Hisbollah-Angriff auf Israel Eine Reaktion - ohne Eskalation?
Lange hatte die Hisbollah es angekündigt: Mit mehr als 300 Drohnen und Raketen übte die Miliz Vergeltung an Israel. Chef Nasrallah zeigte sich zufrieden - eine Eskalation sollte aber offenbar vermieden werden.
Der Angriff lief nach Plan, und er war ein großer Erfolg - das war die Kernbotschaft von Hassan Nasrallah. In epischer Breite schilderte der Hisbollah-Chef am Abend in einer aufgezeichneten Rede die Attacke der Schiitenmiliz gegen Israel.
Auch begründete er, warum die Miliz sich Wochen Zeit gelassen hatte mit der Vergeltung für die Tötung eines hochrangigen Kommandeurs. Die Angriffe zielten nach seinen Worten auf israelische Soldaten und Militäreinrichtungen. Und zwar auf solche, die an der Planung und Ausführung des Angriffs auf seinen engen Vertrauten Fouad Shukr Ende Juli beteiligt gewesen seien.
Die Attacke beschränkte sich also auf die bisherigen Angriffsgebiete und Ziele der Hisbollah in Israel. Damit bestätigte Nasrallah indirekt, dass eine echte Eskalation bewusst vermieden wurde.
Nasrallah wirft Israel Lügen vor
Einen großen Teil seiner Rede verwandte der Hisbollah-Chef darauf, Aussagen von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zurückzuweisen, wonach die israelische Armee Tausende Raketen der Hisbollah abgefangen und Tausende Raketenwerfer zerstört habe.
Alles Lügen, so Nasrallah. Das zionistische Gebilde - Hisbollah-Code für Israel - stehe jetzt unter Schock und habe nicht den Mumm zurückzuschlagen. Sollte der Schaden nicht groß genug ausgefallen sein, dann werde die Hisbollah zu gegebener Zeit erneut zuschlagen, versicherte der Miliz-Chef.
Eine Reaktion - aber keine Eskalation?
Doch zwischen den Zeilen war erkennbar, dass dieses Kapitel der kriegerischen Auseinandersetzung mit Israel für Nasrallah abgeschlossen ist. "Die Erklärung sollte vor allem den Verbündeten der Hisbollah versichern, dass die Miliz reagiert habe, dass sie jene widerlegt habe, die ihren Willen dazu angezweifelt hatten", sagt Haneen Raddar, Nahost-Expertin am Washington Institute. "Es ist aber auch eine Botschaft an die Israelis: Wir sind durch und wir wollen nicht weitermachen."
Samir Gatta, Leiter des Middle East Center for Strategic Studies in Kairo, zieht gar eine Analogie zu Hisbollahs Verbündetem Iran. "Im April wartete der Iran mit derselben Rede mit fast denselben Details und denselben Ausreden auf, als Offiziere und Berater im iranischen Konsulat in Syrien getötet wurden." Der Iran habe damals wesentlich mehr Raketen und Drohnen auf Israel abgeschossen. "Aber nicht ein einziger Israeli hatte einen Kratzer, und militärische Verluste gab es auch nicht. Nasrallah verteidigt sich nur."
Dazu passt, das Nasrallah bekräftigte, dass die Hisbollah den Grenzkrieg fortsetzen werde, den sie gleich nach dem Überfall der Hamas im Oktober aus Solidarität mit der Terrororganisation begonnen hatte. Mit der Begründung: Die Hisbollah werde Gaza nicht im Stich lassen.
Es hakt weiterhin bei den Vermittlungen
Unterdessen ist es den Vermittlern USA, Katar und Ägypten offenbar nicht gelungen, in Kairo Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas voranzutreiben.
Dem Vernehmen nach hakt es weiterhin an der Frage, inwieweit israelische Truppen an der Grenze zwischen Gaza und Ägypten stationiert bleiben dürfen. Israel möchte dort Waffenschmuggel unterbinden. Die Hamas verlangt dagegen den Abzug Israels aus Gaza.
Ob, wann und wo die Gespräche fortgesetzt werden sollen, ist unklar.