Jerusalem im Ramadan Zugang zum Tempelberg - mit Einschränkungen
Der Tempelberg ist eine der sensibelsten Stätten in Jerusalem - ganz besonders im Fastenmonat Ramadan. Wegen des Krieges ist die Sorge vor Ausschreitungen groß. Israels Regierung will Muslimen den Zugang aber gewähren - mit Ausnahmen.
Tief in der Altstadt von Jerusalem, am Tor der Baumwollhändler, befindet sich ein wichtiger Aufgang zum Tempelberg. An diesem Morgen ist es noch recht ruhig. Aber während des Ramadans werden auf dem Areal, das auf Arabisch "Al-Haram-Asch-Scharif" heißt, jeden Tag zehntausende muslimische Gläubige erwartet.
Israel hat die Altstadt von Jerusalem 1967 erobert und später annektiert. Völkerrechtlich wurde dies nie anerkannt. Die Kontrollposten zwischen dem besetzten Westjordanland und Jerusalem sowie die Zugänge zum Tempelberg werden von der israelischen Armee und der Grenzpolizei kontrolliert.
Ben-Gvir wollte Muslimen aus Israel Zugang verwehren
Ein älterer Mann, der in einer Gasse vor dem Tempelberg Kaffee und Tee verkauft, äußert sich dazu: "Nicht nur für mich, sondern für alle Muslime ist der Ramadan heilig. Dann gehen meine Frau, ich und meine Kinder zur Al-Aksa-Moschee. Es gab schon vor dem Krieg Beschränkungen, aber seitdem haben sie extrem zugenommen." All die Checkpoints machten es den palästinensischen Gläubigen unmöglich zu kommen, behauptet der Mann.
Tatsächlich riegelte Israel das Westjordanland nach den Terroranschlägen vom 7. Oktober weitgehend ab. Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir wollte während des Ramadans sogar noch einen Schritt weiter gehen und auch Muslimen, die in Israel leben, den Zugang zum Tempelberg verwehren.
Gebete im Ramadan mit Einschränkungen möglich
Das wiederum stieß auf große Ablehnung bei Israels Armee und beim Inlandsgeheimdienst. Die befürchteten, dass eine solche Maßnahme nicht für mehr Sicherheit, sondern für noch mehr Druck sorgen könnte. Muslime aus Israel sollen während des Fastenmonats in der Al-Aksa-Moschee beten können.
Betende Muslime auf dem Tempelberg in Jerusalem. Das Gelände wird von der israelischen Armee überwacht.
Am Ende folgte Israels Premier Benjamin Netanyahu dieser Linie: "Israels Politik war es immer und wird es immer sein, die Religionsfreiheit für alle zu sichern. Wir werden alles unternehmen, um die Religionsfreiheit auf dem Tempelberg zu gewähren und gleichzeitig die Sicherheit berücksichtigen."
Auch Muslime aus dem besetzten Westjordanland sollen nach Jerusalem reisen dürfen. Allerdings gelten hier noch strengere Einschränkungen als in der Vergangenheit. Für Jungen und Männer zwischen zwölf und 70 Jahren soll die Reise nach Jerusalem tabu sein, was mit Sicherheitsbedenken begründet wird.
Hamas droht mit neuer Gewalt
Aus palästinensischer Perspektive sind die Einschränkungen inakzeptabel. Osama Hamdan ist ein hochrangiger Vertreter der Hamas, die von der EU als Terrororganisation eingestuft wird. Israel nennt er nicht beim Namen und spricht stattdessen von "besetztem Land": "Unsere Familien in Jerusalem, dem Westjordanland und dem besetzten Land sind aufgerufen, ab dem ersten Tag des Ramadans zur Al-Aksa-Moschee zu reisen. Sie sollen jeden Moment in einen Zusammenstoß und eine Konfrontation mit dem Feind verwandeln."
USA wollen Waffenruhe vor Ramadan
Eine so aggressive Rhetorik bedeutet nicht, dass Gewalt auf dem Tempelberg bereits eine ausgemachte Sache ist. Zwischen Israel und der Hamas laufen weiterhin Verhandlungen für eine Waffenruhe. Nach dem Willen der US-Regierung soll ein Abkommen noch vor Beginn des Ramadans stehen. Israel und die Hamas haben sich zuletzt nicht gerade optimistisch gezeigt, dass das klappt.
US-Präsident Joe Biden äußerte sich vor Kurzem am Rande einer Flugreise: "Wenn wir in eine Lage kommen, in der die Dinge während des Ramadans so weitergehen, könnte das sehr gefährlich werden. Deshalb bemühen wir uns sehr, eine Waffenruhe zu erreichen".