Tarifstreit EVG lehnt Bahn-Angebot ab
Die EVG hat ein erstes Angebot der Deutschen Bahn im Tarifstreit als "inakzeptabel" zurückgewiesen. Nun könnten Ende März Warnstreiks drohen. Die Bahn nannte die Ablehnung "nicht nachvollziehbar".
Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ein erstes Angebot des Konzerns abgelehnt. Die am Dienstag wieder aufgenommenen Verhandlungen in Berlin werde die Gewerkschaft am Mittwoch nicht fortsetzen, teilte sie am Mittag mit.
Die Offerte der Bahn vom Dienstagabend sei inakzeptabel und keine Grundlage für weitere Verhandlungen, sagte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. "Die Deutsche Bahn hat es bewusst unterlassen, den schwelenden Konflikt zu entschärfen." Stattdessen provoziere sie mit nicht annehmbaren Vorschlägen.
Die EVG beklagte unter anderem, dass das Thema Mindestlohn nicht gelöst sei. Das sei aber "eine der Voraussetzungen" gewesen, um in Verhandlungen einzutreten. "Die Deutsche Bahn trägt mit diesem unangemessenen Verhalten dazu bei, dass Warnstreiks unausweichlich werden." Eine Entscheidung hierzu werde seitens der EVG aber frühestens am 23. März getroffen, ergänzte die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay. Die Bahn müsse bis zur nächsten Gesprächsrunde am 24./25. April ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen.
Bahn: Ablehnung "nicht nachvollziehbar"
Die Deutsche Bahn (DB) kritisierte die Ablehnung des Angebots als "nicht nachvollziehbar". Es sei auf zentrale Forderungen der EVG eingegangen worden. Das Unternehmen forderte die EVG auf, die Verhandlungen "zeitnah fortzusetzen". Aus Sicht von Personalvorstand Martin Seiler ist der vereinbarte nächste Termin Ende April angesichts der berechtigten Erwartungen der Mitarbeitenden zu weit entfernt: "Wir sind jederzeit bereit, die Verhandlungen zu einem früheren Zeitpunkt fortzusetzen."
Seiler erklärte, der Staatskonzern sei mit seinem Angebot einen großen Schritt auf die EVG zugegangen. Die Löhne der DB-Beschäftigten sollen demnach in zwei Schritten um insgesamt fünf Prozent steigen: ab dem 1. Dezember 2023 um drei Prozent und ab dem 1. August 2024 noch einmal um zwei Prozent. Als soziale Komponente zur Abfederung der gestiegenen Lebenshaltungskosten sollen die Mitarbeitenden laut Angebot eine Inflationsausgleichsprämie von 2500 Euro erhalten.
Die EVG verlangt zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. Für die meisten Beschäftigten der Bahn bedeutet dies eine stärkere Steigerung als die zwölf Prozent, die für eine Laufzeit von zwölf Monaten gefordert wird.
EVG verhandelt für 180.000 DB-Beschäftigte
Die Gewerkschaft verhandelt nach eigenen Angaben für rund 180.000 DB-Beschäftigte. Die nächste Tarifrunde soll zwar erst im April stattfinden, bis 23. März sind aber weitere Gespräche mit kleineren Bahn-Unternehmen mit insgesamt weiteren 50.000 Beschäftigten geplant. Für sie gelten die gleichen Forderungen.
Sollten auch diese Gespräche zu keinem Erfolg führen, könnte es Gewerkschaftskreisen zufolge einen umfassenden Verkehrsstreik am 27. März geben. Sowohl Nah- als auch Fern- und Güterverkehr würden dann bundesweit lahmliegen. Dem Ausstand könnte sich auch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di im städtischen Verkehr und an den Flughäfen anschließen.
Im Herbst folgen die Tarifgespräche zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Insgesamt arbeiten rund 220.000 Menschen für die Bahn in Deutschland.