Kosten für Autofahrer Warum Kfz-Versicherungen viel teurer geworden sind
Die Preise für Kfz-Versicherungen klettern unaufhaltsam nach oben. Davon profitieren größere Autoversicherer wie HUK Coburg aber gar nicht - im Gegenteil. Der Anbieter macht hohe Verluste. Warum?
Die hohen Werkstatt- und Ersatzteilkosten in Deutschland sind der Hauptgrund für die tiefroten Zahlern, die der Kfz-Versicherer HUK Coburg für das Geschäftsjahr 2023 vorgelegt hat. Der Verlust in dem Geschäft mit Auto-Policen belief sich auf 216,3 Millionen Euro. Nun will die HUK Coburg mit Preiserhöhungen gegensteuern.
Preise werden wohl weiter steigen
Stanislas Stürmer, Auto-Sachverständiger in Aschaffenburg, erlebt bei den Preisen für Kfz-Versicherungen nur eine Richtung - nach oben: "Im Allgemeinen würde ich fast sagen, dass sich die Versicherungsgebühren in den letzten zehn bis 15 Jahren vielleicht sogar verdoppelt haben."
Dieser Trend werde auch anhalten, glaubt Stürmer, der auch erweitertes Vorstandsmitglied des Verbandes der unabhängigen Kraftfahrzeug-Sachverständigen (VKS) ist.
Branche schwächelt deutschlandweit
Die Preiserhöhungen landen zwar zunächst bei den Autoversicherern - und trotzdem sind sie von Profiten weit entfernt. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat die Branche im vergangenen Jahr mit Kfz-Policen einen versicherungstechnischen Verlust von knapp drei Milliarden Euro erwirtschaftet.
"Die Ertragsseite unseres Kfz-Geschäftes ist nicht zufriedenstellend", sagt Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandsvorsitzender von HUK Coburg. Im Jahr 2022 hatten die Oberfranken bei den Kfz-Versicherungen noch einen Gewinn von 37,4 Millionen Euro erwirtschaftet. "Als Deutschlands größter Kfz-Versicherer sind wir von der neuen Schadensrealität stärker getroffen als andere in der Branche," so Heitmann.
Komplexere Werkstattarbeiten als Preistreiber
Gründe dafür nennen Branchenvertreter viele. Mehr Unfälle, häufigere Unwetter, aber vor allem: die Werkstattkosten. "Da wo sie früher vielleicht 80 bis 100 Euro für einen Scheinwerfer ausgegeben haben, geben Sie heute für Matrix-LED-Scheinwerfer 3.000 Euro und mehr aus", erklärt der Kfz-Sachverständige Stürmer. Das hänge auch mit dem Entwicklung der Automobiltechnik zusammen. Denn die Einzelteile sind oft miteinander verwoben.
"Wenn Sie jetzt zum Beispiel einen Radarwarner, einen Kollisionswarner vorne haben, der ersetzt werden muss, muss der auch wieder eingelernt werden, gegebenenfalls eingestellt und justiert werden", so Stürmer. "Dafür braucht man separate ganz besondere Messmittel." Und das kostet Geld. "Gerade die freien Werkstätten müssen dann bei den Herstellern diese Prüf- und Messmittel und Einstellungsmöglichkeiten ankaufen oder in Lizenz anmieten." Diese Kosten müssen die Versicherer an die Verbraucher weitergeben.
Warten auf Ersatzteile
Die Ersatzteile sind nicht nur teurer und komplizierter geworden, sondern auch schwerer aufzutreiben. Grund ist laut Stürmer der russische Angriffskrieg in der Ukraine: "Wir haben auch die Situation, dass die Zulieferindustrie jetzt Lieferengpässe aufgebaut hat, weil einfach am Markt keine Ersatzteile zur Verfügung standen."
Wartezeiten bis zu zwölf Wochen seien zur Regel geworden - zum Leidwesen der Versicherer: "Es muss der Versicherer auch für jeden Tag Nutzungsausfall bezahlen, solange wie das Auto nicht unfallbedingt genutzt werden kann. Das führt auch zu einem Anstieg der Regulierungssummen." Und damit auch der Versicherungsbeiträge.
Steigende Personalkosten
Darüber hinaus berichten die Kfz-Versicherer über erhöhte Personalkosten - etwa im Prüfungswesen. "Versicherungen nehmen zunehmend Gutachtenprüfungen vor, sofern es sich zum Beispiel um unabhängige Sachverständige handelt, die Gutachten erstellt haben", sagt Kfz-Sachverständiger Stürmer. Für diese Prüfung werde mehr Fremdpersonal eingestellt, das entsprechend mehr Geld kostet.
Auf der anderen Seite fehlten grundsätzlich die Fachkräfte im Kfz-Gewerbe: "Hier sind natürlich mit höheren Gehältern dann eben auch die Mitarbeiter zu gewinnen und einzustellen", so Stürmer. Alles Faktoren, die in die Preiserhöhungen von Kfz-Versicherungen eingehen.