Konflikt zwischen Serbien und Kosovo Erst Aufmarsch, dann Rückzug?
Die Lage zwischen dem Kosovo und Serbien ist weiter angespannt. Während die serbische Armee behauptet, die Truppen an der Grenze zum Kosovo zu reduzieren, wirft Kosovo Serbien vor, eine Annexion des Nordens zu planen.
Die serbische Armee hat erneut beteuert, die Truppen an der Grenze zum Kosovo zu reduzieren. Der Armeechef und der Verteidigungsminister des Landes traten dazu vor die Presse. Dass Serbien zuletzt ein beispielloses Arsenal an Waffen und Infanterieeinheiten in großer Zahl an der Grenze zum Kosovo versammelt haben soll, wies Verteidigungsminister Miloš Vucevic zurück: "Gegen die serbische Armee wird eine kontinuierliche Kampagne geführt, gegen ihre Stärke und Aktivitäten beziehungsweise Bewegungen und Stationierung ihrer Einheiten auf dem Territorium unseres Landes. Wir halten sie für völlig unangemessen, unverantwortlich und weisen sie als falsch und absolut unwahrhaftig zurück."
Serbien: 4.500 Soldaten stationiert
Unter anderem die USA hatten den serbischen Truppenaufmarsch als beispiellos bezeichnet. Den serbischen Angaben zufolge hat Serbien nur noch 4.500 Soldaten innerhalb der sogenannten Bodensicherheitszone stationiert. Diese reicht von der Grenze fünf Kilometer ins serbische Inland. Erst Aufmarsch, dann Rückzug: Das würde einem typischen Muster folgen. Immer wieder hat Serbien in den letzten Monaten seine Truppen so bewegt.
Kosovo wirft Serbien vor, eine Annexion des Nordens zu planen - und damit des Landesteils, in dem vor allem ethnische Serben leben. Die Außenministerin des Kosovo, Donika Gervalla-Schwarz, sagte am Morgen im Deutschlandfunk mit Blick auf den Angriff serbischer Paramilitärs am Sonntag vor einer Woche, der serbische Präsident habe vor acht Tagen genau gezeigt, was der Plan sei. "Der Plan ist einen Teil unseres Territoriums zu besetzen. Und dann durch das Stellen vor vollendete Tatsachen unsere Regierung, unser Land zu zwingen, in Brüssel über Territorium zu verhandeln", sagte sie.
EU will Normalisierung der Verhältnisse
Die Europäische Union bemüht sich, eine Normalisierung des Verhältnisses zwischen Kosovo und Serbien zu vermitteln. Bisher ohne Erfolg. Ob Serbien kosovarisches Territorium verletzen könnte, ohne vom Westen isoliert zu werden, ist offen. Der serbische Verteidigungsminister Vucevic jedenfalls zeigte sich bereit für ein solches Szenario, da Serbien den Kosovo nach wie vor als eigenen Landesteil betrachtet.
Falls die Serbische Armee vom Präsidenten der Republik als Oberbefehlshaber einen solchen Befehl bekomme, dass ihre Einheiten auf das Territorium von Kosovo und Metohija als Teil Serbiens eintreten solle, werde die Armee Serbiens eine solche Aufgabe "effizient, professionell und erfolgreich durchführen", sagte Vucevic. "Auch dann würden wir das vorher den KFOR-Einheiten beziehungsweise dem -Kommando ankündigen." Vucevic schob nach, dass Serbien aber für eine politische Lösung stehe. "Wir würden das hinter niemandes Rücken tun."
Aufforderung an NATO, Truppen im Norden zu verstärken
Für den Moment fordert das Land die NATO auf, ihre Truppen im Norden des Kosovo zu verstärken. Serbien behauptet, dass die Kosovo-Polizei die dortige, mehrheitlich serbische Bevölkerung schikanieren würde. Den Angriff der schwer bewaffneten Kämpfer auf die kosovarische Polizei stellt Serbien so auch als Freiheitskampf dar - dementiert aber, damit in Verbindung zu stehen.
Kosovo hatte Drohnenbilder veröffentlicht, die zeigen sollen, wie die Kämpfer auf einem serbischen Militär-Übungsplatz einen Angriff trainieren. Über den bekennenden Kopf der Truppe Milan Radoicic sagte der serbische Armeechef Milan Mojsilovic: "Gemäß unserer Erkenntnisse hat Milan Radoicic nicht an der Ausbildung auf dem Militärübungsplatz teilgenommen, hat keinen einzigen Schuss, keine einzige Granate abgefeuert, war bei genannten Aktivitäten auch nicht anwesend." Die Videoaufnahmen bewiesen nichts, fügte er hinzu.
Radoicic ist in Serbien und auf freiem Fuß. Er war am Wochenende in Belgrad einvernommen worden. Laut Medienberichten nahm er am Sonntag an einem Begräbnis eines der drei getöteten Angreifer in Zentralserbien teil. Ob Serbien der Forderung nachkommt, Radoicic an Kosovo auszuliefern, ist offen. Da Serbien Kosovo nicht als Staat anerkennt, gibt es kein Auslieferungsabkommen zwischen den Ländern.