Zwangspause im Parlament Für Johnson steht viel auf dem Spiel
Großbritanniens Oberster Gerichtshof wird bald entscheiden, ob die von Premier Johnson eingeleitete Zwangspause im Parlament rechtens war. Für Johnson könnte das politische Konsequenzen haben.
Hat der englische High Court Recht, oder hat das schottische Berufungsgericht Recht? Die englischen Richter hatten entschieden, dass der britische Premier Boris Johnson nicht gegen das Gesetz verstoßen hat, als er die Queen anwies, das Parlament in die Zwangspause zu schicken.
Die Richter in Edinburgh sahen das anders: Sie waren der Meinung, Johnson habe die Queen hinters Licht geführt. Die Zwangspause diene nicht, wie von Johnson offiziell begründet, der Vorbereitung der Regierungserklärung am 14. Oktober. Vielmehr wollte der Regierungschef mit der Zwangspause das Parlament lahm legen, es davon abhalten, seine Brexit-Politik zu stören. Und das sei illegal.
Jetzt müssen die elf Richterinnen und Richter des obersten britischen Gerichts - des Supreme Court in London - entscheiden, auf welche Seite sie sich schlagen.
Weitreichende Wirkung der Entscheidung
Johnsons Vor-Vorgänger, David Cameron, der Großbritannien mit dem EU-Referendum 2016 in die Lage befördert hat, in der es sich jetzt befindet, meldete sich derweil mit der Einschätzung zu Wort, die Zwangspause sei wohl nicht illegal - aber trotzdem politisch falsch:
Es ist eine sehr harte Entscheidung, um die Debatte zu beschränken. Und wahrscheinlich war diese Entscheidung sogar kontraproduktiv für den Premierminister. Am Ende muss Johnson seine Politik durch das Parlament bringen, und er kann die Mehrheiten im Parlament nicht ignorieren.
Aus Sicht der Opposition wird das Urteil des Obersten Gerichts weitreichende Wirkung haben. Shami Chakrabarti, die Schatten-Justizministerin von der Labour Party, meint, dass auf Basis der Fakten in diesem Fall entschieden werde, ob Johnson und seine "Kameraden" hier ihre Macht missbraucht hätten, um das Parlament auszuschalten.
Der Supreme Court in London muss entscheiden, ob Premier Boris Johnson mit der langen Zwangspause für das britische Parlament gegen das Recht verstoßen hat.
Johnson gibt sich gelassen
Sollten die Richter den Johnson-Kritikern Recht geben, dann bleibt dem Premierminister aus Sicht der Opposition nur der Rücktritt. Johnson selber gibt sich vor der Entscheidung gelassen. Er habe großen Respekt vor den britischen Gerichten, die von der ganzen Welt bewundert würden. Aber das Beste jetzt sei es jetzt, ihre Entscheidung abzuwarten.
Die Vertreter der Regierung werden in der Anhörung argumentieren, dass es im Ermessen der Exekutive gelegen habe, das Parlament zu suspendieren. Der frühere Oberste Richter Lord Sumption hält das auch für die herrschende Meinung - gleichwohl sieht er in diesem Fall Risiken für die Regierung:
Meiner Ansicht nach ist die herrschende Meinung die, die dem Urteil des Englischen Gerichts zu Grunde liegt. Aber, wenn man sich so unverschämt verhält und sich so unserer politische Kultur widersetzt, könnten die Richter versucht sein, ihre Grenzen auszutesten. Johnson geht mit Hammer und Sichel gegen unsere politische Kultur vor.
Damit provoziere er diejenigen, die meinen, politische Lösungen müssten im Einklang mit den britischen Traditionen stehen, so Sumption.
Die Anhörung vor dem Obersten Gericht könnte bis Donnerstag dauern. Das Urteil wird für Freitag erwartet.