Erneuerbare Energien "Nur zwei Prozent der Investitionen gehen nach Afrika"
Der neue UN-Wirtschaftsreport zu Afrika spricht von viel Potenzial des Kontinents. Allerdings fehle für den Ausbau der Wirtschaft und der Erneuerbaren Energien vor allem Geld.
Gabelstapler rollen durch die Werkshalle von "CP Solar" am Rande von Kenias Hauptstadt Nairobi. Das Unternehmen liefert Solaranlagen für Handel, Industrie und Privatkunden. Allerdings werden die Module nicht im Land produziert, sagt Hauptgeschäftsführerin Annissa Osman: "Unsere Zentrale ist in Frankreich, aber die Paneele werden aus China importiert. Von dort kommen die meisten der weltweit vertriebenen Anlagen. Besonders in Ostafrika sind die chinesischen Systeme weit verbreitet."
Kenia träumte mal davon, im Bereich Solarenergie auch als Produzent mitzumischen. Doch inzwischen hat die Konkurrenz aus China gesiegt. Die Anlagen aus Kenia konnten preismäßig einfach nicht mithalten. Jetzt wird hier nur noch zusammengebaut.
Erneuerbare Energien als Chance
Dabei wären Alternativen zum Markt dominierenden China durchaus nötig, sagt Rebeca Grynspan, Generalsekretärin der Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen. Das habe schon die Corona-Pandemie gezeigt, als China plötzlich nicht mehr lieferte: "Zu 80 Prozent von einem Lieferanten für Solarpaneele abhängig zu sein, ist ein Problem. Es muss Diversifikation geben - und das passiert auch schon."
Die UN-Organisation hat in Nairobi einen Bericht zur wirtschaftlichen Entwicklung in Afrika vorgestellt. Der Kontinent habe viel Potenzial, meinen die Experten. Ein großer Teil der weltweit benötigten Rohstoffe kommt von hier. Gerade in den Metropolen gibt es zunehmend gut ausgebildete junge Menschen, die zum Beispiel an Entwicklungen in der Digitalen Industrie beteiligt sind. Und der Ausbau Erneuerbarer Energien bietet neue Chancen.
Es fehlt an Geld
Allerdings fehlt es - wie auch im Solarbereich - oft am nötigen Kapital. Die Geldgeber sind bei Investitionen auf dem Kontinent zurückhaltend. "Zwei Prozent - nur zwei Prozent - der weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien gehen nach Afrika. Es gibt hier die Möglichkeiten. Aber das Geld kommt nicht", sagt Grynspan.
Die Anlaufschwierigkeiten müssten mit internationaler Unterstützung überbrückt werden, meint Grynspan. Dann profitiere nicht nur Afrika, sondern auch der Rest der Welt, weil Lücken in den globalen Lieferketten geschlossen würden: "Die Politik und Investoren müssen nur die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, damit das passiert."
Ein erster Schritt könnte sein, die Zinsen für afrikanische Staaten zu senken. Wegen der Risikoeinschätzungen von Rating-Agenturen veranschlagen Geldgeber durchschnittlich achtmal so viel wie für europäische Länder. Das erschwert Entwicklung.
Solarenergie boomt
Trotz aller Hürden: "CP Solar" hofft auf weiteres Wachstum. Denn Solarenergie boomt auch in Kenia, sagt die Geschäftsführerin: "Vor 15 Jahren hatten die Leute höchstens einen Solar-Taschenrechner. Jetzt spielt diese Form der Energie eine immer größere Rolle."
Sogar Anfragen für solarbetriebene Autos habe sie bekommen, berichtet Osman: "So weit sind wir noch nicht, aber wir hoffen, dass es entwickelt werden kann." Auch hier gilt wieder: Die Konkurrenz aus China schläft nicht. Aber vielleicht kann Afrika irgendwann mithalten.