Nach Feuergefecht in Banjska Kosovarische Polizei findet Waffenarsenal
Maschinengewehre, Patronen, Dynamitstangen: Nach den Kämpfen mit serbischen Militanten hat die kosovarische Polizei ein Waffenarsenal entdeckt. Der Innenminister spricht von einem Terrorakt, der von Serbien aus gesteuert sei.
Ein Parkplatz in Mitrovica, im albanischen Teil der zweigeteilten Stadt im Norden des Kosovo. Die Polizei hat große Menge an Waffen und Munition auf dem Boden ausgebreitet. Die Sachen sollen im Kloster von Banjska beschlagnahmt worden sein - wenige Kilometer entfernt von hier, dort, wo sich am Sonntag eine bewaffnete Gruppe mehrere Stunden verschanzt hatte.
Zu sehen sind sechs Maschinengewehre, Hunderte Patronen, acht Minen, 150 Dynamitstangen, außerdem Panzerwesten, Nachtsichtgeräte und Serbien-Fahnen. Im Kloster sollen außerdem ein gepanzertes Fahrzeug und 24 Jeeps beschlagnahmt worden sein.
Innenminister vermutet gesteuerten Terrorakt
Der kosovarische Innenminister Xhelal Sveçla steht auf dem Parkplatz vor den Waffen und spricht von einem geplanten Angriff, von einem von Serbien gesteuerten Terrorakt. Die Version des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic, einfache Bürger hätten sich bewaffnet und sich gegen die Unterdrückung im Kosovo gewehrt, diese Version sei falsch, so Sveçla.
Die Polizei habe im Kloster und in den Fahrzeugen Karten und Pläne gefunden, die auf einen langen, gut durchdachten Plan hinwiesen. "Wir haben es hier nicht mit lokalen Gruppen zu tun, sondern mit einer Terrororganisation, die direkt aus Belgrad gesteuert wurde. Eine Aktion mit so einer Menge von Waffen muss mehrere Monate vorbereitet werden."
Serbischer Geschäftsmann beteiligt?
Sveçla will auch Hinweise auf den mächtigsten Serben im Nordkosovo gefunden haben: Milan Radojcic. Er ist Geschäftsmann und gilt als wichtige Figur in der organisierten Kriminalität. Er ist Vizepräsident der einflussreichsten serbischen Partei im Nordkosovo, Srpska Lista, und gilt als Vertrauensmann des serbischen Präsidenten Vucic. Und er soll in den Angriff am Sonntag verwickelt gewesen sein, so der kosovarische Innenminister.
"Wir haben in den beschlagnahmten Materialien Dokumente von Milan Radojcic gefunden, des Verbrechers der in den USA auf der schwarzen Liste steht. Die Dokumente belegen, dass er mit dem Anschlag in Verbindung steht oder sogar direkt beteiligt war. Wir haben unter anderem Radojcics Waffenschein."
Angreifer töten kosovarischen Polizisten
Bei den Angreifern war immer wieder von mehr als 30 Personen die Rede. Zuerst hatten sie an einer Brücke in Banjska eine Straßensperre aus zwei Lkw errichtet und dann auf die eintreffende Kosovo-Polizei gefeuert und dabei einen Polizisten getötet. Dann verschanzten sie sich stundenlang im nahegelegenen Kloster von Banjska.
Am Ende war von drei toten Angreifern und sechs Festgenommenen die Rede. Gestern wurde dann noch ein vierter Toter bestätigt. Doch wo sind die anderen mehr als 20 Angreifer abgeblieben? Neue Drohnenaufnahmen zeigen, wie ein paar Kämpfer zu Fuß aus dem Kloster fliehen.
Einige sollen es nach Serbien geschafft haben, was ausgehandelt wurde, sagen einige Experten wie Dusan Janjic von der serbischen Nichtregierungsorganisation Forum für Ethnische Beziehungen. "Das Herausholen der Kämpfer muss eine komplizierte politisch-diplomatische Aktion gewesen sein unter Einbeziehung der internationalen Sicherheitskräfte im Kosovo, der KFOR-Schutztruppe und der EULEX-Polizeimission. Die Kämpfer wurden dann an die serbischen Organe übergeben und kamen zum Beispiel in das Krankenhaus nach Novi Pazar."
Der kosovarische Innenminister Sveçla scheint allerdings nicht einverstanden damit zu sein, dass verletzte Kämpfer kurz hinter der Grenze in Serbien behandelt werden. "Nach unseren bisherigen Informationen werden sechs verwundete Terroristen im Krankenhaus von Novi Pazar behandelt. Wir fordern Serbien auf, sie unverzüglich den kosovarischen Behörden zu übergeben"
Der Vorfall von Banjska wird auch weiterhin Thema sein. Der serbische Präsident Vucic will sich mit den Botschaftern des sogenannten Quintetts treffen - bestehend aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Italien.