt an Signa in Österreich, sondern an unterschiedliche Gesellschaften in Deutschland. Damit ist die Warenhauskette an Fristen im deutschen Insolvenzrecht gebunden.
Benko zog sich Anfang November zurück
Die Signa-Gruppe ist europaweit aktiv, allein der Brutto-Vermögenswert der Immobiliensparte liegt nach Unternehmensangaben bei 27 Milliarden Euro. Die Signa Sports United hatte bereits im Oktober Antrag auf Insolvenz stellen müssen.
Anfang November wurde ein Restrukturierungsprozess bei der Signa-Gruppe eingeleitet. Benko kündigte an, sich aus der Holding zurückzuziehen. Geschäftspartner und Investoren hatten demnach offenbar das Vertrauen in seine Geschäftspolitik verloren. Der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Arndt Geiwitz wurde eingesetzt, um sich um die Rettung des Konzerns zu kümmern. Er gilt als einer der profiliertesten Sanierer Deutschlands. Die Familie Benko Privatstiftung blieb allerdings weiterhin größter Gesellschafter bei Signa.
U-Ausschuss in Österreich zu möglicher Bevorzugung
Benko rückt derweil in den Fokus eines neuen U-Ausschusses in Österreich. Österreichische Oppositionsparteien wollen die angebliche Bevorzugung von Milliardären durch die konservative Kanzlerpartei ÖVP in einem Untersuchungsausschuss aufklären. Die sozialdemokratische SPÖ und die rechte FPÖ kündigten am Freitag an, dass dabei vor allem Benko und seine Immobilien- und Handelsgruppe Signa im Fokus stehen werde.
"Es geht darum, inwieweit er von ÖVP-Regierungsmitgliedern und deren Büros besser behandelt wurde" als andere Unternehmer, sagte der SPÖ-Abgeordnete Kai Jan Krainer über Benko. Der U-Ausschuss solle die Vergabe von Corona-Hilfen an Firmen der Signa-Gruppe beleuchten, hieß es. Außerdem soll untersucht werden, ob Unternehmen von Milliardären wie Benko wegen guter Kontakte zur Politik steuerlich begünstigt wurden.