Hohe Lohnabschlüsse und Preissteigerungen EZB warnt vor Inflationstreibern
Die EZB bekämpft die Inflation mit Leitzinserhöhungen, doch bislang mit überschaubarem Erfolg. Deshalb appellieren die Zentralbanker an Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen, die Teuerung nicht weiter anzuheizen.
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, warnt vor großen Lohnerhöhungen. Bei einer Konferenz der Universität Frankfurt am Main sagte Lagarde, die Lasten der Inflation müssten fair zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern geteilt werden. Die EZB hat einen Index für Lohnkosten in sieben Euroländern. Die übliche Steigerungsrate habe sich in den letzten Monaten verdoppelt. Lagarde sagte, es gebe einen Zusammenhang zwischen steigenden Löhnen und steigenden Preisen.
"Fantastische Zeit" für Unternehmen
Zugleich nannte die EZB-Präsidentin hohe Unternehmensgewinne als Preistreiber. Als der Konsum nach der Pandemie drastisch zunahm, hätten viele Unternehmen ihre Preise erhöht. Das sei über das Niveau hinausgegangen, das durch steigende Kosten begründbar war, sagte Lagarde.
Vergangenes Jahr sei für Unternehmen eine "fantastische Zeit" gewesen, um Preise zu erhöhen, bestätigte EZB- Direktor Philip Lane. Die Unternehmensgewinne seien stärker als die Arbeitskosten gestiegen. Auch Volkswirt Lane sieht die weitere Entwicklung der Löhne kritisch. "Es ist wichtig, dass sie runterkommt" sagte Lane zur derzeit hohen Steigerungsrate.
Hintergrund ist die Sorge vor einer Lohn-Preis-Spirale: Wenn Löhne breit steigen, steigen sowohl die Kosten der Unternehmen, als auch die Möglichkeit, mehr für die eigenen Produkte und Dienste zu verlangen. Die Preise steigen, was wiederum die Gewerkschaften zu neuen hohen Lohnforderungen nötigt.
Auch Fachkräftemangel treibt die Löhne
Sowohl EZB- Präsidentin Lagarde, als auch die Wiener Wirtschaftsprofessorin Monika Merz wiesen bei der Frankfurter Konferenz darauf hin, dass auch eine zunehmende Knappheit an Arbeitskräften zu steigenden Löhnen führt. Merz sagte, dass bei sinkender Zahl der Arbeitnehmer Geringqualifizierte beachtliche Lohnsteigerungen durchsetzen könnten. Der Tarifabschluss bei der Deutschen Post von vor zwei Wochen liege weit über dem Fortschritt der Produktivität. Das führe letztlich zum Abbau von Arbeitsplätzen.
Trotz der derzeit hohen Inflation ließen die Sprecher der EZB keine Zweifel an ihrem Inflationsziel von zwei Prozent erkennen. Die EZB werde ihre robuste Strategie fortsetzen. Innerhalb weniger Monate hatte sie die Zinsen um 3,5 Prozentpunkte erhöht, um Geld teurer zu machen und die Inflation damit zu bremsen.
Die EZB-Präsidentin sagte in ihrer Rede zweimal, es gebe kein "trade-off" - also keine sich widersprechenden Handlungsmöglichkeiten - zwischen Inflationsbekämpfung und Stabilisierung des Bankenwesens. "Wir haben eine Menge Werkzeuge, um Finanzstabilität zu liefern", sagte Lagarde mit Blick auf aktuelle Sorgen um Banken.