Nach Hilfsantrag Zyperns Wie viel Geld hat der Euro-Rettungsschirm noch?
Als fünftes Euro-Land hat Zypern Kredithilfen der Partner beantragt. Im Moment reicht das Geld des Euro-Rettungsschirms dafür noch problemlos. Aber wie viel Geld ist noch in den verschiedenen Töpfen? Und wie lange reicht es, wenn sich die Krise weiter zuspitzen sollte?
Von Martin Bohne, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Und jetzt also auch noch Zypern. Damit können sich nun fünf der 17 Euro-Staaten nicht mehr aus eigener Kraft finanzieren und müssen Zuflucht unter dem Rettungsschirm suchen. Der stellt den Krisenstaaten - gegen Auflagen - so viele zinsgünstige Kredite zur Verfügung, dass sie für zwei bis drei Jahre nicht darauf angewiesen sind, die Finanzmärkte anzuzapfen. In dieser Zeit, so zumindest die Hoffnung, können sie ihre Wirtschaft wieder in Ordnung bringen.
Rettungskredite aus mehreren Töpfen
Der Rettungsschirm besteht derzeit aus mehreren Töpfen. Am wichtigsten ist die vor zwei Jahren gegründete EFSF - die Europäische Finanzstabilisierungsfaszilität. Sie verfügt über einen Kreditrahmen von 440 Milliarden Euro. Dazu kommen 60 Milliarden, die über die EU-Kommission vergeben werden, und 250 Milliarden, die der Internationale Währungsfonds (IWF) im Bedarfsfall beisteuert.
Das macht zusammen 750 Milliarden Euro - oder vielmehr: Es machte 750 Milliarden Euro. Denn mittlerweile laufen schon drei Hilfsprogramme - für Irland, für Portugal und für Griechenland. Mit einem Gesamtumfang von mehr als 300 Milliarden Euro. Die 60 Milliarden Euro der EU-Kommission sind damit so gut wie aufgebraucht, der IWF beteiligt sich von Fall zu Fall, Tendenz eher abnehmend.
EFSF trägt die Hauptlast
Die Hauptlast trägt also die EFSF. Deren Chef Klaus Regling macht die Rechnung auf: "Falls das so abgewickelt wird wie vorgesehen, dann wird die EFSF bis zum Jahre 2014 192 Milliarden Euro an diese drei Länder ausgeliehen haben." Bleiben also noch 248 Milliarden. Spanien wurden jetzt Kredite in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro allein für die Sanierung der Banken zugesagt. Die genaue Summe muss noch ausgehandelt werden. Bleiben also noch rund 150 Milliarden Euro. Zypern ist da fast zu vernachlässigen. Man rechnet mit einem Finanzbedarf von fünf bis zehn Milliarden Euro.
Aber klar ist: Das Restgeld der EFSF reicht hinten und vorn nicht mehr, wenn die Krise sich weiter zuspitzt: Wenn Spanien nicht nur den kleinen Rettungsschirm für die Banken, sondern den ganzen Rettungsschirm in Anspruch nehmen muss, und vor allem, wenn auch Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, das Handtuch wirft. Das Land muss sich allein in diesem Jahr rund 400 Milliarden Euro auf dem Finanzmarkt besorgen, um alte Kredite abzulösen und die Haushaltslücke zu schließen.
Deshalb haben die Euro-Staaten beschlossen, die Brandmauer höher zu ziehen. Für die EFSF wurden zwei Instrumente entwickelt, um mit dem vorhandenen Geld gegebenenfalls eine größere Hebelwirkung zu erzielen. EFSF-Chef Regling nennt als Beispiel den zweiten Hebel. "Da geht es um das Poolen von öffentlichen und privaten Mitteln", sagt er, "da haben wir vorläufige Zusagen über 60 Milliarden Euro von großen Investoren rund um die Welt."
Auch ESM-Geld wäre nicht genug für Spanien und Italien
Demnächst kommt auch der ESM - der Europäische Stabilitätsmechanismus - ins Spiel. Vorausgesetzt, der ESM-Vertrag wird von ausreichend vielen Euro-Staaten ratifiziert. Der dauerhafte Rettungsfonds soll einmal, wenn er voll funktionsbereit ist, über eine Ausleihkapazität von 500 Milliarden Euro verfügen. Die neuen Programme für Spanien und Zypern müssen aber von dieser Summe schon abgezogen werden. Bleiben also knapp 400 Milliarden Euro. Und auch das reicht für Spanien und Italien bei weitem nicht aus.