Folgen für Verbraucher Was der steigende CO2-Preis alles verteuert
Der CO2-Preis steigt im neuen Jahr um 50 Prozent. Damit wird es teurer, Emissionen zu verursachen und damit zum Klimawandel beizutragen. Die Folgen werden im Alltag an vielen Stellen spürbar werden.
Man stelle sich zwei Häuser nebeneinander vor: Das linke wurde modernisiert, die Besitzerin fährt ein E-Auto, das mit der eigenen Solaranlage auf dem Dach betankt wird. Das rechte ist zwar schön, aber alt und ungedämmt, davor parken zwei SUVs. Diese Bewohner werden also spätestens ab dem kommenden Jahr etwas neidisch zu der Nachbarin zu ihrer Linken hinüberschauen. Denn die SUV-Fahrer werden den gestiegenen CO2-Preis ordentlich in ihrer Haushaltskasse zu spüren bekommen.
So ungefähr ist die Überlegung: Wer viel Kohlenstoffdioxid in die Luft pustet, zahlt dafür eine Art "Verschmutzungssteuer", die über den CO2-Preis berechnet und immer dann eingezogen wird, wenn Erdgas, Flüssiggas, Erdöl oder Kohle verbraucht werden. Mit dem Jahreswechsel steigt dieser Preis je Tonne von 30 auf 45 Euro. Eine Tonne entspricht etwa dem "CO2-Fußabdruck", den eine Person in zwei Monaten hinterlässt.
Fast fünf Cent pro Liter mehr für Diesel
Die Preissteigerung trifft unter anderem alle Menschen in Deutschland, die ein Auto mit Verbrennermotor fahren. Der ADAC rechnet damit, dass der Preis für einen Liter Benzin um 4,3 Cent steigen wird. Der Liter Diesel könnte sogar um 4,7 Cent teurer werden.
Aber nicht nur das: Wer mit Erdgas heizt, wird bei der nächsten Heizkostenabrechnung mindestens einen gestiegenen Abschlagsposten finden. Die CO2-Abgabe für einen Vier-Personen-Haushalt, der 20.000 Kilowattstunden Gas im Jahr verbraucht, dürfte dann nämlich um 52 Euro nach oben geklettert sein, auf 162 Euro. Beim Heizöl werden laut dem Vergleichsportal Verivox für einen Musterhaushalt 95 Euro mehr fällig.
Allein das zeigt schon, dass die beiden Beispiele mit dem alten und dem neuen Haus nur die zwei Extreme einer sehr breiten Spanne sind. Dazwischen befindet sich der Großteil der Deutschen, die weder das Geld noch die Möglichkeiten haben, ihren CO2-Verbrauch derart zu optimieren, dass sie eher in das gut gedämmte Haus mit der Solaranlage gehören. Allein schon, weil 50 Prozent aller Deutschen zur Miete leben und sich entsprechend nicht aussuchen können, ob sie auf eine Wärmepumpe umsteigen, ist es für Privathaushalte stellenweise schwierig, ausgerechnet bei der CO2-Abgabe zu sparen.
Wo Entlastung geplant ist - und was noch fehlt
Diese Schieflage sieht auch die Bundesregierung und hat entsprechend zwei Unterstützungspfeiler eingebaut: Der erste ist die Aufteilung der CO2-Kosten zwischen Mieter und Vermieter. Das geschieht allerdings nicht hälftig. Der Anteil, den die Vermieter selbst tragen muss, steigt, je schlechter das Haus gedämmt ist.
Bei sehr effizienten Häusern ab einem Energiestandard von EH 55 und besser muss der Vermieter keine CO2-Kosten übernehmen. Aber wenn die Energiewerte des Hauses schlechter ausfallen, steigt die Beteiligung - bis hin zu 95 Prozent für sogenannte "Worst Performing Buildings". Diese Regelung ist bereits seit 2023 in Kraft. Ihre persönliche CO2-Abgabe können Mieterinnen und Mieter auf der Internetseite des Bundeswirtschaftsministeriums selbst berechnen.
Die andere Unterstützung wäre die Idee des Klimageldes. Wer wenig verbraucht, so die Logik, der zahlt nicht nur wenig - der soll im Idealfall auch einen Vorteil davon haben. Deshalb soll es möglich sein, dass alle Bürgerinnen und Bürger einen Klimagutschein erhalten. Wer ihn nicht verbraucht, bekommt den Gutschein ausgezahlt. Thomas Engelke, Energie-Experte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, sagt: "Der Mechanismus kommt", immerhin sei er im Koalitionsvertrag festgeschrieben. "Aber das Geld fehlt noch."
Wo der CO2-Preis noch durchschlägt
Das Klimageld hätte den Vorteil, dass gerade diejenigen vom CO2-Einsparen profitieren, die in kleinen Wohnungen leben. Oder die sich kein Auto leisten können beziehungsweise wollen. Solange es diesen Mechanismus noch nicht gibt, sieht Thomas Engelke die CO2-Bepreisung in ihrer jetzigen Form aber zwiespältig. Einerseits schütze sie mittelfristig die Umwelt. Andererseits verteuere sie das Leben aller Verbraucherinnen und Verbraucher.
Denn bisher sind es ja nicht nur das Tanken und die Gasheizung, wo der CO2-Preis spürbar wird. Er schlägt auch überall dort durch, wo Unternehmen die Kosten auf die Verbraucherinnen und Verbraucher umlegen können. Denn auch Verkehrsbetriebe betanken ihre Busse mit Diesel - ebenso wie derjenige, der sich den Dienstwagen vom Arbeitgeber zahlen lässt. Und auch Fußballstadien, Schwimmbäder und Konzerthallen werden mit dem gleichen Heizöl betrieben wie die Villa auf dem Land. Hinzu kommt, dass ab 2024 auch die Müllverbrennungsanlagen die CO2-Abgabe zahlen müssen, wenn sie Abfälle als Brennstoff einsetzen.
Müllpreise könnten steigen
Zwar heißt es dazu aus dem Bundeswirtschaftsministerium, es sei "nicht zu erwarten, dass diese Kosten auf die Verbraucherpreise durchschlagen und damit inflationäre Tendenzen verstärken". Begründet wird das damit, dass die Energie-Erzeugung aus Abfällen derzeit "hochprofitabel" sei. Und doch haben bereits jetzt einige Abfallwirtschaftsunternehmen Preissteigerungen für das neue Jahr angekündigt, die sich auf 20 bis 30 Euro pro Familienhaushalt belaufen könnten.
Und zur Wahrheit gehört außerdem: Das sind alles nur Zwischenstufen. Für 2023 wurde die Anhebung des CO2-Preises wegen diverser Krisen ausgesetzt. Aber zwischen 2024 und 2027 steigt der Preis nochmal, auf bis zu 65 Euro - ehe er dann in ein Börsensystem übergeht. Ab dann soll der private CO2-Verbrauch ähnlich bepreist werden, wie es für Unternehmen bereits seit 2021 mit dem Brennstoff-Emissions-Handelsgesetz (BEHG) gilt. Auf wie viel der Preis dann steigen wird, ist aktuell noch nicht abzusehen. Es gibt Institute, die mit einer Preisspanne zwischen 40 und 350 Euro je Tonne rechnen.
Verbraucherzentrale rät zum Anbieterwechsel
Für das Jahr 2024 erwarten die Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Energie noch weitere finanzielle Herausforderungen. Denn es steigt nicht nur der CO2-Preis, auch andere Faktoren kommen hinzu: Zum einen fällt die Energiepreisbremse bereits zum Anfang des neuen Jahres weg. Außerdem wird die Mehrwertsteuer angehoben, die für die Beschaffung von Erdgas erhoben wird: von sieben wieder auf 19 Prozent. Und obendrein streicht die Bundesregierung 5,5 Milliarden Euro, die für die Bezuschussung der Übertragungs-Netzentgelte vorgesehen waren.
Für Thomas Engelke von der Verbraucherzentrale lässt das nur einen Schluss zu: Energie wird 2024 nochmal teurer. Deshalb rät er allen Strom-, Gas- und Ölkunden, sich noch nach günstigeren Verträgen umzusehen, solange das möglich ist.