Wärmepumpenhersteller US-Konzern will Viessmann kaufen
Der Heizungshersteller Viessmann aus Hessen steht Medienberichten zufolge vor dem Verkauf an den US-Konzern Carrier Global. Die Firma ist einer der größten Produzenten von Wärmepumpen in Deutschland.
Laut übereinstimmenden Berichten des "Wall Street Journal" und der Nachrichtenagentur Reuters steht der Heizungsbauer Viessmann vor einer Übernahme durch den US-Konzern Carrier Global aus Florida. Bei dem Geschäft soll es um einen Kaufpreis von rund zwölf Milliarden Dollar gehen.
Fortgeschrittene Verhandlungen
Der Klimaanlagenhersteller Carrier befinde sich in fortgeschrittenen Verhandlungen über eine Übernahme des Spezialisten für Heizungen, Klimageräte und Wärmepumpen aus Allendorf an der Eder, berichtet Reuters. Das "Handelsblatt" hat nach eigenen Angaben eine Bestätigung der Transaktion von Personen aus dem Unternehmensumfeld erhalten.
Wärmepumpen gelten in Deutschland inzwischen als wichtigste Heizungsform der Zukunft. Ab dem kommenden Jahr sollen nach den Plänen der Bundesregierung keine konventionellen Gas- und Öl-Heizungen mehr neu eingebaut werden dürfen.
Kleine Kühltechnik-Sparte offenbar außen vor
Bei der Übernahmeplänen geht es den Berichten zufolge allerdings nur um die größere Viessmann-Sparte "Klimalösungen", die 85 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht und zu der auch das Geschäft mit Wärmepumpen gehört. Die kleinere Kühltechnik-Sparte werde nicht übernommen, hieß es. Noch im Laufe der Woche soll der Verkauf offiziell werden. Viessmann wollte sich zu den Informationen bislang nicht äußern.
Laut dem "Wall Street Journal" (WSJ) bekommt die Eigentümerfamilie den Kaufpreis zum Teil in Aktien, zum Teil in bar. Das 1917 von Johann Viessmann gegründete Unternehmen hat im vergangenen Jahr den Umsatz nach eigenen Angaben um 19 Prozent auf vier Milliarden Euro gesteigert, gut die Hälfte davon wurde im Ausland erwirtschaftet. Der Vorstandsvorsitz und auch der Chefposten des Aufsichtsrats sind durch Mitglieder der Eigentümerfamilie besetzt. Viessmann beschäftigt rund 14.500 Mitarbeiter.
Carrier will international expandieren
Das US-Unternehmen Carrier Global ist auf Klimatechnik spezialisiert und war erst 2020 durch die Aufspaltunge des Mischkonzerns United Technologies entstanden. Dieser hatte sich drei Firmen für Flugzeugtechnik (Raytheon), Aufzüge (Otis) und Klimatechnik (Carrier) aufgespalten.
Carrier Global will mit der Übernahme sein Geschäft internationalisieren. Von zuletzt 20,4 Milliarden Dollar Umsatz kamen bisher 60 Prozent aus Nord- und Südamerika und 23 Prozent aus Europa. Die Carrier-Aktie, die seit der Abspaltung von United Technoligies an der New Yorker Börse notiert, reagierte gestern Abend mit Verlusten auf die Nachrichten vom Zukauf in Deutschland. Sie fiel um mehr als sieben Prozent.